6.

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Ich irrte nun seit drei Stunden in diesem Wald umher. Ein dunkles Grundstück am Rand der Stadt. Ich konnte fühlen, dass Jimin hierher gerannt war. Meine Beine machte sich selbstständig und zogen mich immer tiefer hinein. Die Sonne ging langsam unter und versteckte sich zwischen den Bäumen. Meine Hände froren und ich rief wieder nach Jimin. Ein Baum glich dem anderen. Ich bekam Panik, dass ihm etwas zugestoßen war und blieb außer Atem an einem Stamm stehen. Eine Atemwolke entfloh meinen Lippen und mein Kopf begann sich zu drehen.
   ""Jimin-ah!", rief ich das letzte Mal. Es war meine ganze Kraft. Plötzlich kippte meine Umgebung und ich spürte einen harten Aufschlag am Kopf. Alles wurde dunkel und verschwamm. "Ji-", war alles was ich noch raus brachte bevor ich mein Bewusstsein verlor.

"-hyung?", dröhnte eine Stimme in mein Ohr. Sie war weit entfernt und rief nach mir. Eine sanfte Berührung. Ein kleine Hand strich mir über die Wange. Langsam kam diese weiche Stimme näher und streichelte meine Ohren.
Ich spürte einen leichten Druck auf meiner Brust und keuchte. Sofort verschwand es wieder. "Taehyung?", flüsterte Jemand wieder. Ich versuchte meine Augen zu öffnen und merke, dass mein Kopf sich drehte. Leises Stöhnen entfuhr meinen Lippen und ich zog meine Augenlider nach oben. Das erste was ich sah war ein helles Gesicht. Volle Lippen, wunderschöne schwarze Augen und eine kleine Nase verzierten es. Die pechschwarzen Haare hingen ihm über die Augen. Ich lächelte leicht bevor ich meine Augen wieder schloss. "Du darfst nicht sterben!", rief die warme Stimme verzweifelt. Ein Lächeln konnte sich nicht zurück halten und ich öffnete meine Augen erneut.
   "Ich werde nicht sterben, Pabo.", raunte ich schwach und hob meine Hand um durch Jimins Haar zu fahren. Er wich nicht zurück, wie er es üblich tun würde, sondern nährte sich mir. "Wie bin ich hier her gekommen?", fragte ich. Denn mir war aufgefallen, dass ich nicht mehr im Wald war. Ich lag auf der Couch - meiner Couch. Eine warme Decke umhüllte meinen dünnen Körper und ich konnte Früchtetee riechen.
   "Das ist nicht so wichtig wie. Hauptsache du bist jetzt wieder wach.", ich war überrascht als ich Jimins Kopf auf meiner Brust fühlte. Es tat gut.
   "Jiminie?", hauchte ich und er hob seinen Kopf.
   "Jiminie?"
   "Darf ich dich so nennen?", ich sah ihn an und er nickte leicht. Seine Augen starrten in meine und ich legte meinen Kopf zurück. "Ok. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Was ich gesagt hatte", ich überlegte. "Ich konnte nicht wissen, dass es dich so verletzt. Es tut mir leid."
   "Natürlich konntest du es nicht wissen. Niemand konnte das.", er setzte sich auf den Boden und lehnte sich an die Couch. Langsam zog er seine Beine eng an die Brust und legte den Kinn darauf. "Ich hätte nicht so ausrasten dürfen. Vater hatte Recht und ich werde niemals von einem Menschen geliebt."
Schnell setzte ich mich auf und ignorierte die, sichdrehende, Welt um mich herum.
   "Was meinst du damit, Jimin?"
   "Taehyung ich", er hielt inne. "ich bin kein Mensch.", sagte er dann. Ich war zwar überrascht aber nicht besonders. Ich konnte mir denken, dass er nicht ein einfacher Mensch ist, der mitten in der Nacht in einem Park liegt, sich seltsam verhält, nichts isst und dann wütend weg rennt wenn man ihn als einen Menschen bezeichnet. Er hob seine Augen und sah mich prüfend an. "Du bist nicht sonderlich überrascht."
   "Stimmt. Das bin ich nicht.", antwortete ich und setzte mich neben ihn auf den Boden. "Erzähl mir etwas über dich. Wer und was bist du Jimin?"
   "Ich kann es dir nicht erzählen.", er senkte seine Augen wieder und fing an, mit seinen Fingern zu spielen.
   "Warum nicht?"
   "Du würdest es nicht verstehen."
   "Doch."
   "Taehyung nein! Du würdest Angst vor mir haben! Ich will das nicht!", rief er und ich reagierte dieses Mal schneller. Meine Hände packten ihn und schon machte sein Gesicht, Bekanntschaft mit meiner Brust. Er hörte auf sich zu bewegen.
   "Versuch es doch wenigstens.", flüsterte ich in seine Haare. Er lag still in meinem Arm und ich hörte ein leisen Schluchzen. Warum weinte er denn plötzlich. "Gut dann versuche ich es."
   "W-Was?"
   "Zu erraten, was du bist.", ich fing an nachzudenken und mir kam zuerst ein Engel in den Sinn. Nachdenklich sah ich mir seine Haare an und dachte über ihn nach. Er konnte kein Engel sein. "Du bist ein Teufel, nicht wahr? Deine Haare und deine Augen sind pechschwarz. Dein Gesicht ist perfekt und wirklich blass. Deine rote Lippen sind voll und makellos. Du ziehst dir nur schwarze Kleidung an und meidest den Kontakt zu Menschen.", ich zweifelte selbst an meinen Worten und wartete darauf, dass Jimin mich auslacht und mich für irre hält. Aber nichts geschah. Wir saßen immer noch stumm auf dem Boden. Jimins Gesicht an meiner Brust und seine kleine Hand lag nun auf meinem Knie.
   "Hast du Angst vor mir? Vor solchen Geschöpfen wie mir?", flüsterte er dann nach einer gefühlten Ewigkeit und ich sah überrascht zu ihm runter.
Mein Herz beschleunigte. Jimin schien es zu spüren, er stand auf und ging auf Abstand. "Ich bin ein Monster, Taehyung. Bitte halte Abstand zu mir. Deine Angst ist angemessen. Ich wollte nie-", weiter kam er nicht. Ich sprang auf und zog ihn eng an mich.
   "Red kein Unsinn.", flüsterte ich in seine Haare. Wie erstarrt stand er da und hielt die Luft an. "Du bist kein Monster. Die Menschen selbst sind es aber nicht du! Ich habe auch keine Angst vor dir. Du hast mir nie einen Grund gegeben. Also hör auf diesen Mist über dich zu verbreiten und erzähl mir etwas über dich."
Ich nahm an, dass ich Jimin damit überfordert hatte. Er stand einfach nur still da und seine kleinen Hände hingen schwach herunter. Vorsichtig hob ich ihn hoch und setzte ihn auf der Couch ab. Ich selbst, nahm neben ihm Platz und sah mir seine Augen an. Sie waren so schön wie eine klare Nacht. Dunkel und tief. Mein Blick wanderte über sein perfektes Gesicht und drängte mich dazu, es zu berühren. Zögernd hob ich meine Hand und beobachtete jede Reaktion von Jimin. Er wich nicht zurück sondern wartete darauf, berührt zu werden. Seine helle Haut war so glatt wie purer Marmor und kalt wie die Winterluft.
Mein Daumen strich sanft an seiner Wange entlang und wanderte zu seinem Kinn. Jimin wendete seine Augen keine Sekunde von mir ab. "Du bist so wunderschön.", hauchte ich beinahe unbewusst und kam seinem Gesicht etwas näher. Ich wartete darauf, dass Jimin zurück weicht, doch das geschah nicht. Stattdessen kam er näher. Mein Herz beschleunigte sich in meinem Brustkorb und ich hatte Angst, dass es jeden Moment raus springt. Jimins volle Lippen waren nur noch wenige Zentimeter von meinen entfernt, da flüsterte er etwas, was mich überraschte.
   "Wie fühlt sich Liebe an?"

Fallen for a Demon (Vmin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt