Melanie und Tyrell standen nebeneinander am Smart-Table und sahen sich die Überwachungsbilder an. Zu der Zeit, in der die Leiche am Tatort abgelegt wurde, war nur ein einziges Auto zum Fabrikgelände gefahren.
„Jetzt haben wir ihn", meinte Tyrell und spürte, wie diese Spur, neue Energie in ihr freisetzte. Endlich hatten sie einen Anhaltspunkt.
„Du freust dich bedeutend zu früh", erwiderte Melanie und überprüfte das Kennzeichen des Wagens.
„Wieso zu früh? Das ist unsere erste, richtige Spur, da darf ich mich ja wohl freuen, oder?"
„Nein. Unser Killer hat den Wagen gemietet", genervt fuhr Melanie sich durchs Haar. Sie hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass sie den Namen des Killers herausfinden würden, doch sie hatte sich mehr erhofft.
Bevor Tyrell etwas sagen konnte, kamen Steve und Danny zur Tür hinein.
„Was macht ihr für lange Gesichter?", fragte Danny sofort und trat zu ihnen. Steve stellte sich hinter seinen Freund.
„Wir haben unseren Täter gefunden", meinte Tyrell sofort.
„Aber das ist doch gut", verständnislos blickte Danny die beiden Frauen an. Melanie grummelte genervt.
„Es wäre gut, wenn er das Auto nicht gemietet hätte."
„Er muss das Auto aber abholen, also ist die Chance groß, dass ihn jemand gesehen hat", Steve warf seiner Schwester ein Lächeln zu, es sollte ihr Mut machen, doch sie schüttelte resigniert den Kopf. Sie glaubte nicht daran, dass sie durch diese Spur ihrem Täter näher kamen. Es wäre zu schön um wahr zu sein.
„Also, fahren wir zu diesem Mietwagenservice und fragen nach, wer alles diesen Wagen ausgeliehen hat?", Tyrell blickte erwartungsvoll zu ihrer Partnerin, doch die drehte sich weg.
„Gleich, ich brauch ne Minute", erklang leise, bevor sie sich in ihr Büro zurückzog.
Sichtlich verwirrt, schaute die Agentin zu Steve und Danny. Steve wollte etwas sagen, doch Danny kam ihm zuvor. „Sie braucht ne Pause. Vielleicht solltet ihr euch beide kurz ausruhen."
Tyrell wirkte nicht sonderlich erfreut, nickte jedoch und verschwand zum Tisch.
Danny machte sich sofort auf den Weg in Melanies Büro, Steve ließ ihn gehen, wusste er doch, dass sein Freund ganz gut mit Melanie umgehen konnte.
Der blonde Detective betrat das Büro, setzte sich auf den Stuhl vor den Schreibtisch und musterte Melanie still. Sie rührte sich nicht, Arme und Kopf auf dem Schreibtisch liegend. Man konnte nicht mal sagen, ob sie noch wach war. Er beugte sich leicht vor und strich ihr sanft über den Kopf.
„Alles okay, Mel?"
„Ich will nicht wissen, wo an Steves Körper deine Hand zuletzt war, also fass mich nicht an", grummelte sie bloß, entzog sich seiner Berührung und lehnte sich zurück. Danny runzelte bloß die Stirn. Es war nicht unbedingt die Reaktion, die er erwartet hatte.
„Dann willst du erstrecht nicht wissen, wo meine Lippen waren", erwiderte er schließlich. Melanie lachte freudlos auf. Ihre dunklen Augenringe, erinnerten Danny an einen Waschbären, der viel zu wenig Schlaf bekommen hatte.
„Du bist übermüdet", sprach er das offensichtliche aus. Sie seufzte bloß, strich sich über die Augen und nickte. Man sah ihr an, dass sie am Ende war und nicht mehr konnte. Doch Schlafen war keine Option, sie bekäme ja doch nur Albträume.
„Manchmal verschwimmt alles vor meinen Augen und ich seh gerade noch genug, um nicht irgendwo gegen zu laufen. Meine Aufmerksamkeitsspanne war noch nie so gering und meine ganze Energie ist aufgebraucht. Bald schaltet mein Körper ab, ob ich will oder nicht", erklärte sie ihm, mit brüchiger Stimme. Es traf ihn, ihr Blick, ihre Stimme, ihr ganzer Körper, so schwach und traurig. Er wünschte, er könnte etwas für sie tun, doch es ging nicht. Als er aufstehen wollte, ging die Tür auf.
Beide blickten zu Kono, welche langsam eintrat. Sie lief auf Melanie zu und warf ihr einen besorgten Blick zu. „Wie geht's dir?", fragte sie und trat neben sie. Sie legte einen Arm um ihre Freundin. Melanies Gesicht hellte sich auf, ihr Lächeln brachte ihre Augen zum strahlen.
„Mir geht's gut. Mach dir keine Sorgen", wenn Danny es nicht besser wüsste, würde er ihr diese Lüge sofort abkaufen. Einzig das Strahlen ihrer Augen, wunderte ihn. Sie konnte gut schauspielern, aber dieses kleine Detail, konnte selbst sie nicht vorspielen. Oder lag es an Kono?
Er schüttelte leicht den Kopf. Es konnte nicht an Kono liegen. Wieso auch?
„Ich mach mir immer Sorgen um dich, Sistah", Kono schenkte ihr ein warmes Lächeln und Danny beobachtete, wie Melanie die Röte in die Wangen kroch. Sie wandte ihren Blick ab und räusperte sich hörbar.
„Ich sollte jetzt gehen, Felicitas wird sicher schon ungeduldig", Melanie stand auf und lief zügig an Kono vorbei. Diese blickte ihr stirnrunzelnd hinterher.
„Sie nennt die Agentin schon beim Vornamen?", Danny erhob sich ebenfalls und zuckte nur mit den Schultern. Er wollte nicht darüber nachdenken, hatte er doch schon genug damit zu tun, Melanies Gefühle für Kono zu verstehen. Irgendwas lag in der Luft und er hoffte, Melanie würde sich ihm bald öffnen. Vielleicht, war Kono genau das, was Melanie fehlte.
„Felicitas, wir können gehen!", rief Melanie nur aus und verschwand ohne auf ihre Partnerin zu warten. Diese sprang überrascht auf und rannte ihr hinterher. Woher Melanie diese plötzliche Energie nahm, war ihr ein Rätsel.
Als sie ihre Partnerin eingeholt hatte, fragte sie: „Hast du dich so schnell erholt?"
Melanie grinste nur und lief still zu ihrem Auto. Sie hatte sich nicht erholt, aber ihre Energiereserven wurden von jemandem aktiviert.
„Lass uns einfach zum Mietwagenservice fahren, dann sehen wir, wie lang mein Energieschub hält." Tyrell zuckte bloß mit den Schultern und ließ sich widerstandslos auf den Beifahrersitz verbannen.
Als die beiden Frauen das Geschäft betraten, kam ihnen ein breit lächelnder Hawaiianer entgegen.
„Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte er und geleitete sie zur Anmeldung. Melanie zog ihr Handy aus der Hosentasche und hielt dem Mann ein Bild vor die Nase.
„Dieses Fahrzeug steht im Zusammenhang mit einem Mordfall, den meine Partnerin und ich gerade untersuchen. Sie können mir nicht zufällig sagen, wer ihn ausgeliehen hat?"
„Ich kann die Daten unser Kunden nicht preisgeben, Miss ...?" Melanie knurrte leise und spürte wie ihre Geduld sich, viel zu schnell, verabschiedete. Tyrell legte ihr eine Hand auf die Schulter, bevor sie ihre Dienstmarke zückte und dem Mann vorzeigte.
„Wir haben die nötigen Befugnisse und wenn Sie uns die Daten nicht freiwillig geben, werden wir Sie einfach wegen Ermittlungsbehinderung festnehmen. So oder so, wir kommen an die nötigen Informationen, um einen gefährlichen Serienkiller zu schnappen."
Während der Mann langsam erbleichte, nickte Melanie anerkennend. Sie hatte ihre Partnerin vielleicht falsch eingeschätzt, sie besaß Feuer.
Der Hawaiianer blickte sich um, spielte mit einem Schlüssel und nickte. Er wusste nicht was er tun sollte.
„Was ist jetzt?", Melanie genoss die neue Seite ihrer Partnerin. Für gewöhnlich musste sie jeden einschüchtern. Tyrell hatte auch Talent dafür.
„Ich muss das mit meinem Chef abklären", der Mann griff zum Telefon und verwählte sich zweimal.
Die Beiden blickten einander an und tauschten ein Lächeln aus. Ihre Zusammenarbeit war kein Desaster. Entgegen aller Erwartungen.
Nach einer halben Stunde, war der Mitarbeiter endlich bereit ihnen die benötigtem Auskünfte zu geben.
Melanie grollte. Nichts. Keine verwertbaren Informationen. Tyrell warf ihr einen Blick zu.
„Dein Energieschub macht dich ganz schön aggressiv."
„Ich bin nicht aggressiv, ich bin genervt. Dieser Typ schafft es, uns unnötig Zeit zu stehlen. Das kotzt mich so an!", Melanie widerstand der Versuchung, irgendwo gegen zu treten.
„Wir haben immer noch einen Namen, vielleicht finden wir Kreditkarten oder ähnliches."
„Einen Namen? Du glaubst doch nicht wirklich, dass er so heißt! Weißt du wie viele Kerle auf dieser beschissenen Welt rumlaufen, die John Smith heißen? Bis wir die alle überprüft haben, sind wir im Rentenalter."
Melanie stapfte zum Ausgang. Die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, blickte sie über die Tür. Wie vom Blitz getroffen, drehte sie sich um.
„Die Kamera!", rief sie nur aus. Tyrell trat neben sie und schmunzelte. Die hätten ihnen auch eher auffallen können. Beide liefen zurück zur Anmeldung.
„Wir brauchen die Aufnahmen ihrer Kamera", setzte Tyrell ihn knapp in Stand.
„Das geht nicht", gab ihr Gegenüber kleinlaut zurück, „sie war die letzten Wochen außer Betrieb. Es gibt keine Aufnahmen."
Tonlos drehte Melanie um und stürmte aus dem Gebäude. Tyrell seufzte.
„Danke, Sie haben uns sehr geholfen."
„Ich wünschte, ich hätte ihnen irgendwas geben können, damit Sie diesen Kerl fangen", doch nicht jeder Wunsch ging auch in Erfüllung.
„Rufen Sie an, falls er sich nochmal hier blicken lässt", Tyrell legte ihre Visitenkarte auf den Thresen und folgte ihrer Partnerin nach draußen.
Melanie war nirgendwo zu sehen. Stirnrunzelnd blickte Tyrell sich um. Das Auto stand noch an seinem Platz. Wo könnte sie sich versteckt haben?
„Melanie, lass uns fahren!", rief Tyrell. Stille. Melanie war verschwunden. Langsam setzte Unruhe ein. Was wenn der Killer auf sie gewartet hatte?
„Melanie, komm raus! Das ist nicht witzig!"
Eine Bewegung. Schritte. Tyrell drehte sich um. Erleichtert atmete sie auf. Melanie kam langsam angetrottet.
„Ich hab Kopfschmerzen", grummelte sie, „etwas Ruhe wäre sehr nett."
„Ruhe hättest du ja haben können, wenn du dich nicht versteckst hättest. Ich dachte schon, unser Killer hat dich erwischt", Tyrell folgte Melanie zum Wagen. Sie merkte, wie langsam Melanies Reaktionen waren. Ihr Zorn hatte mehr Kraft verbraucht, als gebracht.
„Vielleicht sollte ich fahren", schlug Tyrell vor und machte sich auf eine Diskussion gefasst. Melanie lief tonlos zur Beifahrerseite. Um Melanie musste es schlechter stehen, als sie dachte.
„Wieso hast du dich überhaupt versteckt?", fragte Tyrell, als sie ihre Plätze eingenommen hatten. Melanie grummelte. Ein Blick zu Tyrell reichte aus, um zu erkennen, dass sie auf eine Antwort bestand. Vorher würde sie nicht losfahren.
„Hab meine Ex gesehen und keine Lust mich in diesem Zustand mit ihr auseinander zu setzen."
„Deine Ex? Du bist...", Tyrell beendete ihren Satz nicht. Schweigen war bekanntlich Gold. Doch Melanie blickte sie knurrend an.
„Sag es ruhig, Tyrell, ich bin lesbisch. Schlimm, nicht wahr?"
„Das wollte ich damit sicher nicht andeuten", murmelte Tyrell und wich Melanies Blick aus. Wie wahrscheinlich war es, dass die Geschwister beide homosexuell waren? Geahnt hätte sie das nie.
„Mir ist egal, was du andeuten wolltest. Ich will einfach nur meine Ruhe. Und wenn du nicht damit klar kommst, dass ich auf Frauen stehe, kannst du gerne wieder nach Hause fliegen. Ich hab dich nicht eingeladen."
Still fuhr Tyrell los. Sie wollte Melanie nicht weiter reizen, doch sie war auch neugierig. Endlich erfuhr sie mehr über ihre Partnerin. Sie würde sich gern darüber freuen, doch Melanies Laune ließ dies nicht zu. Vielleicht brauchten sie noch eine Weile, bis sie sich vertrauten.
Danny beobachtete Kono mit Argusaugen. Wie sie am Smart-Table stand und arbeitete. Mit wem sie sprach und wie sie auf ihre Mitmenschen reagierte. Doch egal mit wem sie sprach, nie wirkte es so liebevoll, wie mit Melanie. Er schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich bildete er sich das alles nur ein. Kono hatte erst vor kurzem mit Adam Schluss gemacht. Sie wollte sicher keine neue Beziehung. Nicht so schnell. Erstrecht nicht mit Melanie. Jeder wusste, wie Melanie war. Beziehungen hielten bei ihr nie lang. Bisher hatte sie noch jede Beziehung erfolgreich gegen die Wand gefahren.
Seufzend stand er auf. Den ganzen Tag Beobachtungen anstellen, würde ihm schließlich auch nichts bringen. Er musste Kono einfach fragen.
Als er sich zu ihr gesellte, warf Kono ihm ein Lächeln zu und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Sie blieben einige Zeit still. Danny wartete darauf, dass Kono fertig wurde. Kono hatte aber keine Lust, solange zu warten.
„Okay, Danny, was ist los?", fragte sie. Ihr Lächeln war geblieben. Sie kannte Danny. Er wollte etwas von ihr.
„Vorhin, als du Melanie in ihrem Büro besucht hast ... da ist mir etwas aufgefallen und es lässt mich nicht mehr in Ruhe."
Kono nickte. Ein Blick zu den Anderen reichte, um zu erkennen, dass sie beschäftigt waren. Sie könnten reden.
„Was genau ist dir denn aufgefallen, Danny?", hakte sie nach. Er druckste herum. Wusste nicht, ob er es wirklich aussprechen sollte.
„Vielleicht ist mir aufgefallen, dass du Melanie mit strahlenden Augen ansiehst und du ständig Körperkontakt zu ihr suchst. Außerdem klangst du schon etwas eifersüchtig, als du erfahren hast, dass sie Agent Tyrell schon beim Vornamen nennt", wenn er die Zeichen nun falsch gedeutet hatte, könnte er den Rest des Jahres im Keller arbeiten. Sie schaute ihn nicht an. Ihre Arbeit hatte sie eingestellt, auch ihr Lächeln war verschwunden. Danny machte sich Sorgen, dass er in ihren freundschaftlichen Bemühungen zu viel hinein interpretierte.
Als Kono sich ihm zu wandte, blickte er auf.
„Sie bemerkt es nicht, oder?"
Also doch! Danny hatte recht gehabt. Eine Sache weniger, über die er sich den Kopf zerbrechen musste.
„Melanie würde es in ihrem Zustand nicht mal kapieren, wenn du nackt auf ihrem Bett liegen würdest."
Kono lachte auf. Doch der Rotschimmer auf ihren Wangen verriet sie. Dieser Gedanke war nicht so abwegig.
„Wie lange bist du schon in sie verliebt?"
„Fast vier Monate. Aber ich hab seit unserem ersten Treffen festgestellt, dass sie etwas Besonderes ist. Egal wann oder was sie von mir wollte, ich konnte nie nein sagen. Und wenn sie mich mitten in der Nacht anruft, um mit mir schwimmen zu gehen, ist mir alles andere egal."
Danny nickte. Er hatte schon immer gesehen, wie eng die Bindung der Beiden war. Sie deckten einander den Rücken. Er dachte immer, sie wären bloß beste Freundinnen, eine Ohana. Da beschützte man einander eben. Doch es war viel mehr.
„Deswegen hast du mit Adam Schluss gemacht", stellte er fest. Kono seufzte.
„Ich hab ihn damals wirklich geliebt, aber seitdem Steve uns Melanie vorgestellt hat, haben sich meine Gefühle für ihn verändert. Es war ungerecht, die ganze Zeit an sie zu denken und ihm die heile Welt vorzuspielen."
Da konnte Danny ihr nur zustimmen.
„Du hast das Richtige getan. So war es besser, als nachher mit Melanie eine Affäre anzufangen und Adam zu verletzen."
„Das hätte ich nie getan", murmelte sie, „auch wenn ich oft darüber nachgedacht habe."
„Mel macht es einem nicht leicht. Auf einer Seite ist sie ein sturer Esel, mit so viel Aggression, dass man Angst vor ihr bekommen kann. Und auf der anderen Seite, ist sie wie ein kleines Kätzchen, dass sich nach Streicheleinheiten sehnt und versucht dir zu gefallen."
Kono stimmte ihm lachend zu. Das traf Melanie schon ganz gut. Obwohl sie noch um einiges komplexer war.
„Sie ist manchmal unergündlich. Ein unerschütterlicher Fels in der Brandung, selbst wenn es ihr miserabel geht."
„Ohja. Für jeden von uns würde sie ihre letzte Kraft zusammenkratzen, um Rettungsaktionen zu starten. Davon bin ich vollkommen überzeugt."
„Was glaubst du, wird sie es irgendwann verstehen und ... du weißt schon", Kono war unsicher. Sie kannte Melanies Ex-Freundinnen. War sie auch so hübsch und interessant? Oder wollte Melanie sie nur als beste Freundin sehen?
„Kono, ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sie deine Gefühle erwidern wird. Ich hab Melanie noch nie rot werden sehen, aber du hast das vorhin geschafft. Sie weiß längst, von ihren Gefühlen für dich, nur kann sie die nicht rauslassen, solange wir diesen Serienkiller auf der Insel haben."
„Ich bin mir da nicht so sicher, aber ich vertraue auf dein Urteilsvermögen", erwiderte Kono und versuchte sich wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Danny blieb neben ihr stehen und schaute ihr zu.
Nach kurzer Zeit, erhob er wieder das Wort.
„Da kommt deine Geliebte", meinte er nur und blickte zum Eingang. Kono tat es ihm gleich und seufzte leise. Melanie zu sehen, erwärmte ihr immer das Herz, selbst in dieser angeschlagenen Verfassung.
Mit langsamen Schritten kam Melanie auf sie zu und blickte die Beiden an. Tyrell kam hinter ihr zum Stehen.
„Wir haben einen Namen", meinte die Agentin sofort.
„Der mit hoher Wahrscheinlichkeit erfunden ist", fügte Melanie hinzu und kniff ihre Augen zu. Ihr Kopf schmerzte höllisch und ihr Gleichgewichtssinn litt bereits darunter. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis ihre Augen den Dienst aufgaben.
„Mel", Kono trat vor sie und berührte sie leicht an der Schulter. Melanie zuckte zusammen und presste die Lippen aufeinander. Das Zucken war gar nicht gut für ihren Kopf.
Nur zögerlich öffnete sie ihre Augen wieder und blickte Kono an.
„Du hast Schmerzen, Mel. Bitte, ruh dich aus", Kono tat es im Herzen weh, sie so zu sehen. Egal wie stark Melanie sein wollte, irgendwann gab der Körper auf und ihrer stand kurz davor. Kono wollte es nicht soweit kommen lassen. Sie hatte Angst um Melanie.
Melanie schaffte es nicht, etwas beruhigendes zu erwidern. Sie merkte selbst, wie sehr diese Schmerzen sie peinigten.
„Hast du eine Schmerztablette für mich?", fragte sie, so leise, dass es nur Kono hörte.
„Klar, ich hol sie dir", erwiderte sie sofort und verschwand schnell zu ihrem Büro. Melanie blieb stehen und versuchte das Schwanken in ihrem Kopf auszuschalten.
Tyrell und Danny schauten sie zwar an, aber sprachen nicht mit ihr, sah man ihr doch an, wie anstrengend es für sie war, überhaupt zu stehen.
Kono kam zurück. In der Hand eine Wasserflasche und eine Tablette. Sie überreichte Melanie die Tablette und schraubte ihr die Flasche auf, bevor sie ihr diese auch übergab. Melanie trank einen großen Schluck, bevor sie die Flasche zurück gab. Sie schenkte Kono ein Lächeln. Wie immer hatte sie ihr geholfen, wenn sie ihre Hilfe am nötigsten hatte.
„Jetzt solltest du dich ein bisschen hinlegen", schlug Kono vor. Melanie sagte nichts. Sie überbrückte den Abstand zu Kono und bettete ihren Kopf auf Konos Schulter. Lächelnd legte Kono ihre Arme um sie und streichelte sanft ihren Rücken. Sie versuchte nichts zu fühlen. Doch scheiterte kläglich. Melanies Nähe war berauschend.
Sie warf Danny einen vorsichtigen Blick zu und sah sein breites Grinsen. Er wusste genau, was sie fühlte. Wieso auch nicht? Schließlich hatte er Steve, er musste das Gefühl kennen.
„Mit hinlegen meinte ich nicht nur deinen Kopf", flüsterte sie leise und strich Melanie durch die Haare.
„Wenn ich alleine bin, hab ich wieder Albträume. So geht's auch", Melanie fühlte sich eben immer noch am wohlsten, in den Armen ihrer Freundin. Und Kono würde sie sicher nicht von sich stoßen.
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Das allwissende Auge
FanfictionEin Serienmörder treibt sein Unwesen auf Hawaii und hinterlässt nur Spuren, die das Team rund um Steve McGarrett finden soll. Bei jedem Opfer wird das „Allwissende Auge" gefunden, ein in den Körper geritztes Zeichen, welches für den Täter scheinbar...