Kapitel 7

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Kapitel 7:



Langsam lief ich in meinem Raum auf und ab. Ben kam mir merkwürdig bekannt vor, doch ich hatte keine Erinnerung an ihn oder die anderen. Ich setzte mich auf mein Bett und starrte auf die Tür, die noch immer hinter mir verschlossen wurde. Auch meine Erinnerungen, wie Ben gesagt hatte, waren noch nicht wieder da und langsam fing ich mir an Sorgen zu machen.

Ich hatte keine Ahnung wo ich war, durfte nur aus meinem Zimmer raus wenn jemand es mir erlaubte und ich hatte keine Erinnerungen an die Menschen die meinten mich zu kennen. Mir wurden auch jegliche Fragen die ich hatte nur ausweichend oder gar nicht beantwortet. Ich musste unbedingt wissen was hier vor sich ging.

Das Zischen der Tür erklang und Nikita kam in Begleitung von Ben in den Raum. „Ich denke du bist jetzt bereit um nach unten zu ziehen, pack deine Sachen!" Nikitas Stimme klang kühl und angsteinflößend. Ben hielt mir einen einfachen Müllsack hin und ich joggte durch den Raum um alles was ich besaß einzupacken. Es war nicht viel. Ich hatte das Kleid, die Schuhe und den Schmuck von der Feier und ein Buch, welches ich von Nikita bekommen hatte, um mich zu beschäftigen. Alle paar Tage bekam ich ein neues Nachthemd und das war es auch schon.

Als ich fertig war, lächelte Ben mich ermutigend an und als ich an ihm vorbeigelaufen war, folgte er mir in den Gang. Wir liefen jedoch nicht nach rechts sondern nach links und Nikita öffnete eine Tür auf der linken Seite des Ganges. Es war ein Treppenhaus, welches nach unten führte. Ich schluckte leicht. Das Treppengeländer war rostig und alt und auf den Treppen waren dunkle Flecken zu sehen. Die Geräusche die Nikitas Stöckelschuhe machten, ließen mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. „Ben, würdest du nachher den Putzdienst damit beauftragen die Treppen zu reinigen. Hier sieht es ja schon wieder schlimmer als in einem Saustall aus!"

„Ja Nikita, das werde ich machen sobald ich Fiona alles gezeigt habe." Er grinst mich freundlich an, doch mir bleibt das grinsen im Hals stecken. „Warum nennt ihr mich Fiona?", platzt es aus mir raus und ich bleibe auf dem Treppenansatz stehen.

„Aber Schätzchen, dein Name ist Fiona." Nikita bleibt nicht einmal stehen um mir das zu sagen, sondern macht sich weiter daran die Treppen runter zu gehen. „Nein ist es nicht, mein Name ist Kim!", halte ich dagegen, doch das einzige was ich als Antwort bekommen ist das helle Lachen von Nikita. Der Schmerz meiner Nägel und wie sie sich in meine Handinnenfläche drücken holt mich wieder in die Wirklichkeit und ich laufe langsam weiter die Treppen hinunter. Es ist jetzt still und leises Stimmengewirr dringt an mein Ohr. Wir waren offenbar nicht mehr lange alleine.

„So da wären wir. Viel Spaß mit deinen Bekannten und Freunden." Nikita lächelt mich an, doch ihr Lächeln sieht gespielt aus. Ich starre ihr in die Augen, werde jedoch von Ben weitergeschoben. Mit einem Ruck öffnet sich die schwarze Tür und ich konnte in einen Raum voller Gitterkäfige blicken. Das Stimmengewirr war jetzt lauter und ich stockte. Alles in mir währte sich gegen diesen Raum. „Wenn du schnell bist bekommst du vielleicht noch etwas vom Essen ab." Nikitas stimme drang scharf in meinen Kopf und ließ mich zusammenfahren. Das nutze Ben aus, indem er meinen Arm nahm und mich mit in den Raum zog. Mit einem dumpfen Geräusch schloss sich die Tür hinter uns und mir war es fast, als könnte ich das helle, fiese Lachen von Nikita hören.

Bens Hand in meinem Rücken brannte sich förmlich in meine Haut und meine Beine wollten sich keinen Millimeter nach vorne bewegen. „Komm, ich zeige dir alles." Bens Stimme klang auf einmal stumpf und trostlos. „Was ist das hier Ben?", wollte ich schreien, doch es kam nur ein flüstern aus meinem Mund.

„Die da oben haben dir wirklich gar nichts gesagt oder?", spöttisch lacht er auf und beginnt zu laufen. Unwillig folge ich ihm. Er wusste auch ohne meine Antwort das keiner mir etwas gesagt hat.

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