„Ich wünsche einen Guten Morgen ihr Lieben." Es hatte bereits geläutet und im Klassenraum wurde es langsam still.
Herr Augustin stand vorne am Pult, elegant gekleidet, so wie eigentlich immer.
Sein Hemd war relativ lässig hochgekrempelt und in die teure, schwarze „Levis"-Jeans gesteckt. Seine schwarzen Schuhe gaben ein klackendes Geräusch von sich, während er sich vom Pult zur Tafel begab.
„Nächste Woche steht unser Ausflug ins' Deutsche Museum in Berlin an. Wir fahren 8:30 Uhr hier am Bahnhof los und werden ca. 10:00 Uhr am Berliner Hauptbahnhof ankommen. Habt ihr euch schon Tickets besorgt?" Er sah fragend in die Runde.
Die meisten nickten einfach bejahend, nur meine 3 Freundinnen und ich sahen uns unsicher an.
„Nein.. noch nicht." , sagte ich schließlich kopfschüttelnd.
„Könntet ihr mich also noch auf eure Karte draufpacken? Ein Gruppenticket für 5 Personen wäre günstiger für uns alle."
Er lächelte mich an.
„Sicher.", antwortete ich und blickte hinauf zu seinen stechend blauen Augen.
„Sehr schön, danke Linn." Er sah mich noch eine weitere Sekunde an, mit weichem Blick und einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.
Herr Augustin, oder ,wie er mit Vornamen heisst, Henry war mein Deutschlehrer.
Sein Unterricht war ganz okay. Das eigentlich schöne daran waren die Gespräche über Gott und die Welt, auch wenn das ein oder andere Themengebiet darunter leiden musste.
Henry und ich neckten uns wo es nur ging. Anspielungen auf Insider waren an der Tagesordnung. Ich liebte es in zu provozieren und zum Lachen zu bringen. Und ich liebte es auch, wenn er dasselbe bei mir auslöste.
Was auch immer das zwischen uns beiden war, es war jedes Mal eine Bereicherung meines Tages. Vorfreude kam auf, wenn ich daran dachte, dass nächste Woche der lang ersehnte Ausflug mit unserer Klasse und natürlich ihm stattfinden würde.
Die Zugfahrt zusammen mit ihm und meine Freunden war schon jetzt ganz klar der lustigste Part am ganzen Ausflug.Eine Woche später war es dann auch schon soweit. Am Bahnhof traf ich auf meine Freunde , die alle einen dampfenden Kaffeebecher in den Händen hielten. So natürlich auch ich. Als ich näher kam, erblickte ich auch Herrn Augustin in der Runde, ebenfalls einen heissen Becher Kaffe in der Hand haltend, der sich amüsiert zu mir herumdrehte. Augenblicklich fand seine rechte Augenbraue den Weg hoch zu seiner Stirn und ein neckendes Lächeln zierte sein Gesicht.
„Na ihr Süssen!", begrüßte ich meine Freunde. Herr Augustin blickte amüsiert. „Na du Süsse", kam prompt von ihm. Sein Tonfall war höhnisch und ich konnte nur lachen. „Tut mir leid, ältere Herren hatte ich hier nicht erwartet." Alle lachten. Und wieder zuckte seine rechte Augenbraue nach oben.
„Unser Zug kommt in 15 Minuten. Bitte versucht so weit wie möglich zusammenzubleiben. Ich möchte nicht durch den ganzen Zug laufen müssen, um euch zu finden." Sein Blick schweifte durch die gesamte Klasse.
Im Zug nahm er neben unserem Viersitzer platz. Die Fahrt dauerte eine ganze Weile, weshalb wir viel Zeit hatten um ein bisschen zu erzählen und zu lachen.
Ich liebte diese Unterhaltungen mit Hen...tut mir leid, Herrn Augustin.
Als der Zug an der Zielstation ankam, wartete ich, bis alle meine Freundinnen unseren 4 Sitzer verlassen hatten. Ich wollte gerade auch rausgehen, jedoch rempelte ich dabei mit jemandem zusammen. "O, entschuldigen Sie, das war nicht meine Absicht..", ertönte es neben meinem Ohr. "Kein Problem.", gab ich zurück, ehe ich realisierte, dass es Herr Augustin war, mit dem ich zusammengestoßen bin. Kurz sah ich ihn überrascht an, lächelte dann aber einfach, so wie immer. Er erwiderte es freundlich und ging dann dicht hinter mir durch die Reihen des Zuges bis zum Ausgang.
Nachdem alle wieder beisammen waren, brachen wir zum Museum auf. Wir sollten uns in 5er Gruppen aufteilen, wobei meine Freundinnen und ich eine 4er Gruppe bildeten, da sonst keiner mehr übrig war. Wie zu erwarten gesellte sich unser Lehrer zu uns und gemeinsam begannen wir, das Museum zu erkunden. Immer wieder ließen er und ich uns dabei etwas zurückfallen und waren dadurch jeweils für einige Minuten allein und unterhielten uns. Ich mochte ihn, allein um seine dramatische Art, die er zu jeder möglichen Situation aufblitzen ließ. Mein trockener Humor und seine Art damit umzugehen, glichen fast schon einer Comedy-Show.
"Du solltest dir dieses Album unbedingt mal anhören. Es wird dich begeistern..", meinte er in einem Gespräch fernab des Museums. Wir sprachen über Musik und was wir gerne so hören. Er selbst hat eine riesige Musiksammlung bei sich zu Hause. "Nur um danach einen Hörschaden zu erlangen? Nein, danke, diese Art von Musik ist nichts für mich.", gab ich stichelnd wieder. "Tz, wenn du meinst, aber was erwartet man auch von einer Schülerin, die sich steht's nur mit Punkrock auseinandersetzt?", er lächelte direkt, nachdem er dies aussprach und auch mir entwich ein leises Kichern. Mittlerweile waren wir weit abseits des Rests. Vor uns befand sich ein großes Dinosaurierskelett, welches ich mit staunendem Blick begutachtete. Herr Augustin jedoch verweilte mit seinen Augen weiterhin auf mir und nach kurzer Zeit überkam ich eine Gänsehaut. Ich wendete mich ihm hin und sah ihn kurz fragend an. "Ist irgendwas?", sagte ich schließlich und lächelte etwas unbeholfen und unsicher. Er wirkte als hätte ich ihn aus seinen Gedanken gerissen und sah erschrocken und etwas panisch zu mir auf. "Nein, nein.. Alles in Ordnung...", antwortete er schließlich, allerdings eher abwesend.
Es folgten daraufhin keine weiteren Ereignisse dieser Art. Der Ausflug neigte sich dem Ende zu und wir gingen zurück zum Bahnhof. Wieder saßen wir gemeinsam mit Henry, der mir tatsächlich angeboten hat, ihn privat so zu nennen, in einem Vierer, er allein daneben.
"Mama? Kannst du mich nachher abholen? Unser Zug hat Verspätung und ich verpasse den Bus... der Nächste kommt erst 2 Stunden später....Okay...Danke dir trotzdem, tschüss!", entrüstet legte ich mein Telefon zur Seite. "Mist, jetzt darf ich 2 Stunden auf den nächsten Bus warten.. Danke für nichts." , gab ich trotzig von mir.
"Soll ich dich fix heimfahren?" Überrascht sah ich Herrn Augustin an. "Ähm.. Das wäre sehr nett, aber ich will Ihnen keine Umstände machen.", unsicher sah ich ihn an. "Kein Problem, Linn. Du machst mir keine Umstände." Er lächelte sanft. "Dankeschön ,das ist sehr freundlich von Ihnen, Herr Augustin.", strahlte ich ihn an.
Nachdem wir wieder an der Schule angekommen waren, verabschiedeten wir uns alle und ich begleitete meinen Lehrer zu seinem Auto. Er fuhr einen grauen Kombi, der recht gepflegt aussah. "Steig ein, ich muss nochmal kurz zum Direktor. Bin gleich wieder da.", sagte er und warf mir prompt die Schlüssel zu. Ich öffnete das Auto und war kurz überrascht über das große Vertrauen darüber, mir einfach seine Autoschlüssel zu geben.
Keine 5 Minuten später kam er wieder und ich dirigierte ihn zu mir nach Hause. Auf der Fahrt lief doch tatsächlich ausschließlich Punkrock, was mich nachdenklich machte. "So, hier ist es. Danke vielmals für die Heimfahrt, ich bin Ihnen etwas schuldig, Herr Augustin!", sagte ich. "Kein Problem, Linn. Aber warte kurz, wir haben doch vereinbart uns privat zu duzen, oder ist mein Gehör schon so schlecht?"er hielt mich am Arm zurück, als ich gerade aussteigen wollte. "Oh stimmt,...Henry. Danke" Ich lächelte ihn an und spürte plötzlich eine Hand an meiner Wange. Perplex sah ich auf den Arm, dessen Hand auf meiner Wange lag und dann zu meinem Lehrer. "Äh..", stammelte ich. "Linn",sagte er, "ich muss kurz etwas loswerden. Mir ist noch nie ein Mensch begegnet, der mich jedes Mal auf's Neue so herausforderst, wie du es tust. Mir fehlt schon seit Jahren so etwas in meinem Leben und ich wollte mich dafür bedanken, dass du diese Lücke gefüllt hast. Ich bin dein Lehrer und ich weiss, dass hier sollte nicht sein, aber Liebe und Freundschaft, die kennen eben keine Grenzen und keine Gesetze." Ich blinzelte mehrmals kurz hintereinander, bis er mich zart auf die Wange küsste und mich in eine innige Umarmung zog. Nach kurzer Zeit löste ich mich, immer noch unschlüssig was ich darauf erwidern sollte. "Das ist alles sehr schmeichelnd, Henry, aber ich denke mehr als eine gute Freundschaft ist nicht möglich. Sie sind mir ebenfalls sehr ans Herz gewachsen und ich bin sehr froh, Sie in meinem Leben zu haben, aber ich kann Ihnen nicht das geben, was sie vielleicht von mir erwarten...",sagte ich schließlich und umarmte ihn nocheinmal kurz.
"Das ist mehr, als ich mir je erhofft habe, Linn. Dankeschön. Okay, wir sehen uns nächste Woche wieder. Bis dann!", sagte er sichtlich erleichtert. Das ganze lag ihm wohl schon länger auf der Zunge.
"Bis bald.", sagte ich zum Abschied und stieg aus. Kurz sah ich ihm hinterher, bis sein Auto nicht mehr zu sehen war.
'Wow' war das Einzige, was mir dann noch in den Sinn kam.//etwas anders als sonst. ja ja lang ist's her, aber hier ist mal wieder etwas nachschub. jetzt stehe ich mitten im abi und musste mich mal ablenken von all'dem zeug. viel spaß beim lesen!//
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teacherxstudent oneshots
Romancehello :D hier findest du eine kleine ansammlung von kurzgeschichten zum thema teacherxstudent (hauptsächlich gxg) ich bin offen für anregungen! schickt mir gerne eure eigenen erfahrungen, ich werde versuchen sie umzusetzen!