Zu den Bergen

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Zu den Bergen

Schnellen Schrittes, wo es möglich war rennend, steuerten sie über loses Geröll und durch Sträucher auf die Berge zu. In ihrem Rücken wurde der Donner kontinuierlich lauter und nach nicht einmal fünf Minuten und vielleicht einem knappen Kilometer, den sie inzwischen geschafft hatten, erfassten sie die ersten stärkeren Böen mit intensivem Regen.

Einige der Böen waren inzwischen stark genug, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie stolperten immer öfter über die losen Steine. Die aufgewühlte Luft brauste erbarmungslos um ihre Köpfe, schlug ihnen den Regen in das Gesicht und den Nacken. Der nächste Kilometer würde mehr als anstrengend werden, wusste Kirk.

„Der Sturm hat enorm an Geschwindigkeit und Stärke gewonnen, Sir", rief Spock plötzlich aus voller Lunge hinter ihm, um sich über die Geräusche der Natur verständlich zu machen. Spock war hinter ihm geblieben, da Kirk der langsamere war.

Kirk blieb stehen um zu verschnaufen und drehte sich um. Einen Moment stockte ihm der Atem bei dem Anblick, der sich ihm bot.

Die normalerweise sorgfältig gekämmte und geordnete Ponyfrisur des Vulkaniers wurde vom Wind zerzaust oder es klebten ihm zum Teil durchnässte Strähnen im Gesicht und auf der Stirn. Durchaus attraktiv, empfand Kirk doch hielt erschrocken den Atem an, als er an seinem von ihm insgeheim begehrten Ersten Offizier vorbei blickte.

Direkt hinter dem Vulkanier sichtbar, erstreckte sich über dem gesamten Horizont die tiefschwarze Wolkenwand aus der in schnellem Staccato Blitze zuckten und in der Ebene niedergingen.

Einige Einschläge waren bereits sehr nah.

Zu nah.

Kirk sah erschrocken wieder zu Spock, der ihn fragend musterte. Er sah mehr als nur attraktiv und exotisch in diesen Verhältnissen aus, vor allem wenn seine sonst so penibel ordentliche Frisur in Unordnung geriet. Die an der Jacke vorhandene Kapuze hatte bei diesem Wind keine Chance gehabt an ihrem angedachten Platz zu bleiben. Kirk grinste schräg mit Galgenhumor.

„Das sieht böse aus, Mr. Spock. Sowohl hinter Ihnen als auch am Kopf. Ich hoffe, wir haben einen Kamm dabei?"

Spock hob irritiert eine Augenbraue und wollte etwas erwidern als erneut ein Grollen die Luft erfüllte, dieses Mal näher und es war kein Donner. Kirk blickte alarmiert wieder an Spock vorbei, der sich nun ebenfalls gewarnt umdrehte.

„Ein Tornado!", ächzte Kirk als er den trichterartigen Schlauch in einiger Entfernung niedergehen sah. Seine Worte wurden von dem Getöse der Luft um sie herum übertönt.

Es war ein Tornado. Dort wo er dicht neben der Fähre, die man in der Ferne weiß strahlend gerade noch durch die Regenwand erkennen konnte, niederging, wurden Geröll und Sträucher aufgewirbelt und gnadenlos in die Luft katapultiert. Ein zweiter Schlauch wurde plötzlich sichtbar, tauchte fast aus dem Nichts aus der dichten Regenwand auf, näher an ihrer Position als der erste.

Viel zu nah.

Gefährlich, sagten Kirks Instinkte aus seiner Kindheit. Er kannte die Gefahren, hatte mit ihnen auf den von Tornados heimgesuchten Ebenen Amerikas gelebt. Wirbelstürme brachten Zerstörung, Hagel und Starkwinde. Nichts konnte ihnen widerstehen. Der faustgroße Hagel konnte töten.

„Tornados. Plural!" Spock griff nach Kirks Arm und zog ihn mit sich, schien die Gefahr ebenfalls zu kennen. Natürlich würde er sie kennen. Zumindest in der Theorie. Gab es auf Vulkan Tornados?

„Rasch, Jim. Einer kommt in diese Richtung."

„... und er wird schneller als wir sein." Kirk brauchte die Aufforderung nicht. Er rannte, hörte den Vulkanier vage hinter sich und ließ den Gebirgsausläufer mit dem dünn bewachsenen Baumbestand vor sich nicht aus den Augen. Wenn sie es wenigstens bis zu einem Baum schaffen konnten.

Ionensturm  oder "Leise rieselt der Schnee..."Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt