Ein Ende ist auch ein Anfang

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Ab diesem Tag wich ich meinem Zwilling nicht mehr von der Seite, nur wenn sie mich darum bat. Einmal nahm mich Carlisle in der Küche bei Seite, während ich für Jacob ein Sandwich machte. Er musste ja schließlich auch was essen. ,,Elisa", fing er an, ,,Ich bin der Meinung, du solltest es ebenfalls wissen." ,,Was denn?", fragte ich und war etwas verwirrt. ,,Du hörst bestimmt, dass Bellas Herzschlag Tag für Tag schwächer wird", fuhr er dann ganz vorsichtig fort, ,,Sie wird die Geburt des Kindes nicht überleben." ,,Kannst du wirklich gar nichts tun?", fragte ich und stand am Rande der Verzweiflung. ,,Nein", erwiderte Carlisle darauf, ,,Ich wünschte, ich könnte es. Es tut mir leid." Und weg war er. Ich nahm mir fest vor, ich würde nicht schon wieder heulen, aber es war nicht zu verhindern. Obwohl es schon längst nicht mehr schlug, spürte ich, wie sich mein stillstehendes Herz zusammen krampfte. Bella ging es wieder schlechter. Ich riss mich zusammen und flitzte wieder runter. Als ich unten wieder ankam, verließen plötzlich alle außer Rosalie, Alec, Jacob, Edward, Esme und mir den Raum. Und Carlisle kam mit Blut in einem McDonalds-Becher zurück. Den er Bella gab. Sie probierte einen Schluck und sagte nach einem Weilchen: ,,Es schmeckt... Gut." Kein Wunder, war ja auch Menschenblut und das Baby war ja in gewisser Weise zur Hälfte ein Vampirchen. Ich hörte genau auf Bellas Herzschlag und Carlisle bestätigte, was ich hörte, indem er sagte: ,,Dein Puls wird jetzt schon viel stärker." ,,Es funktioniert", sagte Esme und wirkte positiv überrascht. Vor lauter Glück quetschte ich mich zu meinem Zwilling auf die Couch und zog sie sanft in meine Arme. Ich konnte fühlen, dass es ihr wirklich besser ging. 

Doch es wurde deswegen nicht unbedingt besser. Bella (beziehungsweise das Baby) verbrauchte den vorhandenen Blutvorrat recht schnell. Deshalb wollte Carlisle mit Esme mehr holen gehen. Alec hatte sich ihnen als Begleitschutz angeboten, weil er den Wölfen die Sinne ausknipsen könnte. Carlisle hatte Jacob zu uns nach unten in den "Versammlungsraum geholt und erklärte ihm die Lage. ,,Mehr ist also nicht da", hakte Jacob nach. ,,Das Baby könnte schon morgen kommen und um die geringste Chance zu haben, braucht Bella mehr Blut", erwiderte ich darauf. ,,Und du musst auf die Jagd gehen", fügte Esme an Carlisle gewandt hinzu, ,,Du brauchst all deine Kräfte für Bella. Wir brechen noch heute Abend auf." ,,Carlisle, ihr seid jetzt die Feinde", meinte dann Jacob zu Carlisle, ,,Sam wird nicht zögern, sie werden euch abschlachten." ,,Ich werde sie begleiten", meldete sich dann Alec zu Wort, ,,Ich kann im Notfall ihre Sinne ausknipsen." ,,Es würde euch nur einen kleinen Vorsprung verschaffen", warf Jake ein. ,,Es ist die einzige Chance", erwiderte Carlisle, ,,Wir müssen es zumindest versuchen." ,,Ihr würdet euer Leben für sie riskieren?", fragte der Wolf skeptisch. ,,Selbstverständlich", entgegnete Esme und wirkte fast schon empört, ,,Bella gehört jetzt zu unserer Familie." ,,Ja, dass ist mir klar", gab Jacob dann zu, ,,Ihr seid wirklich eine Familie. So stark wie die, in die ich hineingeboren wurde. Ich weiß, was ich tun muss." Und damit stand der Plan. Jacob würde den Großteil von Sams Rudel ablenken, während Carlisle, Esme und Alec an den wenigen Wachen vorbei mussten. Eigentlich ein Kinderspiel. Hoffte ich zumindest. 

In der Zeit blieb ich bei Bella und hoffte einfach, die drei würden sicher wieder nach Hause kommen. Dann endlich ein entferntes Heulen, was dafür sprach, dass sie durchgekommen waren. Ich sprintete kurz ans Fenster und tatsächlich erkannte ich in der Schwärze der Nacht die wütenden Wölfe weg laufen. ,,Fällt dir nicht irgendwas zeitloseres ein?", fragte Rosalie meine Schwester, wegen der Babynamen, die Bella ausgewählt hatte. Dann hörte ich Jacob die Treppe hoch kommen. ,,Danke", sagte Edward zu ihm. Wow, Edward Cullen bedankt sich bei Jacob Black! Das hätte ich zu gerne auf Video festgehalten. ,,Sie sind durchgekommen?", fragte Jake zur Sicherheit nochmal nach. ,,Jap", bestätigte ich. ,,Hey", meinte dann meine Schwester zu Jake und erhob sich auf Alice und Rose gestützt aus ihrem Sessel, ,,Wie geht's dir?" ,,Ich muss ja kein Monster mit mir rum schleppen", gab Jacob grinsend zurück. ,,So ist es nicht", verteidigte Bella ihr Baby. ,,Es ziemlich wichtig Bella", forderte Rose dann meine Schwester auf, ,,Erzähl Jacob, was du beschlossen hast." ,,Wieso, was kommt jetzt?", fragte der Wolf, während ich mich im Sessel niederließ. ,,Rose ist nicht einverstanden, mit Bellas Babynamen", beruhigte Edward ihn. Ich konnte nur kichern. ,,Sie hasst sie", fügte Bella hinzu und es klang wie eine Beschwerde. ,,Tja, dann bin ich auf deiner Seite", verkündete Jacob sofort, ,,Egal, welche du gewählt hast." ,,So schlimm sind sie nicht", verteidigte Bella nochmal ihren Standpunkt, ,,Wenn es ein Junge ist, E.J. Edward Jacob." ,,Na schön, der ist nicht ganz so übel", gab Rose zu, ,,Verrate ihm den Mädchennamen." ,,Ich hab ein bisschen mit den Namen unserer Mütter rum gespielt", meinte Bella dann, ,,Renee und Esme. Und ich dachte an Renesmee." ,,R... Renesmee", stammelte Jacob nur. ,,Zu verrückt?", fragte Bella besorgt. Edward lachte und übersetzte dann Jacobs Gedanken: ,,Nein, so verrückt auch wieder nicht. Ein schöner Name. Und er ist einzigartig, passend zu dieser Situation. Mir gefällt Renesmee." ,,Er gefällt ihm", sagte Bella zu frieden zu Rosalie, die nur die Augen verdrehte und Bella ihren Blutbecher reichte. Er fiel zu Boden und als Bella sich gerade danach bücken wollte, knackte und krachte ihre Wirbelsäule und wie in Zeitlupe sah ich sie fallen. Ich flitzte sofort zu ihr und fing sie auf. 

Wir hatten sie rüber in Carlisles Behandlungszimmer gebracht. ,,Rose, gib mir das Morphium!", sagte Edward im Befehlston. ,,Carlisle sagt, die Plazenta muss sich abgelöst haben", Verkündete Alice mit ihrem Handy am Ohr, ,,Er kommt so schnell er kann." ,,Wir müssen es tun", legte Rosalie fest und griff sich das Skalpell. Ich konnte nur ratlos daneben stehen. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. ,,Lass erst das Morphium wirken", hielt Edward seine Schwester vom schneiden zurück. ,,Wir haben keine Zeit, sonst stirbt es", verteidigte Rose sich und riss sich von Edward los. ,,Holt es raus, sofort!", gab auch Bella von sich. ,,Sieh mich an Bella", sagte Jacob sanft aber bestimmt zu ihr und Rose setzte zum Schnitt an. Doch sobald sie das Blut sah, blitzten ihre Augen gefährlich schwarz. Mit einer Handbewegung schleuderte ich sie aus dem Raum. ,,Alice, schaff sie hier raus", rief Edward im Befehlston durch den Raum und ich schloss die Augen, während er in meine Schwester rein griff, um das Baby raus zu holen. Ich konnte das einfach nicht mit ansehen. Dann war mit einem mal ein zarter Schrei zu hören. ,,Es ist Renesmee", verkündete Edward dann. ,,Du bist wunderschön", meinte Bella zu dem kleinen, aber schnellen Herzschlag, während ihr eigenes Herz schließlich ganz verstummte. Ich fuhr herum und tatsächlich versuchte Jacob, sie zu reanimieren. ,,Jacob, nimm das Baby", sagte Edward dann zu Jacob. ,,Halt es mir bloß vom Leib!", fuhr der Wolf den Vampir an, bevor ich aus dem Raum und aus dem Haus flitzte. Es war, als hätte man mir alle Sinne abgeschnitten. Ich nahm nichts mehr um mich rum war. Mein Herz wurde von einer entsetzlichen Leere gefüllt. Etwas war zerrissen. Die Bindung zu Bella war nicht länger da. Ich konnte ihr Leben nicht mehr fühlen. Und das fühlte sich an, als wäre ich selbst tot. Dann schlug die Wucht der Gefühle wie eine Welle auf mich ein und ich konnte Edward sagen hören: ,,Ich lasse nicht zu, dass sie meiner Familie etwas antun." Die Wölfe. Sie waren gekommen, um Renesmee zu töten. Aber nur über meine Leiche Freunde! Ich flitzte zu den anderen rüber und ließ alles was ich fühlte in einer riesigen Druckwelle raus, die die Wölfe einige Meter in den Wald hinein warf. Aber das lenkte sie nur für einen Augenblick ab. Sie kamen wieder näher. Ich postierte mich auf der Treppe und schleuderte jeden Wolf weg, der der Veranda auch nur zu nahe kam. ,,Hört auf! Es ist vorbei", ging Jacob dann dazwischen und stellte sich zwischen Edward, Alice, Jasper und die Wölfe, ,,Wollt ihr sie, dann tötet mich!" Ich hatte eine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Sam schleuderte Jake mit seiner Schnauze durch die Luft und er verwandelte sich noch im Flug. ,,Jacob ist geprägt worden", übersetzte Edward dann Jakes Gedanken (Punkt für uns), ,,Sie können ihr nichts tun. Auf wen sich ein Wolf geprägt hat, dem darf nicht geschadet werden. Das ist ihr oberstes Gesetz." Und tatsächlich traten die Wölfe den Rückzug an. Zu meiner Überraschung hörte ich, noch während ich meinem heil zurück gekehrten Freund um den Hals fiel, wie Bellas Herz ganz langsam wieder anfing, zu schlagen. Ich ahnte nicht nur, was das zu bedeuten hatte. Ich wusste es. Sie würde sich verwandeln.

Bis(s) zum Ende der Nacht What if...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt