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Ich saß nun seit einer halben Stunde auf der Couch und starrte den Fernseher an. Die Nachrichten berichteten über mir eine sehr bekannte Sache - der Krater im zentralen Park. Mein Hände wanderten nun zum zehnten mal in meine Haare und ich versuchte mir einen Hintergrund dieses Kraters zu machen. Die Kamera summte heran und man konnte einen Umriss erkennen. Ein Umriss eines Menschen. Überfordert lehnte ich mich in der Couch zurück und dachte nach.
Es konnte unmöglich von dem Jungen stammen, denn ich gestern dort liegen sah und der nun hier bei mir ist. Es sah so aus, als wäre etwas auf die Erde geknallt und dabei ein Loch hinein gedrückt. Ich war in meine Gedanken versunken, dass ich fast einen Anruf meines besten Freundes verpasst hatte.
   "Tae?! Gott sei dank! Es geht dir gut!", war das erste das ich von ihm hörte.
   "Warum sollte es mir schlecht gehen?", fragte ich verwirrt.
   "Hast du die Nachrichten nicht gesehen? Gestern ist irgendetwas in den Zentralpark eingeschlagen und ich hatte mir Sorgen gemacht, weil du doch gestern Nacht dort durch musstest.", rief er aufgebracht und ich lächelte leicht.
   "Danke Hoseok aber mir geht es blendend. Kannst du später bei mir vorbei schauen? Ich muss dir etwas erzählen.", sagte ich dann etwas leiser und sah zu der Tür, die zu meinem Zimmer führte.
   "Ja, natürlich! Ich bin um drei bei dir.", ich sah auf die Uhr - zwei Uhr. In einer Stunde also.
   "Super. Bis nachher.", verabschiedete ich mich noch und legte auf. Seufzend legte ich mein Handy weg und stand auf.
Mit leisen Schritten schlich ich zu meinem Zimmer und klopfte vorsichtig. Als keine Antwort kam, betrat ich das Zimmer und blieb erstarrt stehen. Der Junge stand in nur einer Jogginghose vor meinem Schrank und suchte etwas darin. Sein Rücken war muskulös und fing meinen Blick. Wie eingefroren stand ich da und beobachtete ihn. Es schien ihn nicht besonders zu stören und er zog seelenruhig einen schwarzen Oversize Pulli aus dem Schrank. Als wäre ich gar nicht da, zog er es sich an und erst nachdem er es sich darin gemütlich gemacht hatte, schenkte er auch mir seine Aufmerksamkeit.
Erschrocken drückte er sich an die Schranktüren und sah mich beängstigt an.
   "Hey, ich wollte nach dir sehen.", fing ich leise an und setzt mich in Bewegung. Er lies mich keine einzige Sekunde aus den Augen und ging so gut es nur geht auf Abstand. "Du musst keine Angst haben. Ich würde dir niemals weh tun.", sagte ich und lächelte sanft. Ich habe mich langsam daran gewöhnt, Selbstgespräch zu führen, da er noch kein einziges Wort herausgebracht hatte. "Setz dich ruhig.", ich klopfte neben mich doch der Unbekannte schüttelte den Kopf. "Ist Ok.", ich überlegte. "Darf ich wissen wie du heißt?", versuchte ich und mir fiel auf, dass ich mich selbst noch nicht vorgestellt hatte. "Ich bin übrigens Kim Taehyung aber du kannst mich auch Tae nennen wenn du möchtest. Später kommt noch ein Freund von mir also mach es dir ruhig etwas gemütlich. Du musst nicht rauskommen.", ich lächelte. Langsam stand ich auf und wartete, dass der Junge sich ebenfalls in Bewegung setzte doch es geschah nichts. In gefühlter Zeitlupe ging ich auf die Tür zu, an der er stand und erwartete jeden Moment, dass er wie üblich weg läuft, doch er blieb stehen und sah mich ganz genau an. Jede meiner Bewegungen wurde registriert und genau beobachtet. Als ich nun vor ihm stand, sah er zu mir hoch. Dass er einen halben Kopf kleiner war als ich, fiel mir erst jetzt auf. Was war denn plötzlich mit ihm los? Ich war mit seiner Nähe überfordert und ging an ihm vorbei.
   "Jimin.", dröhnte es plötzlich in mein Ohr und ich erstarrte. Ruckartig drehte ich mich zu ihm.
   "Wie bitte?"
   "So heiße ich - Jimin.", wiederholte der Junge geduldig und ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. Seine Stimme war nicht so tief wie meine. Sie glich der eines Engels doch hatte auch etwas raues und starkes an sich. "Danke."
   "Wofür?", ich war wirklich überrascht von den vielen Worten aus seinem Mund, doch ich könnte ihm durchgehend zuhören.
Meine Freude hielt leider nur kurz an. Denn Jimin machte wieder dicht und setzte sich auf das Bett. Ein Kissen machte Bekanntschaft mit seiner Brust und ich verstand was er meinte. "Dafür musst du dich nicht bedanken. Ruh dich ruhig noch etwas aus bis Hoseok kommt und anfängt hier rum zu schreien.", sagte ich lächelnd und verließ das Zimmer. Glücklich atmete ich auf und lehnte mich an die nächste Wand. Jimin also. Es war ein wunderschöner Name und passte perfekt zu ihm. Seine Stimme hatte mir Gänsehaut bereitet und ich versuchte sie von meinen Armen weg zu reiben.
Ich setzte mich auf die Couch und schloss die Augen. Gedankenverloren summte ich leise vor mich hin als ich plötzliches Gewicht neben mir spürte. Jimin saß einen halben Meter von mir weg und beobachtete mich wie üblich. Ich verstummte sofort und sah ihm in die Augen. Er legte seinen Kopf leicht schräg, dass mich einen Raubvogel erinnerte.
   "Warum hast du aufgehört?", fragte er leise und ich sah ihn überrascht an.
   "Womit?"
   "Singen."
   "Du hast mich ersch-"
   "Ich meine nicht das von eben sondern deine Leidenschaft.", unterbrach er mich und ich sah ihn entgeistert an. Wie konnte er von meiner Leidenschaft zum Gesang wissen obwohl ich noch mit nie Jemandem darüber geredet hatte?
   "Woher wusstest du davon?", fragte ich und drehte mich zu ihm. Er sah mich einfach nur an und ich hatte keine große Hoffnung, eine Antwort zu erhalten. Ich lag richtig. Schweigend stand Jimin wieder auf und blieb noch kurz an der Couchlehne stehen.
   "Du solltest nichts aufgeben, was du gut kannst.", war alles was er sagte, bevor er wieder im Schlafzimmer verschwand.
Perplex blieb ich im Wohnzimmer sitzen und starrte die weiße Tür an, durch die Jimin gerade verschwunden war. Mein Blick wanderte zur Uhr, die darüber hing und dann ruckartig zur Tür. Ich hatte die Zeit komplett vergessen und sprang auf um meinem besten Freund die Tür zu öffnen.
   "Hobi, schön dass du da bist.", ich ließ ihn reinkommen und wir setzten uns auf die Couch. "Hast du Hunger? Ich kann uns etwas machen.", ich war schon dabei aufzustehen als ich die zitternde Lippe bemerkte. "Hoseok? Stimmt etwas nicht?", erschrocken setzte ich mich wieder und nahm seine Hand.
   "Ich brauche deine Hilfe, Taetae.", sagte er leise.
   "Klar, raus damit!"
   "Ich habe ... mich in Yoongi verliebt.", seine Stimme brach ab und er bekam Tränen in den Augen.
   "Was?!", rief ich und riss meine Augen auf. Das kam verdammt unerwartet, dass er das zugibt. Mir ist bereits aufgefallen, dass er ihn immer so anders ansieht aber, dass Hobi es freiwillig zugibt, war mir neu. "Oh mein Gott! Ich freue mich ja so für dich!", ich schloss ihn in meine Arme.
   "Du ... bist mir nicht böse?", fragte Hoseok verwirrt und ich schüttelte noch verwirrter den Kopf. Noch bevor ich ihn fragen konnte beantwortete er mir die nichtgestellte Frage. "Weil du doch ... mal in mich verliebt warst.", hauchte er und ich lies ihn los.
Es stimmte, ich war mal in Hoseok verliebt doch das ist Jahre her. Böse war ich ihm noch nie gewesen und die Gefühle sind auch bereits verschwunden. Er war mein allerbester Freund und das würde für immer so bleiben.
   "Aber nein! Hobi bitte vergiss das. Es ist Jahre her und du bist mein bester Freund. Genies dein Leben mit wem du willst. Yoongi ist schwer in Ordnung und du solltest es ihm sagen.", munterte ich ihn auf. Er fiel mir um den Hals und trocknete sich die Tränen. Kaum hatte er sich gelöst, schnellte sein Kopf zu der Tür meines Zimmers. Mein Blick folgte und erstarrte. Jimin stand in der Tür und starrte meinen Kumpel an. "Jimin! Das ist Hoseok. Er ist mein bester Freund. Ich habe dir vorhin schon erzählt, dass er kommt.", schaltete ich mich ein und Hobi sprang auf um Jimin zur Begrüßung in den Arm zu nehmen. Dieser wich jedoch erschrocken zurück, knallte die Tür hinter sich und lies Hobi verwirrt zu mir schauen. "Bitte entschuldige. Er ist wirklich sehr schüchtern.", entschuldigte ich mich für Jimins Verhalten und erntete einen grinsenden Blick von Hobi.
   "Wieso weiß ich nichts von diesem Leckerbissen?!", rief er und lies sich neben mich auf die Couch fallen.
   "Was?! Jimin ist-", ich hielt inne. Ich konnte Hobi doch nicht erzählen, dass ich Jimin gestern im Park bewusstlos gefunden hatte und dann noch sagen, dass diese Weltschönheit nun bei mir schläft. Oder?
   "Jimin ist? Gibt es da noch eine Fortsetzung oder darf ich meine Fantasie spielen lassen?"
   "Weder, noch.", antwortete ich schnell und stand auf um in der Küche zu verschwinden. Ich konnte es Hoseok nicht verbieten, seine Gedanken verrückt spielen zu lassen. Was soll man sich schon denken wenn Jimin einfach so aus dem Nichts aus meinem Schlafzimmer kommt und dabei meine Sachen trägt.

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(Ende des dritten Kapitels. Ich hoffe es hat euch gefallen. Ich hoffe ihr habt nichts gegen Sope. Ich bin zwar kein Stan der beiden aber ich finde, dass sie sich ziemlich gut ergänzen. Naja mal sehen was daraus wird. :)) Gute Nacht!)

Fallen for a Demon (Vmin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt