Blut und Zorn

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Die Zeit verging, als wir wieder zu Hause waren und Bellas Babybauch wuchs schneller, als es normal war. Außerdem war er übersät von blauen und grünen Flecken. Und Bella wurde Tag für Tag schwächer, aber es war ihr egal, sie wollte um jeden Preis ihr Baby beschützen. Ich wollte es ja auch beschützen, aber ich machte mir auch Sorgen um meine Schwester. Alec war nachgekommen und blieb bei mir in Forks. Jane war davon noch weniger begeistert, als Aro. Ich verstand sie ein bisschen, immerhin wusste ich, was es bedeutete, von seinem Zwilling getrennt zu sein. Irgendwann hörte ich Jacob kommen. Und ich roch seinen Wolfsgestank. Ich war sowieso gerade unten im Keller gewesen, um Bellas Wäsche zu waschen, also ging ich gerade an die Tür. Jake stürmte einfach an mir vorbei ins Haus und fragte: ,,Also stimmt es?" ,,Ich freu mich auch, dich zu sehen", gab ich erstmal zurück und schloss die Tür wieder. ,,Eli, bitte sag mir einfach die Wahrheit", bettelte er schon fast. ,,Jake, bist du das?", rief Bellas schwache Stimme von oben. ,,Sie ist hier?", fragte Jacob und wirkte entsetzt, dass er noch nichts davon wusste. ,,Wir sind seit zwei Wochen zurück", nuschelte ich nur vor mich hin und schon stürmte Jake die Treppe nach oben, dem Herzschlag entgegen. Natürlich eilte ich ihm hinterher. Alec saß immer noch auf der einen Sofalehne. Er war sozusagen Bellas lebendiges Schmerzmittel. Auch die Cullens waren noch vollständig versammelt. Von überall blitzten mich schwarze Augen an. Sie hatten seit einer ganzen Weile nicht mehr gejagt. ,,Ich freu mich, dass du da bist", sagte Bella und lugte hinter Rosalie hervor. Jacob trat zwei Schritte näher, nachdem ich mich zu meiner Schwester und meinem Freund auf die Couch gesellt hatte, doch Rosalie trat ihm in den Weg und sagte bestimmt: ,,Das ist nah genug." ,,Was ist dein Problem?", fragte er sie unwirsch. ,,Rose, ist schon gut", sagte Bella nur zu ihr und schon trat Rose einen Schritt bei Seite. Sie hatte meinen Zwilling nie sonderlich gemocht, aber sie tat wirklich alles, um das Baby zu beschützen. Jacob ließ sich zwischen mir und Bella auf der Couch nieder und sagte mit einem Grinsen im Gesicht: ,,Du siehst furchtbar aus." ,,Ja", erwiderte Bella darauf nur, ,,Ich freu mich auch, dich zu sehen." ,,Und, erzählst du mir, was mit dir los ist?", fragte Jake sie dann. ,,Rose, hilfst du mir bitte auf?", bat Bella die Blondine und schon hob Rose sie vorsichtig auf die Füße. Jacob sog erschrocken die Luft ein und wollte dann auf Edward losgehen, mit dem Kampfschrei: ,,Das ist deine Schuld." Aber ich hielt ihn mit meiner Gabe zurück. ,,Wir wussten nicht, dass das möglich ist", versuchte Carlisle ihn zu besänftigen. ,,Was ist es?", frage Jacob und war so langsam völlig durch den Wind. ,,Das wissen wir nicht", erwiderte Carlisle, ganz der Arzt, während Bella sich zurück auf die Couch legte, ,,Ultraschall und Nadel kommen nicht durch die Fruchtblase." ,,Ich kann es auch nicht sehen", verkündete Alice dann, ,,Und ich kann Bellas Zukunft nicht mehr sehen." ,,Wir haben in alten Legenden recherchiert", sagte dann Alec, ,,Und sogar mit ein bisschen Hilfe das Archiv der Volturi auf den Kopf gestellt, aber das hat uns auch nicht weiter gebracht." ,,Wir wissen nur, es ist stark", fügte ich hinzu, ,,Und es wächst schnell." ,,Warum haben sie noch nichts unternommen?", beschwerte sich Jacob bei Carlisle, ,,Holen sie es aus ihr raus!" ,,Du hast hier nichts zu melden Hund!", fuhr Rose ihn an. Zurecht. ,,Rose", ging jedoch Esme mit ungewohnt scharfem Ton dazwischen, ,,Streitereien sind nicht gut für Bella." ,,Der Fötus ist nicht gut für Bella", brauste dann auch noch Alice auf. Sie musste wirklich ganz dringend jagen gehen! ,,Sag das Wort Alice", fuhr ich sie genervt an (auch ich brauchte dringend Blut), ,,Baby. Es ist nur ein kleines Baby!" ,,Möglicherweise", erwiderte Jasper darauf und stellte sich schützend neben seine Freundin. Ich konnte vielleicht keine Gedanken lesen, aber ich wusste auch so, was Jasper dachte. ,,Hast du noch alle Tassen im Schrank?", brachte ich mühsam beherrscht hervor, ,,Ich würde niemals jemandem etwas tun, der es nicht verdient hat! Tut mir leid Bella, aber ich muss hier raus! Das wird mir zu viel." Und damit stand ich auf und flitzte aus dem Zimmer. ,,Schon okay", sagte Bella hinter mir noch zu mir, bevor ich weg flitzte. Ich blieb irgendwo mitten im Wald stehen und riss einen der umstehenden Bäume aus der Erde, welchen ich einfach blind durch die Luft schleuderte. Ich glaube, ich habe damit aus Versehen einen oder zwei Wanderer getroffen... An viel von diesem Moment konnte ich mich nicht erinnern. Nur das ich einen Menschen getötet hatte. ,,Eli?", sagte Alec sanft neben mir. Ich sah auf meine Hände. Sie waren voller Blut. ,,Was hab ich getan?", schluchzte ich und ließ mich von Alec in die Arme nehmen, ,,Wieso sind meine Hände voller Blut?" ,,Du hast einen Menschen getötet", sagte er nur zu mir und hielt mich fest, bevor ich zusammen brechen konnte, ,,Hey, ich verspreche dir, es wird besser werden. Es braucht seine Zeit, aber es wird besser werden. Ich bin für dich da, okay?" ,,Wie kann ich je wieder meiner Schwester unter die Augen treten?", schniefte ich und lehnte mich an ihn, ,,Sie ist ein Mensch und ich habe gerade einen Menschen getötet." Es war nicht zu verhindern. Ich fing hemmungslos an, zu schluchzen, bevor ich doch noch zusammen brach. Eine ganze Weile hockte ich einfach so mit Alec im Wald und heulte mich bei ihm aus. Es tat gut, einfach mal alles raus zu lassen. Ich stand immer noch unter Schock, als wir langsam wieder zurück gingen, aber es war schon besser, allein dadurch, dass Alec bei mir war und meine Hand hielt. ,,Eli?", fragte Bree, die plötzlich vor uns auftauchte, ,,Was ist denn mit dir passiert?" ,,Nicht so wichtig", schniefte ich nur und ging einfach schnurstracks weiter zurück ins Haus. ,,Hey", sagte Jasper sofort, als ich den Eingangsbereich betreten hatte, ,,Eli, es tut mir leid, ich weiß auch nicht, was mit mir los ist." ,,Schon gut", erwiderte ich nur und versuchte den fetten Blutfleck auf meiner Bluse zu verdecken, ,,Blutmangel kann einen echt wahnsinnig machen. Und ich weiß ja, dass du es nur gut meinst. Die ganzen unterschiedlichen Gefühle hier im Haus machen dich wahrscheinlich noch zusätzlich verrückt." ,,Ja, dass ist in der Tat verwirrend", stimmte Jasper mir zu und zog mich in eine vorsichtige Umarmung. Ich spürte, wie sehr wir beide das gerade brauchten. Ich brauchte die Ruhe, die Jasper ausstrahlte und ich brauchte den Klang von Bellas Herzschlag in meinen Ohren. Ich brauchte die Menschlichkeit.

Bis(s) zum Ende der Nacht What if...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt