Erwachsen geworden

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"Hey!" Ich schreckte auf. Ich war so vertieft in meine Gedanken, dass ich gar nicht bemerkte, wie Joschka und irgend so ein kleiner Junge aufgetaucht sind. Ich blickte die beiden verwundert an. Das letzte Mal das ich Joschka wirklich sah, war bei Hatschi Ben Hatschi bevor wir uns komplett aufgelöst haben. Ihn nun zu sehen war seltsam. Er stand vor mir als wäre nie etwas gewesen. "Was wollte ihr?" Meine Stimmung war schnell wieder umgesprungen von Überraschung zu Genervt sein. Und genauso genervt warf ich ein Stück Metall auf einen Schrotthaufen, der einige Meter entfernt von mir war. Vater wollte das ich den Hof aufräume und es wäre mir gerade alles lieber als vor unserem Wohnblock zu stehen und fertig werden zu müssen. Denn von hier kam ich nicht so schnell weg. Ich wollte nicht mit einem der Deppen reden, die ich seid einem Jahr nicht mehr gesehen hatte. Zwar hatte ich ein paar in der Schule gesehen, jedoch nie mit ihnen wirklich gesprochen. "Dich zurück holen. Fabi hat uns heraus gefordert", fing Joschka an. "Mit einer Mädchenmannschaft", fügte der kleine angeekelt hinzu. "Kleiner ich kenn dich nicht. Aber was ich weiß ist, dass du gleich tot bist, wenn du noch einen Kommentar abgibst", wütend blickte ich den Zwerg an. "Und zur dir Joschka", fügte ich hinzu, "Vergiss es!" "Warum? Ella, Fußball war schon immer dein Leben" Nun wollte der Typ auch noch diskutieren. Noch genervter als ich eh schon war, schnappte ich mir eine Eisenstange und warf sie ebenfalls auf den Schrotthaufen. Mit voller Wucht landete sie auf dem Haufen und rutschte einige Meter weiter, bis eine Mauer sie stoppte. "Ich dachte du wärst wild! Nichts so ein Mädchen", gab der mir immer noch unbekannte trotzig von sich. Dabei verschränkte er seine Arme vor der Brust, wie ein kleines Kind das ein Bonbon nicht bekommen. 

"Hör mal zu. Falls es dir nicht aufgefallen ist, ich bin ein Mädchen. Und noch was, du hast kaum was gesagt aber trotzdem weiß ich nun: Du nervst!" Doch der Kleine fing nur doof an zu grinsen, anstatt die Klappe zu halten:"Ich weiß. Das ist mein Schicksal!" Ich verdrehte die Augen. Das konnte nicht wirklich deren ernst sein. "Ignoriere ihn, machen wir auch so", gab Joschka grinsend von sich. "Hör zu! Wenn ihr nur hier seid um mich zu nerven, dann geht. Ich hab besseres zu tun" Ich drehte mich mit den Rücken zu den Beiden und fing an, irgendwelche Holzstück zusammen zu tragen. Wie auch immer Holz hier her gekommen war. Aber wir waren nun mal Anlaufstelle für alle möglichen seltsamen Sachen. So wunderte ich mich auch nicht, wie Holz den Weg zu uns gefunden hatte. "Ella bitte! Ohne dich haben wir doch eh keine Chance. Wenn müssen alle mitmachen", setzte Joschka einen neuen Versuch, mich zu überreden, an. Doch dachte gar nicht daran ihn aussprechen zu lassen:"Weißt du was ich nicht verstehe? Wieso du jetzt wieder ankommst und das ganze letzte Jahr über haben wir uns ignoriert. Warum jetzt auf einmal. Wärt ihr damals angekommen, als wir uns gerade getrennt haben, wäre ich sofort mitbekommen. Doch nun? Ich hab seid einem Jahr keinen Ball mehr richtig berührt. Seid einem Jahr haben wir alle kein Fußball mehr gespielt. Und auf einmal wollt ihr wieder spielen? Ihr werdet euch blamieren, solltet ihr das wirklich machen. Da muss ich nicht mitmachen" "Warum? Das war dein Leben", begann Joschka noch einmal.

"Du hast recht, es war. Das alles ist vorbei. Ich bin erwachsen geworden und als kleiner Tipp: Du solltest es auch tun. Die Zeiten sind längst vorbei" Ich bewegte mich auf den Hauseingang zu, da ich fertig war. Und auf die Diskussion hatte ich nicht wirklich Lust. "Und du denkst ohne Fußball bist du glücklicher?", rief Joschka mir hinterher. Er wollte es anscheinend nicht wahrhaben. Frustriert darüber drehte ich mich ein letztes Mal um. "Ja! Du vergisst wer mein Bruder ist. Verdammt Joschka! Denkst du etwa er würde es einfach so hinnehmen? Denkst du etwa er würde es feiern wenn ich mich eurem Zirkus wieder anschließe? Nein. Er würde dafür sorgen, dass ich nicht mehr nach Hause will. Er würde uns alle bei jeder Möglichkeit demütigen. Ich hab das gesamte letzte Jahr ohne Fußball, den Wilden Kerlen oder auch nur irgendjemanden von euch leben können. Es geht mir deutlich besser alles vorher" "Ich dachte du wärst wild!", rief der die kleine Nervensäge mir zu. Er wirkte enttäuscht. Was auch immer er von mir dachte oder gehört hatte, es war wohl anderes als das, wie er mich nun sah. "Weißt du eigentlich was ein Revolvermann macht, wenn er verliert?", der. Kleine gab einfach keine Ruhe. "Er ist tot. Genauso tot wie Fußball für mich ist", gab ich kalt von mir. Das waren meine letzten Worte. Egal was die beiden mir hinterher riefen. Ich lief ins Haus. Zwar schrien sie fast schon, aber das war mir egal. Ich ignorierte sie.

"Was wollte der wilde Zwerg hier?" Michi stand bedrohlich vor mir. Ich hatte gerade die Wohnung betreten und sah ihn genervt an. Ich hasste ihn und er hasste mich. Doch wollte er mich diesen Hass spüren lassen. Ich hingegen ging ihm so gut es nun mal klappe aus dem Weg. Ich wollte ihn so wenig wie möglich sehen. "Nichts was dich angeht", gab ich also genervt von mir. Ich blickte an seinem Körper hinunter. Er war eine tickende Zeitbombe. Und genau das merkte man wenn man auf seine Hände sah. Ich konnte sehen wie sie sich zu Fäusten ballten. Ich spürte seinen Zorn fast schon. In solchen Momenten ging es um Sekunden. "Ich frage dich nur noch ein Mal: Was wollte der Zwerg von dir?" Ich atmete einmal tief durch, bevor ich begann langsam und etwas lauter zu sprechen:"Das geht dich nichts an!" Damit war die Bombe geplatzt. Ich konnte noch so gerade eben aus der Tür raus rennen, ehe Michis Hand nach mir ausholte. Mit der Zeit hatte mich meine Flucht vor ihm perfektioniert. Also rannte ich die Treppe hinunter, Michi dicht hinter mir. Doch sein Speck wurde ihm zu Verhängnis. Also war ich schneller unten als er. Ich schnappte mir mein Fahrrad und fuhr einfach davon. HInter mir konnte ich Michi schreien hören, doch das war mir ebenso egal, wie Joschkas Rufe vor einigen Minuten.

Ella- Der Sturm beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt