Wettbewerb

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Hallo ihr Lieben,

das ist mein Beitrag zum Wettbewerb von @WPRomantik. Meine Geschichte ist der Anfang einer neuen Idee (die ich hoffentlich nächstes Jahr einmal verwirklichen kann) und geht über eine Frau, die plötzlich jemandem aus ihrer Vergangenheit gegenüber steht. Mehr will ich gar nicht mehr verraten. In diesem Sinne viel Spass beim Lesen ^^

***

Träume sind wie Seifenblasen, sie fliegen durch die Luft und wenn sie an etwas stossen, zerplatzen sie und das kleine, zerbrechliche Etwas das sie einmal waren, ist wie weggefegt. Doch Erinnerungen haben einen fahlen Beigeschmack, sie werden blasser und blasser und sind irgendwann nur noch durchsichtig und liegen wabernd im Nebel. Während alles um sie herum in strahlendem Licht erscheint und die eigentliche Erinnerung in den Schatten stellt.

Doch was, wenn einem plötzlich klar wird, dass man vor seinen Erinnerungen nicht davon laufen kann? Was, wenn alles was man sich in den letzten Jahren aufgebaut hat, auf einmal in Flammen steht und man sich gezwungen fühlt erneut aufzubrechen, alles stehen und liegen zu lassen, um an einem anderen Ort glücklich zu werden? Und was, wenn man das nicht will? Geht man das Risiko ein, oder taucht man ein zweites Mal unter?

In meinem Kopf schwirren viele Erinnerungen herum, einige sind noch voller Farben, bunt und schillernd schön, wohingegen andere wie bereits erwähnt blasser geworden sind und wabernd im Nebel liegen. Denn diese Erinnerungen sind schon eine ganze Weile her und gehören zu einem Teil meines Lebens, den ich bereits hinter mir gelassen habe. So habe ich es zumindest angenommen.

Das braunhaarige Mädchen, welches an einer Brücke stand, sich hinunterstürzen wollte, um den ständigen Gedanken zu entkommen, bin ich schon lange nicht mehr und doch, schlummert dieses Mädchen noch immer in mir. In einem versteckten Teil meines Ichs, den Teil, den ich für immer weggesperrt hatte. Ich war damals sehr verzweifelt, war es leid ständig diese Stimme zu hören, die mir ins Ohr flüsterten, dass meine Seele verflucht wäre. Dass ich niemals glücklich werden und ich nur durch diesen einen Ausweg endlich zu meinem Seelenheil kommen würde. Das war eine verdammte Lüge, doch das war mir damals nicht bewusst. Wie auch, ich war siebzehn, unwissend, jung und naiv. Und doch fühlte ich mich nicht verrückt, zumindest nicht wenn er in meiner Nähe war.

Der Junge aus meiner Nachbarschaft mit seinen unbändigen, braunen Locken, die ihm wild vom Kopf abstanden und ihm in die Stirn fielen. Sein Bild ist in all den Jahren nicht blasser geworden, noch immer sehe ich sein Gesicht vor mir. Die Sommersprossen die sich über Nase und Wangen verteilten und zu viele waren um sie zu zählen. Die Grübchen auf seinen Wangen, wenn er seine vollen Lippen zu einem wunderschönen Lächeln verzog. Die etwas zu grosse Nase, die leicht gekrümmt ist und die doch perfekt in sein ebenmässiges Gesicht passte. Noch immer höre ich sein Lachen, laut und voller unbeschwerter Freude. Ein Klang, der mein Herz auch nach all den Jahren mit Wärme erfüllt und mich zum Lächeln bringt. Wie habe ich diesen Jungen geliebt, aus vollem Herzen und mit ganzer Seele. Doch manchmal ist Liebe nicht genug, das zu erkennen war schmerzhaft und doch, war es die wichtigste Erkenntnis in meinem Leben.

Ich sitze in einer Flughafenbar, blicke aus dem riesigen Fenster welches vor lauter Regentropfen, die wild trommelnd an die Scheibe gepresst werden, kaum das Rollfeld und die darauf stehenden Maschinen unter uns zu erkennen geben. Vor mir steht ein Glas Rotwein, das ich nicht einmal angerührt habe. Es ist eine Requisite wie fast alles in meinem Leben, eine Tarnung, um nicht erkannt zu werden, oder ein Symbol des Lebensstandard den ich führe. In diesem Fall ist das Glas Pinot Noir eine Einladung, welche ein grosser, schwarzhaariger Mann mit dunkelbraunen Augen und gebräunter Haut annimmt und sich zu mir setzt.

Er verzieht seine Lippen zu einem charmanten Lächeln und entblösst damit zwei Reihen schneeweisser Zähne. Ein Blick in sein Gesicht und ich sitze nicht mehr in der Flughafenbar, sondern stehe wieder an dieser Brücke. Es ist, als würde sich alles um mich herum drehen. Als würde ich auf zwei unsicheren Platten stehen und um mein Gleichgewicht kämpfen, um nicht in die heisse Lava unter den Platten zu fallen, die mich für immer verschlingen würden.

Dirty Sexy One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt