10th chapter

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"Ahhh, du gehst auf deine erste richtige Mission!"

Silly kreischt mir fröhlich ins Ohr. Ich habe ihr gerade von meinem "Gespräch" mit Caden erzählt und dabei gekonnt die Details weggelassen.

Sie muss ja nicht alles wissen. Mit 'nicht alles' meine ich den Großteil unseres Gespräches.

Fest schließt sie mich in ihre Arme. Dabei verrutscht mein Halstuch. Fuck!  Sie grinst mich geschockt, doch wissend an, als ihr Blick auf den Knutschfleck fällt.

"Wer ist denn der Glückliche?"

Sie vollführt mit ihren Augenbrauen einen wahren Augenbrauentanz und ein perverses Grinsen verziert ihr Gesicht.

Ich fahre mir auf einmal schüchtern über meine geröteten Wangen und zucke mit den Schultern.

"Egal. Es ist außerdem keine richtige Mission, sondern nur eine Lebensmittelbesorgung. Nichts Großes."

Sie zuckt ernst mit ihren Schultern. Das perverse Grinsen ist von ihrem Gesicht gewichen.

"Es kann alles Mögliche schief gehen! Ihr könntet von deinem Vater erwischt werden, oder von einem anderen Herrscher. Die könnten eure Derma abziehen und euch in kleine Einzelteile auseinandernehmen. Es könnte sogar noch viel mehr passieren, aber wenn das für dich nicht relevant ist, dann weiß ich auch nicht."

Silly zuckt mit ihren Schultern und hebt abwehrend ihre Hände.

Während des Redens habe ich meinen Schal wieder an Ort und Stelle gebracht.

Das was Silly mir gerade erzählt hat, tingiert nicht wirklich auf mich ab. Sie soll sich keine Sorgen machen. Ich bin in den vergangenen Wochen stärker geworden und kann sogar schon mit Caden mithalten, was etwas heißen soll. Und zur Not habe ich ein Messer aus dem Übungsraum mitnehmen lassen. Es ist mein Liebling. Ich habe es Fahid getauft.

Ein Fuchteln vor meinem Gesicht lässt mich wieder in die reale Welt zurückfallen.

"Wenn du nachher auch nur einmal unaufmerksam bist, dann kann das dein Leben kosten und ich weiß wovon ich rede. Ich will niemanden verlieren und vor allem nicht dich! Mit wem soll ich sonst über meinen Bruder lästern!?"

Wir beide prusten los, was bei mir eher wie ein sterbendes Walross klingt. Durch mein komisches Lachen fängt Silly noch mehr zu lachen und dann entsteht eine Kettenreaktion. Abwechselnd steigern wir uns immer mehr, bis uns die Luft wegbleibt und einige Leute verstört in unsere Richtung schauen.

"Was!? Noch nie Menschen lachen sehen!?" Moniere ich sie an. Silly lacht noch einmal. Nach nur kurzem Luft holen wird ihr Blick auf einmal erschrocken, dann abartig grinsend.

"Was ist da?" Ich lache noch einmal, drehe mich um und erstarre.

Caden steht an der Wand gelehnt und redet mit Kevin. Ich muss ihn endlich mal fragen, wie der Typ eigentlich heißt. Ich drehe mich wieder um und ziehe eine Augenbraue hoch.

"Was ist mit ihm?" Ich sehe sie skeptisch an.

Nein, ich bin nicht eifersüchtig! Ganz und gar nicht. In Büchern heißt es eigentlich, dass, wenn zwei Menschen zusammen sind, dass sie nicht genug von dem jeweils anderen haben können. Doch bei uns ist es ganz und gar nicht so.

Sind wir denn überhaupt zusammen?

Keine Ahnung. Es wird eh nicht mehr werden, als ein bisschen küssen und One Night Stands. Ich bin nicht in ihn verliebt, was auch gut so ist, da ich ihn eh irgendwann verletzen würde und das kann ich Silly nicht antun. Ich meine, sie würde mich nie wieder ansehen und ich würde wieder mal alleine sein.

Auf dem Schiff hatte ich wenigstens Dominik, aber hier habe ich nur Silly und Caden und wenn ich Caden verletzen würde, würde sich Silly ebenfalls von mir entfernen, es ist schließlich ihr Bruder!

Allerdings haben mich seine Worte vor 5 Tagen schon irgendwie berührt.

Egal, wie gesagt. Es wird nur küssen werden und mehr nicht.

"Eve, ich weiß ja nicht, aber ich glaube, dass es nicht so gut wäre wenn du heute mitgehst. Du bist mit deinen Gedanken ständig woanders. Ich mache mir wirklich Sorgen um dich."

"Ich bin schon alt genug um selbst zu entscheiden, was gut für mich ist und was nicht. Du sollst dir keine Sorgen um mich machen."

Meine Augen sind zusammengekniffen und ich werfe ihr einen bösen Blick zu.

Sie reibt sich einmal über ihre Arme, schaut mich noch einmal entschuldigend an und geht dann.

Na toll! Sie hätte wenigstens bleiben können. Jetzt stehe ich hier wie bestellt und nicht abgeholt da. Das kann sie nicht einfach machen! Ich bin schließlich die Prinzessin, da verdiene wohl Respekt!

Wütend presse ich meine Kiefer aufeinander. Eine Hand legt sich vorsichtig auf meine Schulter. Ich drehe mich mit arroganten Blick um und sehe in schwarze Augen. Doch egal wie sehr ich mich bemühe, ich kann mich nicht beruhigen.

"Was ist jetzt schon wieder los!?" Wieder einmal moniere ich ihn lautstark. Caden beißt seine Zähne zusammen, wodurch sein Kiefer stark hervortritt. sex- nett. Es sieht nett aus.

"Du vergisst, wo dein Platz ist, Evelyn. Du hast ordentlich mit mir zu reden!" Er drängt mich ein wenig zurück, doch ich denke nicht einmal daran, ihn gewinnen zu lassen. Doch trotzdem ist es etwas unangenehm, da so viele Menschen zu uns schauen.

"Falls du es vergessen hast, wir stehen in der Mensa und es stehen nicht wenige hier, Caden." Presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Er geht noch einen Schritt auf mich zu, was mich einen Schritt zurücktreten lässt. Seine Halsader ist deutlich zu sehen, was darauf hinweist, dass er wütend ist. Sehr wütend. Wegen der Erkenntnis muss ich schlucken.

Halt! Ich bin immer noch die Prinzessin. Er hat mit mir nicht so zu reden! Warum lasse ich mich nur so von ihm verwirren? Gut, ich kann die sexuelle Anziehungskraft zwischen uns nicht leugnen, aber trotzdem.

"Und überhaupt, ich weiß genau wo mein Platz ist. Du solltest deine Contenance  nicht verlieren!"

Wütend fährt er sich durch die Haare.

"Los geht's! Teilt euch auf die Schiffe auf."

Harsch teilt er allen seine Befehle mit. Ich gehe als erste aus der Mensa zum Hangar. Sogar ohne mich zu verlaufen! Ich werde wirklich in allem immer besser. Grinsend steuere ich das größte Schiff der Flotte an. Ich weiß, welche Schiffe wir nehmen werden und dies ist eines davon,

In Gedanken mache ich es mir schon auf dem Stuhl des Kaptains gemütlich. Zielsicher laufe ich auf die Brücke. In Schiffen kenne ich mich gut aus. Sie sind immer nach dem selben Prinzip konzipiert.

Ich lasse mich auf dem, mit schwarzem Leder überzogenen, Stuhl nieder. Egal was Caden sagen würde, hier stehe ich heute nicht mehr auf!

QueenB & Lea

Too Far AwayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt