6. Kapitel

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Kaum war der König aus dem stickigen Raum sprang ich aus der Wanne und trocknete mich so schnell wie möglich ab. Dabei versuchte ich die wohlige Wärme und Flauschigkeit des Handtuchs zu ignorieren. Dann suchte ich hektisch den Raum nach meinen zerlumpten Klamotten ab. Als ich sie neben der Tür sah, schlüpfte ich schnell hinein. Mein Verband war durch das Bad durchtränkt worden und müsste wahrscheinlich neu gemacht werden, aber dafür blieb keine Zeit. Ich musste hier verschwinden. Denn ich wollte nicht die Spielfigur in dem perfiden Spiel des Königs sein. Als die kratzigen und stinkende Kleidung wieder an meinem Körper war, hatte ich das Verlangen mich erneut in die überdimensionale Wanne zu legen. Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick schlüpfte ich durch die Tür von vorhin. In dem edlen Schlafzimmer war noch keine Estelle zu sehen. Sehr gut. Denn anscheinend hatte sie engen Kontakt zum König, was ich mir hätte denken können. Auch aus dem Schlafzimmer verschwand ich schnell. Die Marmortreppe war von hier aus zu erkennen also lief ich darauf zu. Der Ausgang musste schließlich irgendwo im unteren Bereich sein. Meine nackten Füße tapsten über den kühlen glatten Marmor und hinterließen dabei nur das platschen von nassen Füßen. Von dem unteren Bereich konnte ich schon Stimmen hören. Ich durfte mich nicht erwischen lassen. Sicherlich waren hier überall Spitzel. Vielleicht auch hinter den Gemälden die hier überall hingen. Die Vorfahren dieses Tyrannen. Als ich endlich die letzte Stufe der unendlichen langen Treppe hinunter gestiegen war, blickte ich mich um. Überall waren tiefe Fenster die einen Blick auf einen See frei gaben. Es war hier wunderschön nur leider gehörte dieser Ort der falschen Person.

„Also sie haben wir abgeliefert. Fahren wir." Grummelte eine tiefe Stimme nur ein paar Meter weiter von mir. Erschrocken drehte ich mich um und erkannte dass es eine der Wächter aus den Craigminen war. Die Uniform saß wie angegossen an ihm. Schnell sprang ich wieder ein paar Stufen der Treppe hinauf und versteckte mich darauf. Sie durften mich nicht entdecken. „Was der König wohl mit ihr will?" Fuhr die dunkle Stimme weiter fort. Ein raues Gelächter erklang. „Wer weiß was er mit den Huren von Craig anstellt. Aber uns kann es egal sein. Holen wir uns noch den Lohn und dann verschwinden wir. Bin nicht umsonst den ganzen Weg hier hergekommen." Brummte die zweite Stimme. Bitte kommt nicht hier vorbei. Aber zu meinem Pech hörte ich die schweren Schritte der zwei Männer genau in meine Richtung. Panisch rechnete ich aus ob ich die Treppe wieder nach oben kommen würde, bevor sie mich erkannten. Scheiß drauf. Und damit stürmte ich die Treppen hoch.

„Hey! Was machst du denn hier? Los hier her!" schrie schon kurze Zeit später eine der Wächter. Nicht umdrehen. Schrie ich mich selbst in Gedanken an. Meine Beine trugen mich immer schneller die rutschige Treppe nach oben. Als ich plötzlich von hinten gepackt wurde. Ein stummer Schrei verließ meinen Hals und ich versuchte mich zu wehren. Der Gestank nach kaltem Schweiß und Nikotin erfasste mich. „Wie kamst du den aus den Craigminen, du Hure? Jetzt werden wir dich erstmal wieder mitnehmen. Und dann erfolgt eine Bestrafung." Tiefes Gelächter war wieder zu hören und ich bekam eine Gänsehaut.


Der blonde Mann hatte mich in solch einem Griff, dass meine Rippen davon schmerzten. „Sam, hol du unseren Lohn, ich habe hier unsere Ausreißerin", höhnte der blonde zu seinem Kollegen Sam. Wieder versuchte ich mit meinen Füßen zu strampeln, aber zwecklos. Er marschierte mit mir und einer großen Portion Leichtigkeit die prunkvolle Treppe hinunter direkt auf einen verglasten Ausgang. Die Sicht auf einen schwarzen Kastenwagen wurde frei und grob öffnete der Wachmann genau die Tür von diesem. Mit einen heftigen Stoß wurde ich auf die Ladefläche geworfen und dann die Tür hinter mir zugeknallt. „Das wird noch ein Spaß mit dir"; hörte ich den blonden Wachmann erneut. Zittrig igelte ich mich in der Dunkelheit ein. Meine Schulter begann wieder zu Schmerzen. Aber dafür hatte ich jetzt keine Zeit. Was würde mich für eine Bestrafung erwarten?

Kyrie Eleison - Nur der Glaube kann dich retten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt