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Lupe Fiasco - Battle Scars

„Seht euch mal dieses Miststück an! Na, kein Geld für neue Sachen?" unsanft wurde ich gegen die Spinde geschubst, sodass meine Schulter anfing wehzutun. Ich kniff die Augen zusammen um die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken. Und als ich sie dann öffnete, begegnete ich einem dunkelbraunen Augenpaar das lachend auf mich hinabsah.

Zaiden Apolloham.

Footballspieler unserer Schulmannschaft. Und nebenbei noch wahnsinnig beliebt. Ich sah ich als das reinste Arschloch dieser Erde an, doch alle anderen sahen das wohl etwas anders. Denn anstatt mir zu helfen, standen sie einfach nur da und verfolgten das Szenario, welches sich ihnen jeden Tag aufs Neue bot. Und so sollte es auch heute sein.

Abschätzend musterte er mich und meine ausgewaschenen Klamotten. Sein Mundwinkel zuckte verächtlich nach oben. „Na, Stimme verloren?", fragte er mit einem belustigten Unterton in der tiefen Stimme. Ich konnte nur schlucken und den Blick auf den Boden senken. Fest drückte ich die Bücher in meinen Armen gegen meine Brust. Eigentlich wollte ich sie in meinen Spind bringen, oder wenigstens in meinem Rucksack verstauen. Doch an meinen Spind kam ich nicht mehr dran und mein Rucksack, tja, den hatte mir Zaidens bester Freund Gideon abgenommen, und jetzt lag er wahrscheinlich irgendwo hier in einer Ecke des Flures.

Ziegengesicht!", hörte ich jemanden aus dem Halbkreis um mich herum rufen. Der Kommentar trieb mir die Tränen noch aggressiver in die Augen, während die Schüler kicherten und lachten, nur ein paar wenige standen etwas abseits und beobachteten mich und meine Reaktionen. Dabei zogen sie Gesichter, so als würde es ihnen leidtun.

Miststück!" Erneutes lachen. Noch mehr Tränen. Einatmen. Halten. Ausatmen. Halten. Durch die Nase ein, durch den Mund aus. Und während die Beleidigungen weiterhin auf mich hagelten, versuchte ich so die Kontrolle zu behalten. „Keiner will dich haben!", rief von irgendwo ein Mädchen. „Geh sterben!" Mein Atem begann zu zittern. „Ja genau! Geh dich vergraben!" Meine Sicht verschwamm. „Wahrscheinlich muss dir deine Mutter ein Kotelett um den Hals hängen, damit wenigstens die Hunde mit dir spielen!" Das Lachen wurde lauter. Es fühlte sich so an als würde mir die Luft wegbleiben.

„Penner!"

„Nichtsnutz!"

„Elend!"

Widerliches Arschloch!"

Auf einmal wurde ich wieder gegen den kalten Spind hinter mir gedrängt, bevor mir meine Bücher entrissen wurden. Zaiden hielt sie jetzt in der Hand. Er schmunzelte als er sie sich ansah. „Gib sie zurück Zaiden.", verlangte ich mit wenig beeindruckender Stimme, was sich durch das Lachen der Schüler, und ganz besonders durch das Lachen von Zaiden und Gideon, bemerkbar machte. Zaiden weitete theatralisch die dunklen Augen, bevor er lachend die Bücher hochhielt und rief; „Habt ihr das gehört? Der Nichtsnutz hier vor mir verlangt etwas von mir!" Lachen und abschätzige Kommentare - so wie Beleidigungen - waren die Antwort. Langsam hob ich den Blick, um ihn mit gläsernen Augen anzusehen. Schlechte Idee. „Eine Runde Mitleid für die kleine Nehemia. Sie heult gleich!", kam es von einem geschminkten, bitchig wirkenden Mädchen neben Zaiden. Anabell Richers. Zaidens Freundin. Ein langgezogenesOooohhhhhh!" folgte daraufhin. Erneut musste ich die Augen schließen um die Tränen zu verhindern, doch vergeblich. Denn als ich sie wieder öffnete, rann mir die erste kalte Träne über die Wange. „Sie heult!", rief Gideon lachend, und irgendwie auch triumphierend. Die anderen fielen ein, und irgendwann war es ein Chor aus Stimmen, die „Heulsuse! Heulsuse!" riefen, und das immer, und immer, und immer wieder.

Zaiden warf meine Bücher einfach weg, worauf sie von den Schülern hin und her getreten wurden. Und dann, bevor ich noch irgendwas tun konnte, kam Zaiden auf mich zu, packte mich fest am Hals und drängte mich gegen den weinroten Spind. Ich riss erschrocken die Augen auf. Mein Herz beschleunigte seinen Rhythmus sofortig. Meine Hände fuhren hoch, versuchten seine Hände von meiner Luftröhre zu lösen. Doch er grinste nur, ehe er mich finster, ja fast schon vernichtend, anstarrte. „Pass lieber auf was du von dir gibst, Nehemia. Ich kann nämlich auch noch anders!", zischte er mir leise bedrohlich zu. Dann ließ er mit einem letzten finsteren Blick von mir ab und ich ging zu Boden. Die Schülermenge um mich herum löste sich langsam auf. Ich kümmerte mich nicht darum, sondern blieb nach Luft röchelnd am Boden sitzen. Kälte ergriff von mir Besitz. Mit einer Hand fasste ich mir zitternd an die Kehle. Zaiden hatte einen verdammt festen Griff. Ich kniff die Augen zusammen, ließ den Tränen freien Lauf.

Ich hoffe keiner von euch da draußen gehört zu den Leuten die andere nieder machen. Und wenn doch, schert euch weg und denkt Mal gründlich darüber nach was ihr anderen damit antut!
Und denkt immer an diese Frage die ich euch jetzt stelle: wollt ihr am Tod einer Person schuldig sein?
Es gibt so viele da draußen die jeden Tag damit zu tun haben. Ich gehörte auch dazu. Ich habe es da raus geschafft, und habe keine Ahnung wie ich das geschafft habe. Aber Fakt ist: ist werde mich für immer daran erinnern und es nie ganz hinter mir lassen.

Es ist ein Scheißgefühl zu denken keiner mag einen, man sei abstoßend und solle sich lieber umbringen. Es zerstört einen, auch wenn man es von außen nicht bemerkt.
Ein paar haben das Glück und schaffen es sich Hilfe zu holen, andere nicht, oder sie versuchen es gar nicht erst. Ich habe zwei Freundinnen, beide waren depressiv und eine war schon 2x in einer Klinik, aber sie haben es rausgeschafft, weil sie sich Hilfe holten. Und ich sage euch, wenn ihr betroffen seid, holt euch Hilfe! Scheißt auf das was eure Mitschüler oder vielleicht auch Kollegen sagen! Tut euch damit selbst was gutes. Ich kann euch sagen, aus Erfahrung, dass es am Anfang überhaupt nicht leicht ist, weil sich die Mobber erst einmal auflehnen werden, aber dann wird es immer besser. Hört nicht auf die Arschlöcher die euch immer wieder sagen ihr würdet nichts wert sein, das stimmt nicht. Ihr seid alle wunderbar. Keiner ist minderwertig. Denn: perfectly imperfect, Nobody is perfect.
Und wenn ihr tatsächlich niemanden haben solltet, schreibt mich hier auf Wattpad an, denn ich bin für euch da.

983 Wörter

Good luck
xoxo
Ash✍🏻

Wenn Wörter Waffen WärenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt