Kapitel 5

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Kapitel 5:



Mein ganzer Körper schüttelt sich vor Schmerzen, als ich hustend aus dem Schlaf herausgerissen werde. Ich schlage mir die Hand vor den Mund und huste so stark das es sich anfühlt als würde ich gleich meine Lunge selbst mit heraus husten. Zwischen den Hustenanfällen schnappe ich so gut es geht nach Luft, doch schon bald fühlt es sich so an, als würde ich gleich ohnmächtig werden.

Als der Hustenanfall langsam abebbt, ist meine Hand rot und blutig.

Die Schmerzen sind in den letzten Tagen immer schlimmer geworden und ich hatte schon seit zwei Tagen nichts mehr gegessen. Alles war wie ausgestorben. Und in den Hochhäusern gab es meist nichts zu essen, da die eher für Unternehmen genutzt wurden. Ich schluckte das Blut in meinem Mund wieder herunter. Es hinterließ einen bitteren eisigen Geschmack den ich am liebsten mit Wasser hinunter gespült hätte. Doch ich hatte kaum noch Wasser übrig und ich wusste nicht wann ich das nächste mal etwas bekommen würde. Mir war schwindelig von dem ganzen Husten und ich ließ mich wieder auf den Boden gleiten.

Die letzten drei Tage war ich durch die Stadt gelaufen, in der Hoffnung das ich irgendeinen Hinweis finden würde. Doch nichts. Alles war wie ausgestorben, der Strom funktionierte nicht mehr und so wachte ich auf wenn die Sonne aufging und ging schlafen wenn die Sonne unterging. Ich wollte oft aufgeben. Doch immer wenn ich abends schlafen ging, dachte ich an Mama, Ben und das Zeichen. Und am nächsten Morgen stand ich auf und lief weiter. Ich starrte an die Decke. Mein Rücken schmerzte auf dem Steinboden, doch ich wollte nicht die Treppen nach oben gehen, aus Angst das mein Rücken nicht mitmachte. Ich hatte jetzt seit 6 Tagen nicht mehr geduscht, und war für 5 Tage in den gleichen Klamotten. Ein ironisches Lachen rollte über meine Lippen. Ich würde hier sterben. Auf dem kalten Steinboden eines unwichtigen Hochhauses.

Ich fing an zu lachen. Ich konnte gar nicht mehr aufhören. Nicht einmal das Schmerzen in meinem Rücken hielt mich davon ab. Mein Lachen klang laut in dem Raum und hallte leicht von den Wänden. Die ganze Situation schien auf einmal so lustig. Ich lag hier, hatte seit zwei Tagen nichts gegessen, spuckte Blut, würde sehr wahrscheinlich sterben und ich wusste noch immer nicht wo Mama und Ben waren und was das Zeichen bedeutete. Mittlerweile war es fast wie ein Mantra, das ich vor dem Schlafengehen meine drei Ziele wiederholte. Der Mond schien fahl durch die Eingangstür und ich setzte mich langsam auf. Durch meine Verletzung kam ich nicht schnell voran, was nicht hilfreich war, wenn man auf der Suche nach Wasser, Essen, seiner Mutter, Ben und einem Zeichen ist. Mein Magen schmerzte und ich drückte meine geballten Fäuste auf meine Haut. Ich konnte es mir nicht leisten von der Straße runterzugehen um nach Essen und Wasser zu suchen, dafür war ich zu langsam. Ich musste einfach versuchen es ohne zu überleben. Ich holte meine Wasserflasche aus dem Rucksack und beobachtete kritisch den Rest des Wassers. Wenn ich pro Tag einen kleinen Schluck nahm, sollte ich noch ein paar Tage damit auskommen. Doch danach wäre ich auch ohne Wasser. Ich sammelte etwas Spucke in meinem Mund und befeuchtete meine trockene Kehle. Ich lehnte meinen Kopf an die kühle Wand und schloss meine Augen.

Weit entfernt hörte ich Stimmen die sich etwas zuriefen. Sie schienen Spaß zu haben. In meinem Kopf erschien der Abend an dem mein Vater gestorben war. Wir haben draußen Basketball gespielt und Mama hatte uns zugesehen. Die Stimmen wurden lauter. Noch immer waren meine Augen geschlossen und ich schwelgte in der Erinnerung. Als ich daran dachte wie ich Papa besiegte, schmunzelte ich leicht. Wie oft hatten wir schon zusammen Basketball gespielt während Mama uns zugeschaut hatte.

Wie viel Spaß wir hatten. Manchmal konnten wir uns nicht einmal mehr den Ball zuspielen, weil wir so sehr lachen mussten. Ein glückliches Gefühl machte sich in mir breit, als ich an das breite Grinsen von Papa dachte. Die Stimmen die ich erst leise gehört habe, wurden jetzt immer lauter. Doch sie kamen nicht aus der Erinnerung die ich mir so bildlich vorstellen konnte wie einen Apfel. Ich riss meine Augen auf und sah mich erschrocken um. Warum habe ich nicht vorher reagiert? Ich saß neben der Drehtür auf dem Boden und man konnte mich nicht sehen bis man im Raum stand. Doch was ist, wenn die Leute wirklich hier rein kamen? Was würde passieren wenn sie mich sehen würden? Mein Herz fing schnell an zu schlagen und gehetzt stopfte ich das Buch, in dem ich vor dem schlafen gehen gelesen hatte, in die kleine Innentasche. Dann stand ich auf mit dem Rucksack auf dem Rücken, lief ich in Richtung der Treppen. Nur langsam konnte ich Treppenstufe für Treppenstufe überwinden.

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