Ein Tag wie der andere

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Ich schaue runter, aus dem Klassenraum. Unten ist es so viel interessanter als hier.

Ich bin nicht dumm. Das bin ich wirklich nicht. Ich finde es einfach nur so sinnlos. Dir werden Dinge erzählt, die angeblich wichtig sind. Du wirst vorbereitet auf ein Leben, dass du zu führen hast, wie alle anderen es führen.

Uni, Job, Haus, Familie, Golden retriever. In der Reihenfolge.

Dir wird eine angebliche Freiheit vorgespielt, die keine ist.

was ist das denn für eine Freiheit, wenn dein Leben schon geschrieben steht, bevor du schreiben kannst.

Ich schaue weiter nach draußen.

der Junge ist wieder da. Der ist neu hier.

Wir haben anfang des Schuljahres. Sind viele neue hier.

sie sind alle so neu und unbekannt. Unbeschrieben.

Sieht aus, als hätte er Freunde gefunden.

Er sieht gut aus, aber das interessiert mich wenig. Perfektion langweilt mich. Alles langweilt mich im Moment.

Ich werde aufgerufen. Ich lasse meinen Blick über die Klasse schweifen. Kaum jemand schaut auf. ich frage mich sogar, ob sie überhaupt meinen Namen kennen.

tun sie nicht. die meisten jedenfalls.

was für ein leben mit falschen freunden, falschem Lächeln, falscher Persönlichkeit.

Mich kennt niemand. nicht mein echtes ich. nicht meine Bücher. Gar nichts.

es war noch nie jemand in meinem Zimmer. Hätte ich nie zugelassen.

zu gefährlich. Alles, was mich berühren könnte versuche ich weitesgehend zu vermeiden.

wenn mich keiner kennt, kann mir niemand weh tun.

Eigentlich kennt mich überhaupt keiner. Außer meiner 'Freunde'.

Die auch nur in der Schule.

Gelangweilt gebe ich meine Antwort. Ich habe halb aufgepasst, multi-tasking ist total meins.

Ich schaue wieder nach draußen.

ich muss mir eben eingebildet haben, dass er mich beobachtet haben könnte.

Wahrscheinlich hat er nur die anderen gesehen.

Denn mich sieht niemand.

Ich bin das Mauerblümchen.

Vielleicht ist das für andere Menschen in Ordnung, aber für mich nicht.

Er schaut hoch und ich schaue weg, obwohl er mich eigentlich nicht hätte sehen können.

Es klingelt und ich renne meinen Freunden hinterher. Auf mich wartet keiner.

Ich renne hinterher und laufe blindlings gegen jemanden.

Steinharte Brust. Groß. Verdammt dunkle Augen.

war mir das Aussehen eben noch egal?

Ich murmle eine Entschuldigung senke den Kopf und gehe weiter.

Er hat mich wahrscheinlich gar nicht gesehen.

Wie immer. Jeden Tag.

"Kein Problem"

Erschrocken drehe ich mich um. er lächelt und winkt.

ich winke zurück. Er dreht sich um und geht. ein paar Mädchen sind stehen geblieben. Tuscheln. Haben mich wahrscheinlich zum ersten mal in ihrem Leben gesehen.

Ich renne weiter zu den anderen. meine Wangen brennen. Mein Herz klopft wie wild. ich grinse wie verrückt in mich hinein.

Beruhige dich! er war einfach freundlich.

Ich tauche in die Masse der Menschen ein.

das einzige, woran ich denken kann sind diese dunklen Augen.

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