Nachtwache

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Nachtwache

Kirk zog sich rasch an, warf sich die dicke Jacke über und haderte mit dem großen Felsen neben ihrem Lager, der sich inzwischen immer stärker abkühlte und nur noch diffuses Licht abgab. Es wurde kühl und man konnte nur noch vage die Umgebung erkennen. Er würde ihn neu erhitzen müssen, doch wagte nicht Geräusche zu machen, die Spock eventuell ablenken konnten.

Das Summen eines Phasers würde ihn definitiv ablenken.

Er stellte sich neben den kleinen Gang und horchte angestrengt in die Dunkelheit. Kühle Luft wehte ihm ins Gesicht und das Toben des Sturmes war noch mit Donner und Heulen von Wind zu hören. Doch nichts von Spock. Fünf Minuten waren sicher bereits vergangen. Kirk gab sich und ihm noch eine weitere Minute und dann würde er dem Vulkanier folgen. Sorge machte sich in ihm breit und er umfasste den Phaser fester, begann von 60 rückwärts zu zählen.

Als er bei dreißig war hörte er plötzlich ein Grollen. Donner? Oder ein Tier? Er spannte sich an. In der nächsten Sekunde sirrte ein Phaser und das blaue Licht einer Energieentladung wurde von den Felsenwänden zurückgeworfen. Kirk erstarrte und horchte angestrengt.

„Jim."

Das war Spocks gedämpfte Stimme. Eine Taschenlampe flammte auf und ließ den Höhlengang in trüben Licht erscheinen, wies ihm den Weg. Kirk hob den Phaser und folgte dem Gang, fand den Vulkanier etwas innerhalb am Höhleneingang hocken, den Phaser noch im Anschlag und dicht an die Wand gepresst. Er bedeutete Kirk leise zu sein und schaltete die Lampe aus, als Kirk sich neben ihn hockte und in die Dunkelheit starrte. Er konnte fast nicht sehen.

Die kleine Fläche vor der Höhle war inzwischen von Schnee bedeckt, der vom Wind in ihre Gesichter und etwas in die Höhle geweht wurde. Der Sturm hatte die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen lassen. Ein Blitz zuckte über den Himmel, begleitet von fast unmittelbarem krachendem Donner. Es genügte um kurz die Konturen ihrer Umgebung auszumachen. Scharfe spitze Berggipfel über ihnen, dichte Wolken und einige Bäume und Sträucher, sonst nur inzwischen schneebedecktes Geröll.

„Spock", flüsterte er. „was ..."

„Ich hätte es fast getroffen. Es ist fast unmöglich bei den magnetischen Interferenzen etwas genaueres zu orten. Zumindest registriert der Tricorder jedoch Lebensformen im Umkreis von zwei Kilometern. Ich sah eine Bewegung ... schoss. Nun ist es seit einigen Minuten still", flüsterte Spock ohne den Blick von der Umgebung abzuwenden.

„Ich müsste nachsehen."

„Nein!", verbot Kirk sofort. „Du gehst nicht dort hinaus."

„Es, was auch immer es ist, wird die Wärme spüren."

Schnee stob ihnen bei einer Böe, die sich zwischen den Felswänden verfangen hatte, prasselnd ins Gesicht. Spock stoppte, drehte schützend den Kopf weg. Wieder grollte entfernter Donner. Der Vulkanier schüttelte sich den Schnee aus den Haaren, als er leise weitersprach.

„Wir können nicht sicher sein. Der Tricorder ist nur zuverlässig die Lebensform anzuzeigen, nicht den Zustand. Doch in diesen Interferenzen funktioniert sein sensorisches Schutzschild nicht ausreichend."

„Dann werden wir eben Wache halten", konterte Kirk und spähte angestrengt in die Dunkelheit. Seine Augen gewöhnten sich etwas daran, doch er konnte weiterhin nur dunkle Schemen ausmachen. Er würde seinen Freund nicht in diese Unbilden hinaus spazieren lassen. Sie konnten sich hier mit Phaser und Aufmerksamkeit ebenso verteidigen, sogar besser.

„Du wirst nicht dort hinaus gehen. Das ist ein Befehl."

Spock sah ihn einen Moment durchdringend von der Seite an und dann wieder in die Sträucher. „In diesem Fall, wären ein warmer Tee und eine Decke angemessen. Ich werde diesen Eingang während der Dunkelheit nicht aus den Augen lassen."

Ionensturm  oder "Leise rieselt der Schnee..."Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt