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„Sirenen. Das ist das Letzte, an das ich mich haargenau erinnern konnte. Es waren wie Vorboten einer grauenvollen Zeit. Ich nahm das wichtigste Hab und Gut was ich noch besaß und führte samt meiner damaligen Nachbarin die Kinder nach unten in den Luftschutzbunker. Und kurz darauf ging es los. In der Ferne hörte man den Krieg wüten, Bombenfallen. Das trommelnde Geräusch der Maschinengewehre werde ich nie vergessen. Das unheilvolle Dröhnen der Jagdbomber zog über uns hinweg und nach dem folgenden Erschüttern der Erde, kauerte sich jeder in dem Bunker zusammen. Wir hatten das Glück im Unglück, dass wir uns am Rande der Stadt aufhielten.", erzählte mir die ältere Dame vor mir. Dies war Helen Schneider, eine der letzten Zeitzeugen unserer grausamen Historie. Ich versuchte ein Lächeln aufzubringen und warf einen Blick auf die Uhr. Schon halb Fünf. „Ich danke ihnen vielmals, dass sie sich Zeit für meine Fragen genommen haben." „Ach, dafür doch nicht, Liebes.Ich finde, dass das, was passiert ist, auch weiterhin der Jugend erzählt wird. Wir dürfen die Vergangenheit nicht vergessen, da wir sonst in Zukunft drohen, die selben Fehler zu wiederholen.".

Nachdem ich all meine Notizen und die geschenkten Bilder von Frau Schneider verstaut hatte, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Alle gesammelten Informationen werde ich nächste Woche definitiv für mein Referat verwenden. Zuhause angekommen, schmiss ich meine Schuhe und Jacke gleich unter die Treppe und rannte nach oben in mein Zimmer. Kopfhörer rein und mit einem gekonnten Sprung aufs Bett geschmissen. Ich öffnete nochmals die gespeicherte Website auf meinem Handy, welche ich erst kürzlich gefunden hatte. Es zeigte die Homepage eines Museums hier in der Nähe, welches sich auf Relikte vergangener Zeit spezialisierte. Es lockte mit dem ''Tag der offenen Tür'' und einigen neuen Ausstellungsstücke, aus dem Jahre 1920-1950. Besser hätte es für mich gar nicht laufen können.


Am nächsten Tag ging es auch schon eilig los. Hastig zog ich mich an,um den nächsten Bus in die Innenstadt zu bekommen. Das war das Problem am Landleben. Verpasst du deine Linie, musst du meist eine ganze Stunde auf den nächsten warten. Ich mit meiner momentanen Glückssträhne, schaffte es jedoch noch rechtzeitig.

Den Sitzplatz hinter der Fahrerkabine gesichert, machte ich mich breit und zückte mein Notizbuch. Ich sollte mir vorher Gedanken machen, nach was genau ich für mein Referat suchte.

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Im Museum angekommen, war ich überwältigt. Originale rot-weiß-schwarze Banner hingen an den hohen Wänden und machten einen imposanten Eindruck. Ebenso wie das Regal mit etlichen sortierten Bildern und Soldbüchern der Waffen SS. Ich wusste nicht, wieso mich dieses Thema so interessierte. War es eine Phase? Ich liebte einfach nur das Recherchieren in vergangene Zeiten. „Kann ich ihnen helfen?", riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Neben mir stand ein älterer Herr, mit einer dicken braunen Hornbrille auf der Nase, wodurch seine blauen Augen riesig erscheinen. Sein weißes Haar wurde sauber nach hinten gekämmt. Ein gepflegter älterer Mann eben. „Ich ähm... Ich seh mich nur um. Muss für die Schule ein Referat über den Zweiten Weltkrieg halten.", grinste ich verschmitzt und hielt den Notizblock mit beiden Armen verschränkt vor meiner Brust. „Ah, da kann ich dir bestimmt helfen, junges Fräulein. Das Museum hier hat eine Ecke mit privaten Gegenständen unterschiedlicher Soldaten etc..Es ist den Hauptgang herunter und dann die große Doppeltür gegenüber der Statue. Du wirst es schon finden, mien Deern.". Ein breites Grinsen huschte über mein Gesicht: „Vielen Dank!". Mit einem nicken verabschiedete ich mich und machte mich auf den Weg.

Am Ende des Hauptganges stand eine wahrhaft große Figur. Eine Bronzestatue um genau zu sein. Sie war bestimmt drei Meter hoch und zeigte einen Soldaten. Ich legte meinen Kopf zur Seite und sah die geschlossenen Flügeltüren. Ob man da überhaupt als Besucher rein kann? Zeit um es heraus zu finden. Meine Hand legte sich auf die kühlen Klinken. Ich schluckte, als sich eine der beiden Türen mit einem knarrenden Geräusch öffnen lies.

Vor mir erstreckte sich ein nicht allzu großer Raum, in der Mitte wiederein großer Glaskasten. Es war eine Art Sarg, in der man die schwarze Uniform eines SS-Mannes gelegt hatte. Dazu die persönlichen Gegenstände, wie den Wehrpass. Mir fiel etwas auf: Der Helm fehlte.Eines der wichtigstem Dinge der Uniform. Mein Blick glitt zum Hüfthohen Schild, der vor dem Glaskasten stand. Darauf war ein Bild eines jungen Mannes zu sehen. Darunter folgten Informationen, die einem Steckbrief ähnelten. „Aha. SS-Hauptsturmführer Johann Schäfer.", murmelte ich zu mir selbst und begutachtete sein Gesicht. Entweder ist er tot oder uralt. Schade eigentlich, bei seinem Aussehen würden ihm die Mädchen heutzutage um den Hals fallen.

Ich beschloss, mich bei noch etwas umzusehen. Es dauerte auch nicht lang,bis ich das nächste interessante ''Objekt'' fand. Es war ein nachgebautes Zimmer aus den Dreißigern, samt Kleiderschrank in dem man Replikate anprobieren konnte. Mit Vorsicht nahm ich einen Helm aus dem obersten Fach. Das ist ein verdammt schweres Ding. Ich setzte mir diesen auf den Kopf und musste feststellen, dass es etwas zu großgeworden war. Wenn man bedachte, dass zur SS und Gestapo nur Männer mit einer Mindestgröße von 1,80 Metern ''eingestellt'' wurden, kann man sich vorstellen, was es für Schränke waren. Ich setzte mich auf das Bett, wessen Federkernmatratze leichte Knirschgeräusche machten.Selbst auf der Decke lag ein laminierter Zettel, der einen zum''Mittagsschläfchen vergangener Zeiten'' einlud. Wieso nicht, dachte ich mir und legte mich seufzend hin. Dennoch bekam ich ein ungutes Gefühl. Es war mir nicht unangenehm, immerhin war es nicht verboten.Es fühlte sich auf eine Art falsch an, die ich nicht erklären sollte. Vielleicht sollte ich mich wieder nach draußen begeben. Aber vom vielen Laufen und Stehen taten meine Füße unheimlich weh und das Liegen war genau richtig. „Nur einen kurzen Moment", murmelte ich noch zu mir, ehe mir die Augenlider vollkommen zu vielen und ich einen spontanen Mittagsschlaf einlegte.
















Ich hoffe, es hat euch bis hier hin gefallen :D Ich würde mich über Tipps oder konstruktive Kritik freuen! Habe bisher nur eine grobe Überarbeitung gemacht. Die Feinarbeit kommt irgendwann noch.

Kapitel 2 ist in Arbeit :)

Wünsche allen ein frohes neues Jahr!

Im Feuer der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt