Der Artikel

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Summend schloss ich die Tür hinter mir. Ich atmete einmal tief durch, dann trat ich meinen Spaziergang an. Es war ein typisches Herbstwetter; bunte Blätter überall auf dem Boden und an den Bäumen, durch die immer wieder ein frischer Wind huschte. Der Himmel war nur ein bisschen bewölkt, ansonsten war es aber sonnig. Alles wirkte so friedlich und ich fühlte mich wunderbar. Jedem, der mir auf meinem Weg entgegen kam, schenkte ich ein breites Lächeln. Einige erwiderte meine Geste, und die anderen beachtete ich gar nicht. Nichts und niemand hätte mir in diesem Moment meine gute Laune verderben können.
Im Park waren viele Leute. Familien, Pärchen und und hier und da auch Leute, die die Schönheit der bunten Blätter auf Kamera festhalten wollten.
Ich war ziemlich lange einfach nur ziellos herum gelaufen, als ich eine Bank entdeckte und mich kurzerhand auf diese setzte. Neben mir saß eine ältere Frau, die gerade ihre Nase in eine Zeitung steckte. Eigentlich gehörte es nicht zu meinem Sortiment, in fremder Leute Sachen herum zu schnüffeln, doch eine Schlagzeile erregte meine Aufmerksamkeit.
'Tom Hiddleston im Lieb - ...' Mehr konnte ich leider nicht lesen. Ich reckte mich ein bisschen, als sich die Frau auf einmal räusperte.
"Sind Sie einer von diesen Menschen, die immer ihre Nase in die Angelegenheiten anderer Leute stecken?", fragte sie etwas argwöhnisch, weswegen ich zusammenzuckte.
"Nein, ich, entschuldigen Sie bitte, es war nicht meine Absicht, sie zu stören, wirklich!", stotterte ich und ich spürte, wie mir die Schamesröte ins Gesicht kroch.
Sie sah mich noch einen Moment an, dann seufzte sie.
"Also wirklich..." Ich war schon im Begriff aufzustehen und zu gehen, da mir die ganze Situation ziemlich peinlich war, doch die ältere Dame war schneller. Ohne sich noch einmal umzudrehen ging sie. Die Zeitung ließ sie liegen.
Ich wartete noch, bis ihre Gestalt außer Sichtweite war und schlug dann binnen eines Wimpernschlags den Artikel auf, der meine Neugierde geweckt hatte.

'Tom Hiddleston im Liebesglück?', lautete die Überschrift. Ich bließ die Backen auf und seufzte resigniert, jedoch mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Neugierig las ich weiter.

Ist der britische Schauspieler Tom Hiddleston (27) seit neuestem wieder in einer Beziehung?
Seit kurzem wurde der gebürtige Brite mehrmals mit einer jungen Frau gesehen, mit welcher er sich sehr vertraulich zeigte. Die beiden wurden zusammen beim einkaufen, spazieren und sogar beim Abendessen mit Benedict Cumberbatch (30) gesehen.

Doch wer ist die neue Frau an Tom Hiddleston's Seite?
Bis jetzt gab es noch keine Informationen zu der mysteriösen jungen Frau. Es gibt Vermutungen, dass sie eine, uns jedoch noch unbekannte, angehende Schauspielkollegin der beiden genannten Briten ist.
Die Reaktionen der Hiddlestoners - so der Name der Fanbase von Tom Hiddleston - sind gemischt. Der jungen Frau an Tom's Seite wird nachgesagt, ihn nur ausnutzen zu wollen und den Fanliebling als Mittel zum Zweck zu missbrauchen. Jedoch wurde auch viel Gutes mit ihr in Verbindung gebracht.
"Sie sieht sehr nett aus! Tom scheint sehr glücklich zu sein, und ich wünsche den beiden alles Gute!", schrieb ein Fan des Schauspielers auf Twitter.
Sind die beiden das neue Traumpaar der Filmszene oder doch nur eine schöne Illusion?

An den Artikel waren drei Bilder angehängt: eines zeigte Tom und mich von hinten; das Bild war von dem penetranten Paparazzi geknipst gemacht worden, nachdem wir gerade einkaufen gewesen waren. Das zweite Bild stammte aus dem Park. Zu meinem Erstaunen war es nicht von unserem ersten Spaziergang, sondern von dem, den wir nach dem Abendessen mit Ben gemacht hatten. Apropos Ben, auf dem letzten Bild waren er, Tom und ich zu sehen, wie wir gerade in dem griechischen Restaurant etwas bestellten.
Bei der Erinnerung daran musste ich schmunzeln.
Ich fasste kurzerhand den Entschluss, wieder zurück zu Toms Behausung zu gehen. Die Zeitung ließ ich einfach auf der Bank liegen.

Keine 15 Minuten später stand ich schon wieder hinter dem Tresen meines Wirts und machte für uns beide Kaffee. Er war gerade erst aufgestanden und war dementsprechend noch ziemlich schläfrig. Gemächlich kam Tom zu mir, nachdem er im Bad seine Morgenroutine verrichtet hatte und umarmte mich von hinten.
Mein breites Grinsen wurde durch sein verschlafenes Gemurmel verstärkt, was einfach nur zuckersüß war. Ich ließ die zwei Tassen auf der Anrichte stehen und drehte mich in Toms Armen, sodass ich ihm nun ins Gesicht sehen konnte. Zumindest war das der Plan gewesen, doch der Brite vergrub weiterhin sein Gesicht in meiner Halsbeuge.
"Willst du Kaffee?", fragte ich leise und bekam als Antwort ein Nicken.

Kurz darauf hatten wir beide gefrühstückt. Tom und ich lümmelten ein wenig auf dem Sofa herum, die Zeitung nach Jobanzeigen durchforstend. Wir machten das bestimmt nun schon seit drei Wochen, jedoch war bis jetzt noch keiner von uns fündig geworden.
"Was hältst du hiervon?", fragte mich der Braunhaarige zum gefühlt zehnten Mal - aber ich konnte es ihm natürlich nicht verübeln - und hielt mir das Stück Papier ins Gesicht. Im Gegensatz zu meiner Motivation war seine wie frisch geölt. Das änderte sich jedoch schlagartig, als ich die Annonce las.
"'Pflegekraft im Tierheim Lancester-Süd gesucht'! Das klingt klasse Tom!", strahlte ich und schenkte ihm ein breites Grinsen, was anscheinend ziemlich ansteckend war.
"Dachte ich mir gleich, dass es dir gefällt! Lass uns gleich anrufen, okay?"
Innerhalb einer halben Stunde hatten wir ausgemacht, dass ich morgen um 14 Uhr ins Tierheim zu einem Vorstellungsgespräch kommen sollte.
"Und vielen Dank nochmal! Einen schönen Tag noch!"
Ich legte auf und drehte mich zu Tom um, der mit verschränkten Armen am Tresen gelehnt da stand. Die Freude stand mir buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
Der Braunhaarige nahm mich in seine Arme und drückte mich fest an sich. Augenblicklich erwiderte ich die Umarmung.
"Das müssen wir feiern, meinst du nicht auch?", meinte er. Ich kicherte und drückte ihn ein Stückchen von mir weg, sodass ich ihm in die Augen sehen konnte.
"Noch hab ich den Job nicht, Mr. Hiddleston!", feixte ich, wobei ich eine seiner Haarsträhnen zwischen meinen Fingern zwirbelte. Tom legte den Kopf schief und sah mich aus seinen strahlend blauen Augen herausfordernd an. Ich sog scharf die Luft ein.
"Nein Tom, vergiss es! Wie soll man mich denn jemals ernst nehmen können, wenn ich jetzt schon nicht mehr konsequent bleibe!"
Zwecklos. Sein Blick wurde zärtlicher, seine Augen schlossen sich langsam und schon legten sich seine Lippen auf meine.
"Arsch.", murmelte ich gegen diese, konnte mir ein Schmunzeln aber nicht verkneifen.

Heavens tearsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt