Der Schein

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Energisch schüttelte Tom den Kopf.
"Nein, ich fands toll, ehrlich!" Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln. Ich lächelte zurück, als er sich erhob und etwas aus seiner Jackentasche holte. Neugierig reckte ich den Kopf um etwas erkennen zu können, doch es war zwecklos.
Erst, als Tom sich zu meiner Geldmütze herunterbeugte und etwas hinein legte, sah ich es. Sofort sprang ich auf, schnappte mir den 100 Pfund Schein und wollte ihn Tom zurückgeben, doch er wehrte sich vehement.
"Bitte, ich kann das nicht annehmen! Das ist viel zu viel Geld Tom, das geht nicht!", flehte ich. Aber er schüttelte nur den Kopf.
"Corey, dass sind keine Almosen, ich hab verstanden, dass du das nicht magst. Aber ich bin dir ziemlich lange auf den Wecker gefallen und das ist außerdem für das Lied. Tu mir den Gefallen und nimm es an, ja?"
Ich wusste nicht mehr weiter.
Ich wusste einfach nicht mehr, was ich denken oder tun sollte. Dieser Arsch hatte mich binnen einer halben Stunde aus dem Konzept gebracht, wie in Gottes Namen war das überhaupt möglich?
"Ganz ehrlich Tom,...", setzte ich an, "Du machst mich fertig. Ich kenne dich keine Stunde und du kommst einfach angeschneit, spielst erstmal den weißen Ritter, willst mich dann in ein Hotel stecken und jetzt gibst du mir einfach so nen' Hunderter? Hast du irgendwas geraucht oder heckst du was aus?", fragte ich vollends verwirrt und fuhr mir dabei durch die kurzen Haare.
Doch anstatt irgendwie in den beleidigte-Leberwurst-Modus zu wechseln, fing er an, und das ist kein Witz, lauthals loszulachen und legte dabei den Kopf in den Nacken.
"Ich mache dich fertig? Corey, das ist doch wohl ein Scherz, oder?", sagte er, als er sich wieder etwas eingekriegt hatte. Ich grinste.
"Eigentlich nicht, Tom."
Lautstark seufzend sah ich wieder zu dem 100 Pfund Schein in meiner Hand. Was sollte ich jetzt tun? Unser lieber Schauspieler hier hatte klargemacht, dass er ein 'Nein' nicht akzeptieren würde. Also entschloss ich mich, wenn auch schweren Herzens, dazu, das Geld zu behalten.
Tom schien über meine Entscheidung sehr zufrieden sein, denn er lächelte ein wirklich süßes Lächeln, dass die Herzen seiner Fans zweifellos zum Schmelzen bringen würde.
"Übst' du dein Nussknackerlächeln jeden Morgen vor dem Spiegel?", fragte ich sarkastisch und zog meine Mundwinkel an imaginären Fäden nach oben.
"So ein Quatsch!", meinte Tom und verdrehte die Augen. "Ist natürlich angeboren!" Und, wie konnte es anders sein, er musste sein Lächeln dabei nochmal zur Schau stellen. Ich lachte auf und boxte ihm leicht gegen die Schulter.
"Ehehehe", kicherte er, was einfach nur zuckersüß war. So langsam musste ich zugeben, dass mir dieser Mann wirklich sympathisch wurde.
Er steckte die Hände in die Hosentaschen und wiegte vor und zurück.
"Wollen wir noch einen Tee trinken gehen? Ich kenne ein hübsches Café ganz in der Nähe."
Ich schmunzelte.
"Hmm, mal sehen..." Ich tat so, als würde ich überlegen. "Heute bin ich in Gönnerlaune, also entspricht meine Antwort nem Ja. Aber nur, wenn du mich bezahl-... "
"Corey!", mahnte Tom, was mich zum Lachen brachte.
"Ist ja gut Mommy, dann halt nicht!"

Etwa eine viertel Stunde später klingelte das kleine Glöckchen an der Tür des Cafés, zu dem Tom mich entführt hatte. Wir setzten uns in eine der etwas abgeschiedeneren Sitzecke, die aber direkt neben der Heizung stationiert war. Bei unserer Ankunft hatte ich einige abwertende Blicke aufgrund meiner Aufmachung und des vielen Gepäcks bekommen, doch die versuchte ich einfach zu ignorieren. Kaum saßen wir auf unseren vier Buchstaben kam eine eine etwas miesepetrig dreinschauende Bedienung an unseren Tisch um unserer Bestellung aufzunehmen. Tom bedeutete mir, dass ich zuerst bestellen sollte, also entschied ich mich für einen Kamille Tee. Das Billigste.
Mein Tischkumpan entschied sich für einen Earl Grey mit Milch, was er der jungen Blondine mit einem Lächeln mitteilte.
Erst wirkte sie ziemlich gleichgültig, doch mit einem Moment veränderte sich ihr Ausdruck. Ich blickte zu Tom und merkte, dass es ihm unangenehm war. Also räusperte ich mich, um von ihm abzulenken. Es klappte, doch zusätzlich zu Tom's dankbarem erntete ich auch einen Killer-Blick von der jungen Frau. Dann zwinkerte sie ihm noch einmal zu bevor sie sich wieder verdünnisierte. Der Frauenmagnet an meinem Tisch seufzte und fuhr sich fahrig durch die Haare.
"Danke..." Ich lächelte.
"Nicht der Rede wert. Geht's dir gut?", fragte ich nach und stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab. Tom wiegte den Kopf hin und her und verzog kurz seine schmalen Lippen.
"Das schon, aber dass ich hier war spricht sich im Nu rum und dann kann ich nicht mehr hier her kommen, ohne von einer Horde Paparazzi und Fans überrannt zu werden..."
Eine Weile schwiegen wir und hingen unseren eigenen Gedanken nach. Jedoch nur, bis eine Bedienung - zum Glück nicht die selbe wie vorhin - unsere Getränke brachte.
Ab da an kamen wir wieder ins Gespräch und unterhielten uns über alle möglichen Themen. Musik, Tom's Rollen, Tee und das typisch-londoner Wetter. Unser lieber Mister Hiddleston hier war ein wirklich angenehmer Gesprächspartner, das stand ohne Frage fest. Außerdem war der Tee ziemlich gut, was dem ganzen noch ein Krönchen aufsetzte.

Der Abend kam schneller als uns lieb war. Und damit auch die Zeit des Abschieds.
Tom hatte mich zu meinem U-Bahn Schalter gebracht, hinter dem ich immer die Nacht überdauerte.
"Corey?" Er hielt mich am Arm fest und war völlig unvermittelt stehengeblieben.
Verwirrt sah ich ihn an.
"Was ist denn? Hast du was im Café vergessen?", fragte ich, doch Tom schüttelte energisch den Kopf.
"Nein, nein, ich... Corey, willst du wirklich wieder hier schlafen?"
Ich wollte schon eine patzige Antwort geben, von wegen, dass ich seine Hilfe nicht nötig hatte. Sogar das Geld und die Einladung ins Café hatte ich schon angenommen. Doch da meldete sich meine Vernunft zu Wort. Wollte ich wirklich wieder hier schlafen? Hinter einem U-Bahn Schalter, in einem kaputten Schlafsack, bei einer Arschkälte und der stetigen Gefahr, von irgendwelchen Spaten entdeckt zu werden? Ich sah erst zum Schalter, dann zu meiner Begleitung. Seine Augen mussterten mich besorgt, woraufhin ich nur seufzte.
"Ich... nein. Nein, ich will nicht." Nun war ich es, die energisch den Kopf schüttelte.
"Nein.", wiederholte ich mich ein letztes Mal, was Tom dazu veranlasste zu lächeln. Sein Lächeln war so unglaublich warm.
"Ich habe ein Gästezimmer. Natürlich nur, wenn du willst."

Heavens tearsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt