Neunundvierzig // The big performance

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Eigentlich habe ich in letzter Zeit sehr häufig drüber nachgedacht, mein gesamtes Leben und dessen Verlauf in eine Art Video zu packen. Sowas wie ein DrawMyLife, aber wem soll ich eigentlich mein Leben erzählen? Es reicht, wenn es mich belastet, es muss ja nicht die gesamte Allgemeinheit belasten.

Im Punkto Allgemeinheit hab ich mich bis jetzt gut geschlagen, denn alle haben sich gefühlt mindestens 2 Promille angetrunken und feiern völlig ab. Auch Robbert, der mich irgendwie daran zweifeln lässt, mit ihm aufzutreten, wenn ich mir ihn so angucke gerade.

Er sieht aus wie ein kleines Kind, was auf einer Kinderdisco um acht abgeht. Mit vielen anderen Kindern natürlich. Seufzend beobachtete ich das Geschehen vom treuen Backstagesofa aus, wo ich schon so oft gesessen habe. Dummerweise war ich eigentlich immer noch sauer auf Robbert und zwar richtig sauer, darüber dass er vorhin mich auch nicht ein einziges Mal unterstützt oder verteidigt hatte.

Aber ich wollte mir meine Freude auf gar keinen Fall von diesem Teppichklopfer nehmen lassen. Ich kann auch später noch sauer sein auf ihn.

„Frauen sind eben Multitaskingfähig. Sie können glücklich und sauer zur gleichen Zeit sein."

Die Minuten vergingen wie im Fluge und ich wartete geduldig ab, bis ich mit Robbert auf die Bühne konnte. Immer wieder sprangen DJs raus und kamen gleichzeitig wieder in den Backstage zurück, was irgendwie wie ein Uhrenpendel wirkte. Genau nach einer Stunde wechselten die DJs und ich war erstaunt wie nüchtern sie auf einmal wurden.

Nach zwei Stunden kam Martijn zu mir, einfach so ganz plötzlich. Ich hatte ihn den gesamten Abend nicht gesehen und war heil froh, dass mich überhaupt jemand beachtete.

Ehrlich gesagt muss ich aber auch zugeben, dass ich gerade wie narkotisiert auf dem Sofa saß und alles an mir wie ein Film vorbei lief. „Du hast ganz kalte Hände", sagte Martijn mit seiner warmen Stimme. Und da wusste ich glaube ich was eigentlich los war. Irgendwie hatte ich so viel Adrenalin in mir, dass das ganze Chaos was bis jetzt passiert ist, mich irgendwie zu schaffen machte.

Um so mehr war ich Martijn dankbar, dass er einfach neben mir saß, auch wenn er nichts besonderes machte. Deshalb drückte ich ihn einfach ganz fest und spürte wie er zwar erst völlig verwirrt war, meine Umarmung aber dann erwiderte.

Ich kann garnicht genug sagen, wie dankbar ich bin, dass Martijn mein bester Freund geworden ist.

"Es ist übrigens gleich so weit für dich, du kannst dich schon mal fertig machen", sagte dann Martijn, als ich mich wieder von ihm löste. Was auch noch gut an Martijn ist, dass er in bestimmten Momenten keine Fragen stellt und das rechne ich ihm sehr hoch an.

Freudig schwang ich mich auf und stapfte zum Bad. Dort machte ich mich etwas frisch, checkte meine Frisur und zog meinen Lippenstift nochmal nach. Belustigt blickte ich in den Spiegel und begann einfach mit dem roten Lippenstift darauf herum zu kritzeln. Entstanden ist dann ein männliches Gesicht, was unter Umtständen etwa auf Hardwell hindeuten könnte sowie ein You Only Live Once, einfach nur der Nostalgie wegen.

"#YOLO #LOL #Hashtag #daswarennochguteZeiten #iamold #oldiebutgoldie"

Dann verließ ich das Bad und machte mich auf der Suche nach dem zweiten Hauptakteur, selbstversändlich neben mir. Ich war mir ziemlich sicher Robbert an einer Bar aufzufinden und lachte kurz auf, als sich meine Vermutung bestätigte. Erwartungsvoll blickte ich ihn dann von der Seite an, woraufhin er mir endlich mal Aufmerksamkeit schenkte.

"Wo warst du?", fragte er dann. Pah! Als hätte es ihn interessiert, wo ich steckte. "Da wo du nicht warst. Wie dem auch sei: Wir spielen gleich, Lieblingsmensch", gab ich zurück. Und das Lieblingsmensch betonte ich selbstverständlich unnatürlich.

Just Jackie's weird WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt