𝙲𝚑𝚊𝚙𝚝𝚎𝚛 𝟸

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𝙏𝙖𝙚𝙝𝙮𝙪𝙣𝙜

Ich saß mit meinem Koffer und dick eingepackt im Jungkook's Wohnzimmer. Mit nachdenklich zusammengezogenen Augenbrauen saß er mir gegenüber. Ich hatte ihm alles erzählt, und wie erwartet hatte er mich direkt zu sich eingeladen.

Seine Wohnung war rein provisorisch eingerichtet, er hatte weder eine gemütliche Einrichtung, noch sonderlich viele Möbel. Nach seinem Schulabschluss hatte er nur ein paar einzelne Jobs angenommen, die alle nicht wirklich lang angehalten hatten. Die kleine Wohnung konnte er sich nur leisten, weil seine große Schwester sie ihm kurzerhand geschenkt hatte, bevor sie dann in einen anderen Teil des Landes zog. Soweit ich es mitbekommen hatte, hatte sie einiges an Geld. Außerdem wusste sie, dass Jungkook sich bei ihren Eltern nicht wirklich wohl fühlte. Diese legten nämlich mehr Wert auf ihr Ansehen als auf ihren eigenen Sohn.
Aus diesem Grund schenkte sie ihm die ziemlich kahle Zweizimmerwohnung, damit er endlich seine Ruhe hatte. Allein dafür war sie mir schon die sympathischste Person auf Erden. Leider hatte ich keine reiche Verwandtschaft, die mir mal soeben eine eigene Wohnung schenken könnte.

"Ich hab die Nase so voll. Von allem hier!" meinte ich laut und vergrub meine Hände in meinen dunklen Haaren. "Alles und jeder scheint gegen mich zu sein"

Jungkook hob die Augenbrauen. "Du hast doch mich!"

Ich lächelte. Wie könnte ich das vergessen.
"Du weißt was ich meine, Hyung. Ich wünschte meine Mutter hätte mich einfach mitgenommen, weg von all dem hier" murmelte ich leise.

"Allerdings würde ich dich zu sehr vermissen" fügte ich noch hinzu, als ich Kook's Blick sah.

Dieser schmunzelte nur.
"Wieso nimmst du es nicht einfach selbst in die Hand?" Er drehte sich leicht zur Seite und öffnete eine kleine Schublade, aus der er eine kleine Packung Kekse hervorzog. Mit einem kleinen Lächeln schob er sich einen zwischen die Lippen und hielt mir die Verpackung ebenfalls entgegen. Ich merkte wie mein Magen grummelte und langte großzügig zu.

"Was meinst du damit?" hakte ich mit vollem Mund nach.

Jungkook legte den Kopf leicht schief, sodass ihm einzelne Strähnen seiner dunklen Haare ins Gesicht flogen. Sein Blick viel auf ein großes Fenster hinter mir und ein kleines Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

"Wir nehmen das Auto, und verschwinden von hier. Du weißt, dass ich sowas schon länger machen wollte" meinte er langsam.

Nur zur Hälfte überzeugt blickte ich ihn an. Wir konnten doch nicht einfach abhauen. Ich hatte nicht mal meinen Schulabschluss. Und dieser Ort war doch auch immernoch unser Zuhause, auch wenn ich mir manchmal etwas anderes wünschen würde...

"Ich weiß nicht, Hyung... Einfach abhauen? Ist das nicht etwas übertrieben?"

Jungkook schüttelte nur den Kopf. "Wieso? Was hält dich denn noch hier? Dieser Ort ist der größte Dreck. Und das weißt du"

Nachdenklich wog ich unsere Möglichkeiten ab. Er hatte recht. Hier hielt uns nichts. Um ehrlich zu sein, hatte ich schon öfter solche Gedanken, nur hatte ich mich nie getraut sie wirklich in die Tat umzusetzen.
Aber konnten wir das wirklich tun? Unser Zuhause verlassen?

"Wo sollen wir denn dann hin?" fragte ich zweifelnd. Ich war immer mehr von der Idee überzeugt, aber sollten wir das nicht länger durchplanen?

Schulterzuckend lehnte sich mein Hyung zurück. Sein dunkelgraues Shirt fiel locker über seinen Oberkörper, und warf durch seine betonten Muskeln leichte Falten.

"Ist doch egal. Wir können einfach mit dem Auto rumfahren. Das Land erkunden, was für's Leben lernen" versuchte er mich zu überzeugen.
Ich musste bei dem Gedanken schmunzeln. Vielleicht fehlte mir diese Spontanität ja im Leben. Und Jungkook konnte sie mir geben, so war es schon immer gewesen. Halb gequält, halb lächelnd erinnerte ich mich an meine Kindheit mit ihm. Er war diese Art Freund, mit dem man immer wieder kleine Abenteuer erlebte. Ich war schon auf unzählige Bäume mit ihm geklettert, hatte was weiß ich wie oft mitten im Wald gezeltet, sechsundreißig Straßenschilder geklaut und unsere Eltern hatten wir immer gerne zur Weißglut getrieben. Es war auch nicht selten gewesen, dass mal die Polizei vor unserer Tür stand.

"Na gut" meinte ich also zögernd. "Aber wenn das alles schief geht, ist das deine Schuld, Hyung!"

Jungkook grinste und zog mich in seine Arme.
"Wie immer, TaeTae" lachte er, und ich stimmte mit ein. Mein Körper kribbelte bei dem Gedanken, einfach von zuhause abzuhauen. Ich hatte doch noch keine Ahnung von der Welt da draußen. Doch es würde mir eine Freude sein, sie mit meinem besten Freund zu erkunden.

𝗥𝗼𝗮𝗱𝘁𝗿𝗶𝗽 ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt