Kapitel 4: Das Konzert - Teil 1

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Ich stand verzweifelt in meinem Zimmer und starrte in den Kleiderschrank. Die Klamotten, die ich mitgenommen hatte, ließen sich in zwei Kategorien aufteilen: 1. Schick, für kirchliche Events und 2. Gammel Look, für Abende auf dem Sofa. Die Entscheidung lag also zwischen overdressed in Blazer oder assi in Jogginghose. Na klasse. Aber wer konnte auch damit rechnen, dass ich zufälligerweise Michael Patrick Kelly treffe und er mich auch noch zu seinem Konzert einlädt. Eigentlich war ich nicht diese Art von Mädchen, das sich tagelang vorher überlegte, was sie anziehen sollte und welcher Lidschatten am besten zum Lippenstift passte. Aber komplett egal, war mir mein Aussehen dann auch nicht. Ich nahm mein Iphone und öffnete die Instagram App, in der Hoffnung, da vielleicht eine Fashion Inspiration herzu bekommen. Nach längerem Scrollen durch die unterschiedlichsten Fashion Profile, blieb mein Blick auf einem Bild hängen. Das Mädchen trug einen dunklen Jeansrock und ein weißes weiteres blusenartiges Oberteil.

Auf einmal klingelte es in meinem Kopf

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Auf einmal klingelte es in meinem Kopf. Da war doch was. Ich öffnete den Kleiderschrank und griff oben links ganz weit nach hinten in eines der Regale. Ich zog meinen Jeansrock hervor. Man, den hatte ich total vergessen. Jetzt brauchte ich nur noch ein passendes Oberteil. So eine Art Bluse, wie das Mädchen auf dem Bild anhatte, besaß ich nicht. Ich wühlte in meinem Kleiderschrank und fand ein Oberteil, das ich meiner Schwester geklaut und hierher mitgenommen hatte. Das Oberteil war hellblau - weiß gestreift und hatte zusätzlich zu den normalen Trägern oben noch weitere, die links und rechts unter den Schultern lagen. Addy hatte einfach einen guten Geschmack, musste ich feststellen. Und damit stand das Outfit für heute. Mein Blick fiel auf meinen Wecker, der auf meinem Nachttisch stand.

WAAAS ? SCHON 15:15 UHR ?!! In meiner ganzen Outfit - Verzweiflung hatte ich die Zeit komplett aus den Augen verloren. Ich hatte nur noch eine halbe Stunde Zeit, bis Frau Neumann mich abholen würde. Ich war echt erleichtert, als mir Frau Neumann heute morgen im Gottesdienst angeboten hatte, mich zum Kloster Schiffenberg, wo das Konzert stattfinden würde, zu fahren. Ich hätte auch sonst echt nicht gewusst, wie ich da hingekommen wäre, die Busverbindungen waren hier nämlich alles andere als gut. Ich zog schnell meinen Rock und Addys Oberteil an, klatschte mir ein bisschen Wimperntusche, Puder, damit ich nicht so glänzte und einen dezenten Lippenstift ins Gesicht. So etwas wie Rouge brauchte ich erst garnicht, weil ich es ja immer schnell von alleine schaffte, rot anzulaufen. Ich schaufelte mir noch schnell ein paar Nudeln, die von gestern übrig geblieben waren, in den Mund. Was musste ich denn eigentlich alles mitnehmen? Handy, ein bisschen Geld, Schlüssel, Taschentücher. Passt. Ich war gerade dabei, die Tür hinter mir abzuschließen, als mir ein Blitzgedanke kam. Ich sprintete zurück in die Wohnung und wühlte mal wieder in meinem Schrank herum. Bilder zu machen, ohne Kamera, wäre vermutlich schwierig gewesen. Aber Gott sei dank, hatte ich im letzten Moment noch daran gedacht. Puh. Das wäre ansonsten wieder sehr peinlich gewesen. Und nachdem ich gestern schon meine Peinlichkeitsgrenze definitiv überschritten hatte, wollte ich versuchen, mich heute ein klein wenig normaler zu verhalten.

A Blessing In DisguiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt