Mit drei Bierflaschen in der Hand, schlenderte Melanie zur Couch und blickte ihre beiden Jungs an. Sie waren einfach süß zusammen, da konnte niemand etwas anderes sagen. Manche Menschen waren einfach füreinander bestimmt.
Danny nahm seinen Kopf von Steves Schulter und schaute Melanie fragend an, doch diese lächelte nur und trat näher. „Hab euch was mitgebracht", meinte sie, hielt den Beiden ihre Bierflaschen hin und ließ sich neben Danny fallen, mit ihrer eigenen. „Sehr anständig von dir", sagte Steve, ehe er einen großen Schluck aus der Flasche nahm. Danny nutzte den Moment und stibitzte sich die Fernbedienung, um das Programm zu wechseln.
Melanie sah genau, dass Steve es bemerkt hatte, doch Danny die Wahl ließ. Ihr Bruder hatte sich verändert, seit Danny mit ihm zusammen war, zwar nicht viel, doch sie bemerkte es. Er ließ Danny mehr Freiheiten. Wahrscheinlich hatte er Danny immer nur so bevormundet, um ihn an sich zu binden, aus Angst ihn zu verlieren. Es war ihr nie so aufgefallen, aber genau so schien es gewesen zu sein.
„Bitte keine Schnulze!", rief Steve entsetzt aus. „Jetzt erstrecht", gab Danny lachend zurück und knuffte Steve in die Seite. Dieser nahm es mit Humor und schüttelte nur kurz den Kopf. Den Arm um Danny schlingend, seufzte er zufrieden auf und warf Melanie einen Blick zu, welche so tat, als wäre sie kein bisschen an dem Spektakel interessiert.
„Hast du heute noch was vor?", fragte Steve sie. Kopfschüttelnd setzte sie die Flasche an und trank den Rest in einem Zug leer. Als sie rülpsen musste, schaute Danny sie angewidert an. „Melanie!", rief er enttrüstet aus. „Was erwartest du, Danny, ich bin unter Männern aufgewachsen", lachte sie bloß und brachte ihre leere Flasche in die Küche zurück. Danny blickte ihr nur kopfschüttelnd hinterher. „Ihr Beide seid wirklich ein Fall für euch", murmelte er. „Ich hab nichts getan", wehrte Steve sich halbherzig, zog Danny zu sich heran und küsste ihn sanft auf die Lippen. Seufzend erwiderte Danny den Kuss und strich durch die Haare seines Freundes.
„Hey Jungs, ich wollte euch gerade etwas schenken, könntet ihr bitte eine Sekunde aufhören, die Lippen des anderen aufzufressen?" Die Beiden trennten sich unwillig voneinander und blickten Melanie an, welche nur lächelte und Steve etwas in den Schoß warf, ehe sie sich langsam zur Treppe begab. Danny nahm die kleine Packung an sich und rief sofort: „Ist das dein Ernst, Melanie!?" Steve schmunzelte bloß und blickte seine Schwester an, die sich umdrehte, ihm zuzwinkerte und sagte: „Falls es heiß wird zwischen euch Beiden, solltet ihr vorbereitet sein."
„Melanie!" Danny hätte weiter geschrien, wenn es einen Sinn gemacht hätte, doch Melanie verschwand lachend nach oben und machte sich nichts daraus. Sauer schaute Danny seinen Freund an, der die Packung auf den Tisch legte und ihn angrinste. „Du findest es wohl auch noch toll, dass deine Schwester uns Kondome schenkt, Steven!"
„Komm runter, Danno, du kennst sie doch, sie macht gern Scherze. Außerdem glaube ich, dass Mel gerade ganz dringend etwas Spaß braucht."
„Mag sein, aber ich fand das überhaupt nicht witzig", grummelte Danny, nahm die Packung vom Tisch und warf sie zielsicher in den Mülleimer.
„Das heißt wohl, heute Nacht passiert nichts in der Richtung", murmelte sein Freund, leicht enttäuscht. „Steven! Denk nicht mal dran!"
„Zu spät, Danno", er hinderte seinen Freund daran, weiter zu toben, indem er seine Lippen verschloss und nah an sich zog. So kehrte erstmal Ruhe ein.
Melanie wälzte sich seit Stunden im Bett, drehte sich immer wieder, versuchte ohne oder mit Decke zu schlafen, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Seufzend blickte sie auf ihr Handy und stellte fest, dass es bereits weit nach Mitternacht war. Genervt, schaute sie zum Fenster und entschloss aufzustehen. Schnell wählte sie eine Nummer, in ihrem Handy und wartete, ob jemand abnahm. Nach nur zweimal Klingeln, erklang Konos Stimme: „Kannst du auch nicht schlafen?"
„Kein bisschen. Lust im Mondschein zu schwimmen?", Melanie trat langsam zum Fenster und schaute aufs Meer hinaus. Alles war besser als wach im Bett zu liegen.
„Komme sofort. Am üblichen Treffpunkt?"
„Klar, bis gleich." Ohne weitere Worte legte Melanie auf und öffnete ihr Fenster. Ihr Handy legte sie auf den Nachttisch zurück.
Nachdem sie sich umgezogen hatte, kletterte sie aus dem Fenster und rutschte langsam die Wand hinunter. Man sah genau, dass es nicht das erste Mal war, dass sie diesen Weg wählte, um sich aus dem Haus zu schleichen.
Lachend setzten die beiden Frauen sich in den Sand und blickten aufs Meer hinaus, die Sonne kämpfte sich langsam hervor und sagte ihnen, dass sie nach Hause gehen sollten. „Ich bin froh, dass ich so eine wunderbare beste Freundin habe", meinte Melanie, lächelte Kono an und wuschelte ihr durchs Haar. „Bin ich auch", lachte diese. Doch jeder schöne Moment ging irgendwann zu Ende.
Sie wollten sich gerade verabschieden, als eine Frau auf sie zukam. Die Brünette trat schnellen Schrittes näher und wurde schnell als Agent Tyrell identifiziert. „Miss McGarrett, Miss Kalakaua, ich habe schlechte Nachrichten."
„Ach wirklich? Was ist passiert? Haben Sie einen weiteren Besen verschluckt?", Melanie lief ohne weiteres an der Agentin vorbei. Man sah Agent Tyrell deutlich an, dass sie etwas darauf erwidern wollte, es jedoch zurückhielt. „Es ist bereits eine weitere Leiche aufgetaucht, die unserem Serienkiller zuzuschreiben ist." So gerne Melanie auch einfach weitergegangen wäre, sie konnte nicht. Sie blickte Agent Tyrell mit einem ausdruckslosem Blick an und fragte: „Sind Sie sicher?"
„Würde ich in aller Frühe nach Ihnen suchen, wenn ich mir nicht sicher wäre?"
„Keine Ahnung, ich kenne Sie nicht, Tyrell", knurrte Melanie und lief weiter. „Kono, fährst du mich schnell nach Hause?"
„Klar", sie beeilten sich zum Auto zu kommen und ließen die Freude am Strand zurück. Ihr Mörder wurde immer gefährlicher und mordete in immer kürzeren Abständen. Sie mussten ihn endlich aufhallten.
Als Melanie durch die Tür trat, kamen ihr bereits die beiden Männer entgegen. „Mel, wo warst du? Wir haben eine neue Leiche."
„Ich weiß, gebt mir 5 Minuten, ich geh schnell duschen. Danach erklär ich es euch", sie rannte nach oben und machte sich in Windeseile fertig.
Als sie kurze Zeit später hinunter kam, stand nur noch Danny dort und wartete auf sie. „Wo ist Steve?", fragte sie, lief an Danny vorbei und öffnete die Haustür. „Der ist schon mal voraus gefahren, du sollst mich mitnehmen."
„Na gern doch, Danno", schnell schloss sie die Tür ab und joggte zu ihrem Auto, Danny folgte ihr schnell.
Nachdem sie losgefahren waren und Melanie bemerkte, wie Danny sie ununterbrochen anblickte, schaute sie kurz zu ihm. „Gibt es da was besonderes zu sehen?", hakte sie nach, ehe sie ihren Blick wieder der Straße zuwandte. „Ja, vielleicht. Du hast nicht geschlafen, oder? Wo warst du wieder?"
„Nein, ich hab kein Auge zu bekommen. Ich war bis vorhin noch am Strand, mit Kono, wir waren Schwimmen. Gerade als wir gehen wollten, kam Agent Tyrell angelaufen und hat uns von der neuen Leiche berichtet", setzte sie Danny in Stand. Dieser nickte erstmal nur. Er machte sich Sorgen um Melanie, seitdem er mit Steve zusammen war und die Nächte mit im Haus verbrachte, bekam er immer öfter mit, wie sehr Melanie unter Albträumen und Schlafstörungen litt. Die sonst so taffe und unerschütterliche Frau, hatte für ihn ganz neue Züge angenommen. Nun sah er sie, wie sie wirklich war. Melanie konnte sich vor ihm nicht mehr verstellen, nicht, wenn er nachts zu ihr kam, um sie aus einem ihrer Albträume zu retten.
„Weißt du, was mir merkwürdig vorkommt?", fragte Melanie, ohne Danny anzuschauen. „Nein, was?"
„Dass Agent Tyrell eher von der neuen Leiche wusste, als wir. Woher hat sie ihre Informationen?" Danny stutzte. Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht. Natürlich war es möglich, dass Agent Tyrell Informanten auf der Insel hatte, die ihr sofort Bescheid gegeben hatten, doch wie wahrscheinlich war es, dass eine Agentin vom Festland solche Beziehungen auf der Insel hatte? Sie konnte unmöglich schneller von der Leiche erfahren haben, als das HPD und dieses hatte sofort Five-0 informiert, als das Zeichen des Serienmörders entdeckt wurde. Wie konnte Agent Tyrell, also schon vorher über diese Informationen verfügen?
„Du glaubst doch nicht etwa, dass Agent Tyrell unser Killer ist, oder?", hakte Danny nach und blickte seine beste Freundin argwöhnisch an. „Wir haben das nie in Erwägung gezogen, Danno. Nur weil die Opfer groß und sportlich waren, heißt das nicht gleich, dass es keine Frau gewesen sein kann. Agent Tyrell sah mir sehr trainiert aus, so weit ich das bisher sagen kann und ihr kleiner Ausbruch, als wir uns geweigert haben, ihr den Fall zu überlassen, sprach ja auch Bände. Diese Frau verbirgt etwas, Danno, ob sie unsere Mörderin ist oder nicht, sie ist nicht die, für die man sie halten soll."
„Und was sollen wir jetzt, deiner Meinung nach, tun?" Melanie grinste. „Wir tun gar nichts, Danno. Agent Tyrell wird nicht das letzte Mal versucht haben, uns diesen Fall abzunehmen und irgendwann begeht sie vielleicht einen Fehler, der uns mehr über sie verrät. Und zusätzlich können wir natürlich ihre Akte überprüfen, aber ich glaube kaum, dass wir dort etwas finden."
„Also nichts tun und abwarten? Das ist dein Plan? Klingt nicht nach der Melanie, die ich kenne und liebe", stellte Danny fest und schüttelte den Kopf. Vielleicht kam es ihm ja auch nur so vor, doch er glaubte, dass Melanie zu erschöpft war, um Wagnisse einzugehen. Bald würde ihr Körper nicht mehr mithalten können, während ihr Verstand immer mehr von ihr forderte. Sie hatte sich so in diesen Fall verbissen, dass sie nicht bemerkte, wie sehr ihr die Schlafprobleme zu schaffen machten. Wie sehr ihr Körper litt.
„Lass das meine Sorge sein, Danny. Ich hab nicht gesagt, dass ich mir nicht zwischendurch etwas Zeit nehme, um mir diese Frau genauer anzusehen."
„Du solltest dir lieber Zeit nehmen, um dich etwas auszuruhen."
„Ausruhen kann ich mich im Grab", stellte sie nüchtern fest.
Gerade als sie den halben Weg zum Tatort hinter sich hatten, klingelte Dannys Handy. Melanie wollte versuchen mitzuhören, doch ihre Kopfschmerzen waren auch so schon schlimm genug und sie war froh, sich auf die Straße konzentrieren zu können. Vielleicht hatte Danny recht und sie brauchte wirklich etwas Ruhe, doch sie konnte es sich nicht leisten, sich auf die faule Haut zu legen, während ein Serienmörder frei herum lief.
„Ja, ist gut. Bis gleich", Danny legte auf und steckte seufzend sein Handy weg. „Steve sagt, ihr Beide sollt beim Governor erscheinen. Er trifft uns auf dem Weg dorthin, dann soll ich zum Tatort fahren und Steve steigt bei dir ein."
„Wie umständlich. Wenn er vorhin auf mich gewartet hätte, müssten wir so ein Theater jetzt nicht veranstalten", murmelte Melanie, schlug aber sofort den Weg zum Governor ein.
Es dauerte kaum 10 Minuten, bis sie Steve am Straßenrand erkannten. Er lehnte an Dannys Auto und wartete ungeduldig auf sie. „Viel Spaß", meinte Danny nur, als er ausstieg und Steve entgegen lief. Dieser wechselte kurz ein paar Worte mit ihm, ehe er zu Melanie ins Auto stieg.
„Wir sind spät dran", setzte er sie in Stand. „Sag das doch gleich", augenverdrehend trat sie aufs Gas und bretterte davon.
Danny schaute den Beiden nur kopfschüttelnd hinterher. Wenn er mit Melanie fuhr, versuchte sie mittlerweile in angemessenem Tempo zu fahren und die Verkehrsregeln zu beachten, doch mit Steve im Auto, schien sie all ihre guten Vorsätze schlagartig zu vergessen. Das schien an Steves Einfluss zu liegen. Und doch liebte er ihn. „Schon komisch, wie das Herz manchmal funktioniert", murmelte Danny vor sich hin und machte sich auf den Weg zum Tatort.
Kaum standen Steve und Melanie vor dem Schreibtisch des Governors, wussten sie auch schon, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde. Agent Tyrell blickte sie triumphierend an, doch Melanie wusste, dass der Governor diesen Fall nicht einfach so von einer Fremden leiten lassen würde.
„Commander McGarrett, Sie kennen Agent Tyrell ja bereits. Wie mir zu Ohren kam, war ihre erste Begegnung nicht sehr erfreulich", fing der Governor sofort an. Melanie blieb stumm und warf Agent Tyrell einen bösen Blick zu, doch diese lächelte nur zurück.
„Ja, Governor, wir hatten bereits das Vergnügen", bestätigte Steve nur. Der Governor nickte. „Agent Tyrell bat darum, ihren aktuellen Fall zu übernehmen, doch ich habe ihr unmissverständlich klar gemacht, dass dieser Fall Hawaii betrifft und er in keinen besseren Händen liegen könnte. Deshalb kamen wir zu einem Kompromiss."
„Sir, mit Verlaub, wir werden an einem Tatort erwartet. Könnten wir die ganze Sache hier beschleunigen?", mischte Melanie sich ein. Governor Denning warf ihr nur einen warnenden Blick zu, sollte sie sich doch nicht zu viel erlauben, doch er kannte Melanie, sie meinte es nicht böse, sondern wollte nur ihrer Arbeit wieder schnellstmöglich nachgehen, um den Mörder so schnell es ging zu fassen. Und genau diesen Ehrgeiz schätzte er so an ihr. „Commander, Agent Tyrell wird in diesem Fall zur Unterstützung in ihrem Team dienen. Wie Sie sie einsetzen, wer mit ihr arbeitet und alles weitere, überlasse ich Ihnen, unter der Voraussetzung, dass sie die Zusammenarbeit nicht behindern. Verstanden?"
„Ja, Sir", Steve wirkte alles andere als überrascht, aber auch nicht sonderlich erfreut. Anfangs hätte er ihre Hilfe noch freiwillig angenommen, doch nach dieser ersten Begegnung, hatte er darauf eigentlich so gar keine Lust mehr."Ging Ihnen das schnell genug, Miss McGarrett?", fragte Governor Denning und schaute zu ihr. Sie nickte bloß, ehe sie sich tonlos umdrehte und verschwand. „Bringen Sie Ihrer Schwester etwas mehr Geduld bei, Commander", verlangte Denning nur noch, woraufhin Steve ebenfalls nur nicke. Sie Beide wussten, dass keiner dies jemals hinbekommen würde. So schickte Denning sie weg, damit sie endlich den Serienmörder schnappten und die Frauen der Insel wieder in Ruhe leben konnten.
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Das allwissende Auge
FanfictionEin Serienmörder treibt sein Unwesen auf Hawaii und hinterlässt nur Spuren, die das Team rund um Steve McGarrett finden soll. Bei jedem Opfer wird das „Allwissende Auge" gefunden, ein in den Körper geritztes Zeichen, welches für den Täter scheinbar...