Sechsundvierzig // The round & white breakfast table

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Der nächste Tag begann wirklich spät, ich öffnete meine Augen und sah wie die Zeiger auf halb 11 standen. Ich setzte mich schnell auf.

Ich war tatsächlich kein extremer Frühaufsteher, der selbst am Wochenende Punkt Sieben aufwacht, aber auch kein Langschläfer. Hatte es immer schon gehasst, wenn die Hälfte des Tages schon so gut wie rum war. Robbert schnarchte mit halboffenen Mund und ich verharrte kurz.

Es sah eigentlich echt bescheuert aus, so bescheuert, dass ich ein Foto von ihm mit dem Handy machte. Ich sollte wirklich endlich anfangen Bilder von allem zu machen, wie sollte ich sonst mal Fotobücher machen?

Scheinbar wachte Robbert daraufhin auf und flüsterte ein kratziges Guten Morgen.
„Gibt es noch Frühstück?", fragte ich ihn. „Ja, das Hotel ist quasi daran gewöhnt, dass wir den halben Tag verpennen", nuschelte er, während er sich aufsetzte. Seine Augen waren zwar müde, funkelten aber, als er mich anblickte. Ich lächelte leicht, war aber völlig in Gedanken versunken.

Es war immer noch unglaublich, was sich alles bis hier hin abgespielt hat. „Ich mach mich frisch", verkündete ich ihm und verließ das Appartement.

„Jackie! Ich.. wäre wo kommst du her?"

Ich seufzte tief und verdrehte die Augen. Genau als ich die Tür hinter mir geschlossen habe, lief Antonio vorbei.

„Erklärst du mir das jetzt", fragte er. Man muss sagen, Antonio war jetzt nicht der größte und das er nicht der schlauste war, wusste ja auch jeder. Aber er sah aus wie eine Witzfigur, wie er so verwundert war. 
„Antonio, du lebst scheinbar völlig hinter dem Mond", sagte ich monoton und lief in mein Appartement.

Schnell krallte ich mein Kosmetiktzeug und machte wieder kehrt marschY Robbert, der scheinbar Antonios seltsame Stimme gehört hatte, kam so eben mit der Zahnbürste im Mund aus seiner Suite.

Ich lächelte ihn an und nickte zu Antonio, während ich in meinem Türrahmen stand „Jackie, jetzt erklär mir es endlich!" Langsam verspürte man, dass er einen wütenden Unterton hatte, dass hielt Robbert aber nicht davon ab, ihm liebevoll auf den Kopf zu tätscheln, als er zu mir lief. „Antonio, wir sind schon die ganze Zeit zu zusammen, du wolltest wirklich mal umziehen, vielleicht zumindest vor dem Mond", sagte er nuschelnd mit seinem Zahnpastamund, bis er dann in meinem Appartement verschwand.

Ich lachte auf und schubste Robbert ins Bad. Er spuckte alles ins Waschbecken, um ebenfalls zu lachen. „Du hast da noch was", teilte ich ihm mit und entfernte es mit dem Handtuch. „Ich werde jetzt schnell duschen gehen, du kannst ja auch schon runter zum Frühstück", verkündete ich ihm.

Robbert nickte, ging aus dem Bad und ich verschwand in der Dusche. Das warme Wasser prasselte auf mich und ich genoss es. Es war eine Regenfalldusche, somit war ich komplett von Wasser umgeben und schloss meine Augen.

Völlig in Gedanken versunken, merkte ich nicht wie sich mir jemand näherte, erst als sich eine Hand an meinem Arm legte und Küsse an meinem Hals platziert wurden. Ich lächelte auf und drehte mich zum Lackaffen, der scheinbar keine Minute ohne mich sein konnte. „Hast du mich wohl schon vermisst oder was", sagte ich zu ihm, während das Wasser weiterhin auf mein Gesicht prasselte. „Nein, aber ich hatte gerade Lust, mit dir in der Dusche zu stehen", erwiderte er und drückte seine Lippen auf meine.
Leidenschaftlich berührten sich unsere Lippen und ich legte beide Arme um ihn. Es war fantastisch ihm so nahe zu sein. Seine Finger gleiteten meinem gesamten Körper entlang, es war nicht sexuell, vielmehr liebevoll.

Ich legte meine Stirn gegen seine und war somit vor den Wassertropfen geschützt. „Ich habe nie daran gedacht, dass ich wirklich mal mit Hardwell unter der Dusche stehe, geschweige denn ihn als Freund zu bezeichnen", sagte ich sanft. Hardwell streichelte meinem Rücken entlang und küsste mich wieder. „Siehst du, es ist möglich. Ich bin froh, dass ich deinen Pulli in den Fluss geworfen habe."

Es war schon immer magisch zwischen uns. Da ist immer etwas Besonderes zwischen uns gewesen, was anziehend gewirkt hat, gleichzeitig aber auch abstoßend. So konnte ich ihn vermutlich hassen, aber auch nicht ohne ihn leben können.

Ich verdrehte die Augen und drückte ihn von mir weg. „Komm, wir sollten runter gehen", erwiderte ich und drehte das Wasser aus. Es war angenehm, dass er nicht nur auf meinen Körper fixiert war und ich spürte, dass er den Moment unter der Dusche genau so magisch empfand, wie ich.

Unten angekommen, gesellten wir uns zu den DJs und es waren mehr als gedacht. Nur wenige fand ich in der Runde nicht wieder, vielleicht schliefen sie noch oder waren Frühaufsteher.

Ehrlich mal, welcher DJ ist ein Frühaufsteher, das ist körperlich unmöglich"

„Guten Morgen, hey. Ich muss echt sagen, ich hätte nie gedacht, dass ich nochmal an diesem weißen, rundenTisch sitzen werde", begrüßte ich die Runde. „Nein eigentlich sollst du an den Kindertisch da drüben", witzelte Dimitri. Ich blickte ihn zuerst böse an, verwandelte dann aber meine Mimik zu einem Lachen.

Sie waren wie eine Familie, sie füllten irgendwas in meinem Herzen auf, vielleicht die nicht vorhanden Vaterrolle, oder die allgemeine Familienrolle, dass Vater, Mutter und Kinder an einem Tisch sitzen.

Zufrieden spachtelte ich alles in mich rein, worauf ich Lust hatte. Das zögerliche Mädchen vor einem Jahr war wie vergessen, denn diesmal wusste ich, dass das nicht das letzte mal an diesem Tisch sein würde.

„Was tun DJs so den Tag lang bevor sie abends wieder auftreten?", erkundigte ich mich. „Wir hatten überlegt in den Freizeitpark zu gehen oder zum See zu fahren", antwortete mir Julian. „Oh, ich hab keine Badesachen mit", gab ich kleinlaut wieder. „Kein Problem, ich habe nichts dagegen, wenn du nackt ins Wasser gehst", witzelte er.

Sofort blickte Robbert ihn mit hoch gezogener Stirn an. Ich stupste Robbert wortlos mit dem Ellenbogen an und er widmete sich seinem Essen wieder.

„Ich denke hier gibt es Bikinis zu kaufen, oder?" Martijn saß neben mir und nickte, denn er kaute sein Brötchen noch. „Ja, voriges Jahr ist meine Badehose kaputt gegangen, es gibt einen Laden, ich zeig in dir", sagte er dann.

Da das geklärt war, aß ich auf. Mir war egal, was Robbert davon hielt, aber ich beschloss mit Martijn einen Bikini kaufen zu gehen.
„Welche Farbe willst du haben?", fragte mich Martijn auf dem Weg dahin. „Oh ehm, ich liebe altrosa", antworte ich ihm, genau als der Wagen zum stehen kam.

Ich wusste das es merkwürdig war, mit Martijn shoppen zu gehen und im jeden Bikini an mir zu präsentieren, aber er war nun mal mein bester Freund. Ihm würde ich alles erzählen, egal wie intim es wäre. „Ja der steht dir wirklich gut", sagte Martijn in einem  Sessel sitzend, als ich einen schönen altrosa farbenden Triangel-Bikini trug. „Ja ich denke den kaufe ich", sage ich zufrieden.

„Ich bezahle ihn dir", kam Martijn mir zuvor, als wir auf die Kasse zu gingen. „Nein, ich verdiene selbst Geld, keine Sorge."

Ich wollte nicht, dass mir irgendjemand etwas kaufte, schließlich musste ich es mein Leben lang schon tun, also wieso jetzt nicht auch?

Kurz darauf kamen wir am See an und und gingen auf die anderen hinzu. Ich hatte mich schon im Auto umgezogen, natürlich musste Martijn wegschauen, auch wenn er mich ja schonmal nackt gesehen hatte und zwar in einer Situation, die ja nie passiert hätte dürfen.

Und hätte ich und beide selbst gesehen, dann hätte wäre ich beeindruckt, denn Martijn hatte nunmal auch einen attraktiven Körper. Seine Haare waren leicht zerzaust und ich an seiner Seite sah vielleicht sogar mal gut aus. Jedenfalls pfeifften alle, sogar Robbert. Doch er lächelte definitiv breiter als alle anderen, denn er wusste ja, dass ich seine bin.

Just Jackie's weird WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt