Keine Ruhe

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Wir fuhren eine gefühlte Ewigkeit durch die Gegend. Ich verlor das Gefühl für die Orientierung. Weder hatte ich Ahnung wo wir waren, noch wie spät es war. Ich konnte noch nicht mal sagen wo die Sonne stand, um dies als Anhaltspunkt zu erhalten, da die Bäume mir die Sicht in den Himmel versperrten. Marlon und Markus sprachen seit Beginn der Fahrt über die Leistung und sonst was von den Karts. Ich wieder rum verstand kein Wort. Mit halben Ohr hörte ich zwar hin, aber es interessierte mich auch nicht wirklich. Nach Stunden der Fahrt blieben die Beiden stehen. Zwar sah ich über mir nur Bäume, jedoch bemerkte ich auch das Zurückgehen des Lichtes, womit es schon Abends sein musste. Erst ein Rascheln brachte mich wieder dazu, auf die anderen zu achten. Ich blickte zu Marlon, da ich ihn besser ansehen konnte, und sah die Karte von Hadschi in seinen Händen. "Wir müssten jetzt hier irgendwo sein, heißt eines von den Geheimverstecken ist nicht weit weg", sprach dieser eher zu sich als zu uns. Ich verstand zwar nicht wie er irgendetwas auf dieser Karte erkennen konnte, jedoch war mir ein Nachtlager nur recht. Damit ließ ich ihn einfach in Ruhe und hoffte er irrte sich nicht. Nun stand er auch auf und sah sich neugierig um. Markus machte es ihm nach und ich fühlte mich nun ziemlich daneben, dass ich nur rum saß und sie beobachtete. Also kletterte ich, eher unfreiwillig, aus dem Gestell raus und stellte mich zu den Beiden. "Und wo soll hier nun etwas sein?", fragte ich nebenbei, während ich überlegte wie ich die Nacht nur überleben sollte. "Irgendwo in der Richtung, wenn ich das richtig sehe. Aber ich bin nicht Juli und hab kein Plan von diesem Ding", meinte Marlon etwas verzweifelt.

Ohne auf diesen Kommentar einzugehen lief ich einfach in die Richtung in die er gezeigt hatte. Es war ein seltsames Gefühl durch den Wald zu laufen, ohne zu wissen was ich eigentlich suchte. Ich wusste noch nicht mal wirklich wo wir waren. Die ganze Zeit über musste ich mich auf die anderen beiden verlassen, was alles nicht wirklich besser machte. Doch lange konnte ich meine Entscheidungen nicht bezweifel, da mich Markus Stimme aus den Gedanken riss. "Hey Leute kommt mal her!" Nur eine Sekunde später standen Marlon und ich neben Markus. Nun blickten wir zu dritt auf das Logo von Hadschi, welches auf dem Boden befestigt war. Über diesem war eine Art Haken. Wir blickten uns alle erst fragend an. Keiner wusste genau ob wir wirklich daran ziehen sollten, da keiner wusste was passieren würde. Doch schließlich bückte sich Marlon und zog mit einem Ruck an dem Haken. Als dieser wieder an seinem Platz zurück gekehrt war, zuckten wir gleichzeitig zusammen. Es war wie ein lauter Knall der uns nun von allen Seiten umgab. Wir drehten uns augenblicklich um, doch was wir sahen war atemberaubend.

Um uns herum zogen sich an den Bäumen heran Zelte hinauf, welche einen Kreis bildeten. In der Mitte klappte sich wie von selbst eine Feuerstelle mit Grillrost auf. Passend dazu lagen Holzstämme drumherum, welche wohl schon vorher dort lagen, wir aber noch keine Beachtung schenkten... Bis jetzt. Ich sprang leicht zurück, als sich neben meinem rechten Fuß ein Kasten erkennbar machte, welcher woher auch immer kam. Er öffnete sich von selbst und präsentierte Teller und Besteck. Was aber gruselig an der ganzen Geschichte war, war die das sich nach allem die Feuerstelle von selbst entzündete. Wir sahen uns geschockt und fasziniert zugleich an. Das was wir zu sehen bekamen war atemberaubend und seltsam zugleich. Ich meine es war verrückt zu sehen, wie auf einmal alles wie aus dem Nichts erschien. Zuvor hatten wir nichts auch nur ansatzweise gesehen und nun standen hier acht Zelte und eine Feuerstelle die von selbst brannte. "Ok ihr könnte machen was ihr wollte aber ich will essen!", sprach Marlon der immer noch leicht staunte. Damit war das beschlossene Sache. Wir liefen auf das Kart zu, holten Proviant und unsere Sachen für die Nacht aus der Kiste und setzten uns an die Feuerstelle. Ich machte alles etwas langsamer nur um zu sehen wo sie sich hinsetzen. Als sie dies getan hatten, nahm ich den Platz gegenüber von ihnen, das bedeutete zwar sie ansehen zu müssen, aber nicht direkt neben einem der beiden zu sein.

Marlon legte irgendetwas von Hadschis Sachen auf den Grill, ehe er sich wieder zu Markus setzte. Ich starrte in die Flamme und bekam nur halb mit, wie die beiden sich kurz ansahen und dann nickten. Wirklich wahr nehmen wollte ich das jedoch auch nicht. Es interessierte mich reichlich wenig was die Beiden anging, ich wollte alles einfach nur hinter mir haben. Doch als sie aufstanden lenkten sie doch meine Aufmerksamkeit auf sich. Und es war zuspät um irgendetwas zu verhindern. Die Beiden liefen zügig auf mich zu setzten sich neben mich und hielten mich an meinen Schultern fest. Es gab für mich also keine Chance aufzustehen und zu entrinnen. "Hör zu", grinste Markus mir zu. "Wir müssen noch etwas länger zusammen auskommen", machte Marlon ebenso grinsend weiter. "Also bleib hier schön brav sitzen" "Und finde dich damit ab", beendete Marlon das Ganze. Na super! Nun durfte ich Marlon auf der linken und Markus auf meiner rechten Seite ertragen. Ganz toll. Ich blickte beide einmal kurz an, ehe ich meinen Kopf stumm auf den Boden richtete. Ich lauschte ihnen bei der Diskussion, ob wir es noch rechtzeitig schaffen könnten, doch beteiligte mich kein einziges Wort daran. Ich war nicht wirklich in der Stimmung, auch nur ein Wort zu sprechen. Glücklicherweise wollten die Beiden aber auch nicht von mir das ich sprach. Zwischen ihnen sitzen zu müssen, war ihnen anscheinend Qual genug. Nach einiger Zeit holte Marlon die Schnitzel, oder zumindest sahen das Fleisch danach aus, vom Grill und gab uns jedem etwas auf einen Teller.

Nach dem Essen bezogen wir jeder ein Zelt, doch wie zu erwarten hatte ich auch hier keine Ruhe. Die beiden folgten mir wieder, so das ich auch zwischen den beiden mein Zelt haben durfte. Wechseln brachte nichts, das erkannte ich sofort. Egal wo ich hingehen würde, die beiden würden mir folgen. Also machte ich genervt das Zelt fertig.

Ella- Der Sturm beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt