Kapitel 1

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Kapitel 1

Geschickt fing ich den Ball und warf ihn in den Korb. Mama saß mit einem Lächeln auf der Bank und beobachtete uns, wie wir Basketball spielten. Sie war schon immer die ruhige gewesen, selbst wenn wir uns stritten wurde sie nie laut. Ich wusste nicht einmal wie sie sich anhörte wenn sie lauter wurde, sie wurde es ja nie. Mein Vater schnappte sich lachend den Ball und umarmte mich dann. „Ich wusste doch das ich langsam alt werde, du wirst mit jedem Tag besser als ich!" Ich grinste breit und schlug ihm dann den Ball aus der Hand. „Hey, das war unfair!", ruft er mir zu, doch ich war schon am Korb angekommen und mit einem kleinen Sprung versenkte ich auch diesen Ball. Mama klatschte in die Hände und jubelte mir zu. Ich knickste leicht und fing dann an zu lachen. „Na kommt, Abendessen ist fertig!", sagte Mama dann und mit einem breiten grinsen nahm ich Papa in den Arm bevor ich nach drinnen lief.

Der Duft von Gemüse und vegetarischem Steak stiegt mir in die Nase und ich beeilte mich den Tisch zu decken. Als alles fertig war, setzten wir uns an den Tisch und fingen an zu essen. „Schatz hast du dir schon die verfügbaren Unis angeschaut? Die Anmeldezeiten enden bald und ich will das du einen guten Platz an einer Uni bekommst!" Meine Mutter schaut mich ernst an, bevor sie vorsichtig auf den Brokkoli auf ihrer Gabel pustet. „Ja habe ich, ich habe mich jetzt bei vier Unis beworben, aber bis jetzt hat mir noch keiner zurück geschrieben." Ich schaue sie zuversichtlich an, bevor ich meinen Stuhl etwas zurückzuschieben um aufzustehen. „Ich geh mal gerade auf Klo", gebe ich bekannt und laufe über die kalten Fliesen zum Gästeklo, welches direkt neben der Tür ist. Ich beeile mich und wasche mir die Hände bevor ich erneut über die kalten Fliesen laufe, um zum Esszimmer zu gelangen. Ich setzte mich gerade wieder hin, als ein lautes Donnern ertönt. Erschrocken fahre ich zusammen. Plötzliche laute Geräusche haben mich schon immer erschreckt, aber ich denke das geht fast jedem so. „Was war das?" fragt Papa und schaut sich erschrocken um. Mit festen Schritten gehe ich zum Fenster und will gerade den Vorhang zur Seite schieben, als Mama ruft: „Sei vorsichtig, wer weiß was gerade passiert ist!" Ich schaue sie kurz an, bevor ich mit einem Ruck die Vorhänge beiseite schob. So viel zu vorsichtig. Dachte ich mir noch, bevor mir der Mund aufklappte.

Es war nicht so, dass ich das was sich draußen abspielte, noch nie gesehen hatte. In Filmen hatte ich allerdings schon einiges gesehen und auch in meiner Fantasie. Doch nie hätte ich gedacht, dass es mir einmal selber passieren würde. „Was?", fragte Papa fassungslos und Mama schlug ihre Hand vor den Mund und starrte auf das Chaos was sich draußen abspielte.

Noch immer stand ich am Fenster, den Vorhang mit einer Hand zur Seite haltend. Alles stand in Flammen, nichts war mehr heile. Als ich aus meiner Trance wieder heraus fand, merkte ich, das ich am ganzen Körper zitterte. Ich wollte mich gerade umdrehen, als jemand an das Fenster klopfte. Es war unsere Nachbarin. Aus ihrem Bein strömte Blut und ihr Arm war verdreht, so das der Knochen aus der Haut hervorstach. Ich schluckte stark um mich nicht gleich hier zu übergeben. Ich kannte sie. Ihr Name war Laura. Sie hatte mir immer Kekse gegeben und mir zugehört wenn es mir schlecht ging. In meinen Ohren rauschte es und nur leise konnte ich ihre Schreie hören. Sie schlug immer wieder gegen die Scheibe und ihre Hand hinterließ lange rote Abdrücke. Ich wollte gerade das Fenster aufmachen, als sie einfach umfiel. Ich zuckte zusammen und sank in die Knie. Und dann plötzlich kamen die Geräusche wieder. Ich hörte meine Mutter schreien und ich drehte mich kniend um, als auf einmal das Glas über mir zersprang. Ich konnte die Geräusche die ich jetzt hörte nicht einordnen und ich hielt meine Ohren zu, um zu versuchen einen klaren Gedanken fassen zu können. Als ich zu Mama und Papa schaute, konnte ich jedoch nichts weiter tun, als aufzuschluchzen. Papa lag auf dem Boden und hielt sich den Bauch. Seine Hände waren voller Blut und er schluckte schwer. „Papa?", fragte ich geschockt. Ich blendete alles andere aus, sah nur noch Papa wie er auf dem Boden lag und Mama versuchte in die Augen zu schauen.

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