soon

7.4K 89 2
                                    

„Lucia? Kommst du nach der Stunde bitte noch kurz zu mir?"
Ihre Stimme klang kühl und bestimmend.
Ich hatte gestarrt, wie so oft in letzter Zeit.
Diese Frau machte mich wahnsinnig. Ihr wunderschönes Lachen, ihre hypnotisierend grünen Augen und diese Stimme, die mich Stunde für Stunde mehr in ihren Bann zog.
Sie ist einfach wundervoll, bezaubernd.
Ich habe mal wieder nicht zugehört und konnte ihr nicht antworten, als sie mein Lied vorgetragen haben wollte.
„Es tut mir leid, Frau Kessler... ich war in Gedanken." Ich versuchte so viel Reue in diesen Satz zu packen, wie nur möglich. Ich hasste es einfach, wenn sie sauer oder enttäuscht von mir war.
„Könntest du dann nun bitte dein Lied vortragen?" , antwortete sie mit weicherer Stimme. Gott sei Dank, sie war nicht allzu sauer.
„Natürlich.."
Ich übergab ihr meine Noten und sie begann zu spielen.. Ihre zarten Finger schwebten über den Tasten des grossen Flügels der mitten in unserem Musikraum stand.
Sie spielte wie ein Engel. Die erste Strophe setzte ein und ich begann sachte und leise zu singen. Meine Unsicherheit war deutlich zu spüren, doch ich riss mich zusammen und packte all meine Gefühle hinein. Ich sang von Liebe, unerwiderte, traurige Liebe. Während ich sang dachte ich an sie, sah sie an und versank regelrecht in diesen grünen, mich durchbohrenden Augen. Der Text handelt von ihr, von uns. All die angestauten Emotionen brachen aus mir heraus, sodass vereinzelt Tränen meine Wangen herabrannen..
Ich war verliebt. Verliebt in diese Frau vor mir, die seit Monaten meine Gedanken heimsuchte und mich kaum noch schlafen lies.
Ich konnte einfach nicht leugnen wie viel sie mir bedeutet.. Sie zog mich magisch an und ich hatte immer wieder Probleme damit, nicht die Kontrolle zu verlieren und plötzlich über sie herzufallen.
Das Lied endete langsam und ich kehrte zurück in die Realität.
Die Tränen wurden mehr und liefen mir weiterhin über das gesamte Gesicht. Wie furchtbar ich ausgesehen haben muss.
Mein Blick wanderte zurück zu ihr und offenbarte ebenfalls einzelne Tränen, die sie noch viel schöner machten als sie sowieso schon ist.
„Das.. Das war einfach wundervoll. Ich danke dir Lucia, setz dich.."
Ihr Stimme war brüchig und man merkte ihr die leichte Zerstreutheit an, die ihr Gesicht schon verriet.
Ob sie gemerkt hat über wen ich da gesungen habe? Hoffentlich nicht.
Diese Liebe ist verboten und daran kann niemand etwas ändern.
Es klingelte und der Rest des Kurses verließ eilig den Raum.
Ich packte langsam zusammen und wartete bis ich mit ihr allein war.
„Lucia? Ich muss mit dir sprechen.."
Ihre brüchige Stimme erreichte meine Aufmerksamkeit.
„Ja Frau Kessler?" Mein Gesicht war immer noch rot und tränennass.
„Über wen hast du da gerade gesungen? Das war unglaublich! Du hast mich direkt im Herzen berührt.."
Wieder liefen ihr einzelne Tränen über die Wangen, aber ein wunderschönes Lächeln zierte ihr Gesicht.
„Na ja.. also.. über eine ganz besondere Person, die ich über alles auf der Welt liebe.."
Ich lächelte traurig.
„.. die diese Liebe jedoch nicht erwidert.."
Mein Blick traf ihren und ihre Augen funkelten durch die Tränen.
„Woher weisst du denn, dass sie dich nicht liebt?"
Sie lächelte weiterhin und nahm meine Hand.
„Weil es verboten ist, weil sie mich so nie wahrnehmen wird und weil es falsch wäre, dieser Liebe nachzugeben." Ich blickte ihr tief in die Augen, als ich die Wahrheit aussprach.
Wieder überlief mich ein Fluss aus Tränen.
„Psst... sei dir gewiss, sie liebt dich auch." Ihr Flüstern drang in meine Ohren und eh ich irgendeine Frage stellen konnte, spürte ich ihre weichen vollen Lippen auf meinen.
Dieses Gefühl war einfach nur berauschend. Am liebsten hätte ich sie nie wieder losgelassen, aber schweren Herzens drückte ich sie von mir weg.
„Das funktioniert nicht. Es ist falsch.. Ich liebe dich, mehr als alles andere auf der Welt! Aber wir können dieser Liebe nicht nachgeben! Ich bin deine Schülerin und du meine Lehrerin. Ausserdem bist du verheiratet! Du hast einen Mann und 2 Kinder.. bitte! Es würde einfach nur unendlich wehtun.. verzeih mir."
Sie sah mich sprachlos an. Und urplötzlich nahm sie mich in den Arm.
„Ich weiss.." Sie weinte. „.. aber wir kriegen das hin. Nach deinem Abschluss. Ich..ich kann dich nicht einfach gehen lassen.", sagte sie leise.
„Ich liebe dich." Den letzten Satz flüsterte sie mir ins Ohr.
Ich drückte sie fester an mich und flüsterte „Ich dich auch, mehr als alles andere!"

teacherxstudent oneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt