Milch

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Es gibt eine Menge Menschen, darunter Erwachsene, die glauben, dass die Kuh "eh Milch gibt", sodass man ihr nichts antun würde, wenn man ihre Milch trinkt.

Abgesehen davon wird behauptet, Kuhmilch zu trinken sei
* "natürlich" (sogar dass sie extra für den Menschen gemacht wird),
* gesund,
* lebensnotwendig.

"Würden die Kühe nicht platzen, wenn wir sie nicht melken?"
"Wohin sonst mit der ganzen Milch?"
"Wäre es nicht eher Tierquälerei, wenn wir KEINE trinken würden?"

Das alles zeigt, wie wenig Ahnung viele über ein Produkt haben, das sie vielleicht täglich konsumieren.

Damit sie sich nicht gegenseitig oder Menschen verletzen und damit mehr in einem Stall passen, werden die Kühe erstmal enthornt. Dies verursacht, egal ob mit oder ohne Betäubung, sehr viel Schmerz, da die Hörner mit Nervenbahnen durchzogen sind. Keinesfalls ist es mit dem Schneiden von Haaren oder Nägel zu vergleichen, sie sind eher wie unsere Zähne. Tage danach leiden sie immer noch darunter. Die Hörner werden abgesägt und dann mit einem glühenden Eisen verödet. Dann besteht die Gefahr einer Infektion durch Bakterien oder durch die große Anzahl der Fliegen in den Ställen.

Selbstverständlich gibt eine Kuh nicht "einfach so" Milch: Sie ist ein Säugetier, was bedeutet, dass sie, wie bei Hunden, Pferden, Ratten, Menschen, Eichhörnchen, etc. Milch nur aus einem einzigen Grund produziert: um den Nachwuchs zu ernähren. Bekommt eine Kuh kein Baby, kommt auch unmöglich Milch.

Um Profit zu machen und um also viel Milch zu bekommen, wird die Kuh schon ab Ende ihres ersten Lebensjahres regelmäßig (damit man sich sicher sein kann, dass es klappt) zwangsgeschwängert. So bringen sie jedes Jahr ein Kalb zur Welt. Würde man es nicht machen, würde die Kuh nicht oft genug schwanger werden, sodass es weniger Milch gäbe und man daraus nicht profitieren würde. Außerdem würden nicht alle Menschen, die Milch kaufen möchten, welches bekommen können.
Die Zwangsbefruchtung läuft so ab, dass ein'e "Besamungstechniker'in" mit einem kompletten Arm in die Kuh eindringt, um in die Gebärmutter das Sperma einzupflanzen, das man bekommt, indem man eine Hand oder einen "Elektro-Ejakulator" in den Anus eines Bullen einführt.

Übrigens gehöre ich zu den Leuten, die es für Anthropomorphismus halten, bei diesen Vorgängen von Vergewaltigung zu sprechen. Unangebracht wird es spätestens, wenn manche aufgrund solcher unpassender Vergleiche beim Weltfrauentag versuchen, die Aufmerksamkeit auf Kühe zu lenken, statt sich mit den Problemen, die Frauen ausgesetzt sind, auseinanderzusetzen.

Wenn die Kuh nach 9 Monaten Trächtigkeit ein Kalb bekommt, wird es im Normalfall kurz nach seiner Geburt von seiner Mutter getrennt, was für beide traumatisch ist.
Kälber fangen an, an Fingern oder zitzenähnlichen Gegenständen zu saugen, darum steckt man sie in "Kälberiglus". Dort werden sie mit Milchersatz ernährt, was natürlich nicht die Milch ihrer Mütter ersetzen kann, aber es darf davon ja kein Tropfen "verschwendet" werden.

Männliche Kälber sind für die Milchproduktion nicht zu gebrauchen, weshalb die meisten nach bereits einem halben Jahr getötet werden und der Teil, der für die Rindermast gedacht ist, nach einem Jahr. Die weiblichen Kälber werden wie ihre Mütter zu "Milchkühen". Auch sie werden immer wieder künstlich befruchtet, damit der Kreislauf von vorne beginnt.
Durch Gentechnik produzieren "Hochleistungskühe" viel mehr Milch als sie halten können, deshalb erkrankt ein Großteil von ihnen an Mastitis, also Euterentzündung. Mit den häufigen Schwangerschaften stehen auch Beckenbrüche und Bänderrisse in Zusammenhang.

Nach fünf Jahren ist die Kuh bereits dermaßen ausgezehrt, dass ihre Milchleistung nachlässt. Sie weiterhin am Leben zu behalten, wäre nicht rentabel, deshalb wird sie zu diesem Zeitpunkt geschlachtet, obwohl eine Kuh normalerweise um die 20 Jahre leben kann. Kühe, die nicht mehr gehfähig sind, werden Downers genannt.
Da Fleisch in unserer Kultur mit Stärke assoziiert wird, wird Rindfleisch eben so genannt, dabei besteht es eher aus Kälbern und ihren Müttern.

Was ist mit Bio-Kühen? Das Problem wird dadurch nicht gelöst. Auch sie werden regelmäßig zwangsgeschwängert, aber das würde nicht ausreichen, um die Nachfrage zu decken. Massentierhaltung existiert eben aus dem Grund, dass genau so viel produziert werden "muss", wie von Konsument'innen verlangt wird (man darf aber nicht vergessen, dass sie bewusst dazu animiert werden).

Es gibt viele Alternativen: Mandelmilch, Hanfmilch, Maismilch, Sojamilch, Flachsmilch, Reismilch, Paranussmilch, Macadamia-Milch, Cashew-Milch, Kokosnussmilch,... und viel mehr.

Milch ist nicht so gesund, wie behauptet wird, aber da selbst Ärzte sich während ihrer Ausbildung nur am Rande mit dem Thema beschäftigen müssen, ist es nicht erstaunlich, dass die meisten ihr Wissen über Ernährung nicht aus wissenschaftlichen Quellen, sondern aus Traditionen, Gewohnheiten und Werbungen haben.

Milch erhöht das Risiko vieler Krankheiten, darunter auch Osteoporose (Knochenbrüche). Ja, die Milch enthält viel Kalzium, und Kalzium ist das, was Knochen hart macht, aber es ist an das Kasein gebunden, das aber zu groß ist, um die Blutgefäße zu verlassen. Um dieses Kalzium abzubauen, benötigt man körpereigenes Kalzium. Ein wenig wird durch die Verdauung tatsächlich verfügbar gemacht, doch es ist um ein vielfaches weniger als für den Abbau verbraucht wird. So ensteht eine Negativbilanz, sprich Kalziummangel. Und nicht mal der kleine Teil, der abgebaut wurde, wird immer assimiliert: Kalzium wird nur mit genügend Vitamin D in die Knochen eingebaut und enorm viele Deutsche haben einen Vitamin-D-Mangel, vorallem im Winter.

Laktoseintoleranz ist keine Krankheit. Ursprünglich war jeder Mensch laktoseintolerant und 75% der Menschen auf unserem Planeten sind es heute immer noch. Die meisten befinden sich in Südamerika, Asien und Afrika. Auf diesen Kontinenten bleiben die Kalziummangel-Raten klein.
Nach dem Säuglingsalter Milch zu trinken entspricht nicht den biologischen Bedürfnissen des menschlichen Körpers, und schon gar nicht die Milch von anderen Arten. Die Kuhmilch hat eine andere Zusammensetzung als Menschenmilch und ist speziell auf die Bedürfnisse von Kälbchen abgestimmt.
Trotzdem gilt der Wechsel von Menschenmilch auf die Kuhmilch als selbstverständlich und wird selten hinterfragt.

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