45. Kapitel

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(Sicht Lenyvi)
"Sie kommen zurück!" Lunyvia stand am Fenster und sah hinaus. Sofort stand ich neben ihr. Samu, Lunyvia und ich waren nicht mit zur Geldübergabe mitgekommen. Eigentlich hätten nur Yvonne und zur Sicherheit auch Pit dort hingehen sollen. Mark hatte aber unbedingt mitkommen wollen. In diesem Moment wurde die Tür aufgeschlossen und Yvonne, Mark und Pit kamen herein. Yvonne schien sich aber irgendwie am Fuss verletzt zu haben, denn Mark musste sie ein wenig stützen, was er natürlich gerne machte. "Is alles good?", fragte Samu besorgt. "Ich bin in der Dunkelheit gestolpert, aber sonst hat alles geklappt", meinte Yvonne. "Ist es sehr schlimm?", fragte ich besorgt. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, aber ich bin jetzt echt müde und gehe ins Bett. Ihr könnt gerne wieder hier schlafen." "Thank you!" "Danke, machen wir!"

Am nächsten Tag warteten wir auf eine Nachricht der Entführer. Sie sollten jetzt endlich Charlie freilassen! Würden sie ihn überhaupt freilassen? Wenn ja, wann? Hatten die Entführer das Lösegeld gefunden? "Vielleicht sollten wir mal nachsehen, ob die das Geld überhaupt gefunden haben?", überlegte ich. "Das kommt überhaupt nicht in Frage!", rief Yvonne entsetzt. Na, dann halt nicht. "Lasst das lieber. Wenn die Entführer das bemerken, werden sie ganz sicher nicht begeistert sein", fand auch Mark. Aber wir konnten doch Pit mitnehmen! "Diese Kidnapper werden finden das Geld. Sie haben gesagt, wo Yvonne muss lay it down", meinte Samu. "Aber vielleicht sind sie damit immer noch nicht zufrieden", sagte ich. "Vielleicht wollen sie noch mehr", rätselte Lunyvia. "Oder sie können ihn gar nicht freilassen, weil sie ihn... weil er bereits... tot ist", schluchzte Yvonne und Mark versuchte sie zu trösten. "Maybe es ist eine letter in diese... Ding da", überlegte Samu. "Äh... Was?", fragte ich verwirrt. Was für ein Brief war wo? "In die letterbox", erklärte er. "Das wäre gut möglich, der letzte Brief war ja auch im Briefkasten", stimmte Mark ihm zu. Tatsächlich fand Yvonne in ihrem Briefkasten einen neuen Brief. Natürlich stand aber wieder kein Absender drauf. Auch sonst sah der Brief nicht auffällig aus. Vielleicht hätten wir den Briefkasten beobachteten sollen? Wahrscheinlich hatten die Entführer den Brief aber nicht persönlich gebracht. Dann hätte es überhaupt nichts genützt.

Ihr wartet auf die Freilassung von Charlie? Da müssen wir euch leider, leider enttäuschen. Wir sagten, Yvonne und Oliver sollen NIEMANDEM etwas erzählen! Ihr haltet es aber wohl nicht für nötig, euch an diese Regel zu halten.  Glaubt ihr, dass das Charlie gefällt?

Yvonne war ganz blass. "Was... Was haben die vor?!" Das wussten wir alle nicht. In Filmen schnitten die Entführer den Opfern doch dann irgendwie die Finger ab oder so und verschickten sie danach als Beweis. Wir konnten nur hoffen, dass das wirklich nur in Filmen so gemacht wurde. Yvonne fing an zu weinen und rief panisch: "Sie wollen ihn umbringen! Nein!" Mark versuchte sie zu beruhigen, was ihm aber nicht gelang. "Alle raus! Ihr müsst sofort verschwinden! Und zu niemandem ein Wort!" Ob es jetzt noch etwas helfen würde, wenn wir gingen? "Aber Kaddafelt, ich lasse dich doch jetzt nicht a...", begann Mark, aber sie schnitt ihm das Wort ab. "Vergiss es! Alle raus!!" "Mark, there's no point in that." Samu zog ihn von Yvonne weg und stand auf. Da Samu viel stärker war, hatte Mark keine Chance. Auch Pit, Lunyvia und ich standen auf und gingen zur Tür. Samu hielt Mark am Arm fest und zog ihn abenfalls zur Tür. Wir zogen unsere Jacken und Schuhe an. Pit öffnete uns die Tür. "Tschüss, Yvonne", sagte meine Zwillingsschwester noch. Yvonne gab aber keine Antwort. Wir hörten sie nur schluchzen. Dann fiel die Tür hinter uns ins Schloss. "Das ist doch scheisse", meinte Mark und setzte sich verzweifelt vor die Tür. Ja, diese ganze Entführung war absolut scheisse. "Mark, das macht doch keinen Sinn. Sie lässt dich nicht mehr rein!", sagte Lunyvia. Dieser schüttelte bloss den Kopf und vergrub seinen Kopf in den Händen. "Mark, come!" Samu zog ihn hoch. "Lass mich in Ruhe!", schimpfte Mark. "Mark, drive at home oder anywhere, aber don't sit hier vor diese Tür!" Samu hatte damit völlig Recht. Das brachte doch überhaupt nichts! "Kann ich haben deine Autokey?", fragte Samu und Mark gab ihm seinen Autoschlüssel. Er stellte keine Fragen, wollte nicht einmal wissen, was Samu mit dem Schlüssel vor hatte. Mich hingegen würde das schon interessieren, auch wenn es mich eigentlich überhaupt nichts anging.

Lunyvia und ich setzten uns in unser Auto. Unsere Stimmung war ziemlich niedergeschlagen. "Wohin geht die Fahrt?", wollte Pit wissen. "Zur alten Mühle", antwortete meine Zwillingsschwester sofort. Zur alten Mühle? Dorthin, wo Yvonne das Lösegeld hingebracht hatte? "Ich will wissen, ob es noch da ist", erklärte sie mir leise. Diese Idee war gar nicht so dumm. Dann wussten wir danach wenigstens, ob die Entführer das Geld gefunden hatten oder nicht. Wir durften uns einfach nicht von den Entführern erwischen lassen. Denen würde das nämlich bestimmt überhaupt nicht gefallen und wir wollten Charlie auf keinen Fall noch mehr in Gefahr bringen. Pit stoppte den Wagen. "Und was wollt ihr hier?" "Nachsehen, ob das Lösegeld noch hier ist", erklärte ich schnell. "Ihr seid doch verrückt! Das ist Sache der Polizei und nicht eure Aufgabe!" Wir zuckten nur mit den Schultern. "Yvonne darf die Polizei ja nicht einschalten!" Pit seufzte. "Was ihr manchmal für Ideen habt! Das wird den Entführern aber auch nicht gefallen!" "Sie dürfen uns halt nicht erwischen!" Ich grinste. "Deshalb müssen wir ganz vorsichtig und leise sein. Und das Ganze muss schnell gehen!", meinte Lunyvia.

Pit schloss das Auto ab und wir machten uns auf den Weg. Nachts musste es hier in der Dunkelheit bestimmt sehr unheimlich gewesen sein. Und Yvonne hatte ja auch noch ganz alleine zur Mühle gehen müssen! Jetzt am Tag in Begleitung von Pit konnte eigentlich kaum etwas passieren. Ausser natürlich, wenn uns die Entführer schnappten. Die waren aber nirgends zu sehen und wir erreichten die Mühle ohne Zwischenfälle. "Also, wo müsste das Geld jetzt sein?", fragte Lunyvia. "Aussen an der linken Wand", antwortete ich. Meine Zwillingsschwester stellte sich vor die linke Wand der Mühle. "Von hier sehe ich schon mal unter keinem Stein einen Briefumschlag hervorschauen." "Den soll man doch nicht so leicht sehen!", meinte ich und sah mir die Steine genauer an. Welcher Stein war am grössten? "Der hier muss es sein." Lunyvia zeigte auf einen Stein. Gemeinsam drehten wir den Stein um. "Habt ihr etwas gefunden?", wollte Pit wissen. "Der Umschlag ist noch da", stellte ich fest. Was hatte das zu bedeuten? Hatten die Entführer nur das Geld mitgenommen? Lunyvia nahm den Briefumschlag in die Hände. "Der ist noch zu!" Sie hielt den Briefumschlag ins Licht. "Und das Geld ist auch noch drin!"

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