„Nächste Haltestelle: Marburg Hauptbahnhof. Der Ausgang befindet sich in Fahrtrichtung rechts. Wir verabschieden uns von allen Gästen, die hier aussteigen und wünschen Ihnen eine gute Weiterfahrt.", ertönte es aus den Lautsprechern in der Regionalbahn. Ich nahm meinen Rucksack und bewegte mich langsam in Richtung Tür. Am Anfang der Woche hatte ich einer Freundin von mir, mit der ich zusammen Abitur gemacht hatte und die jetzt in Marburg studierte, geschrieben und gefragt, ob ich für eine Nacht bei ihr übernachten könnte. Jetzt, als ich so darüber nachdachte, hätte ich theoretisch auch noch eine Nacht in dem Hotel, in dem wir ab morgen sein würden, buchen können. Aber dann hätten sich die anderen sicher gefragt, warum ich schon einen Tag früher da war. Und diese Frage wollte ich so lange wie möglich umgehen, weil ich zum einen das Team nicht anlügen wollte und zum anderen ihnen aber auch nicht unbedingt gleich von unserem Treffen erzählen wollte. Irgendwie hatte ich Angst, dass es die anderen stören könnte, oder komisch fänden, wenn sie erfahren würden, dass wir was essen waren, wobei das ja letztlich unsere Sache war. Aber ich wollte nicht, dass es unsere Zusammenarbeit in irgendeiner Weise beeinflusst. Vermutlich würden sie es eh irgendwann mitbekommen, aber dann doch lieber erst etwas später. Vor allem machte mir der Gedanke daran, wie Sophia reagieren könnte, ziemliche Panik. Phia hatte mir am Anfang der Woche geschrieben und gefragt, ob wir zusammen Zug fahren wollen, also die Strecke ab Frankfurt. Ich war da schon leicht überfordert, was ich ihr am besten antworten sollte. Wenn ich mit meiner Vermutung recht haben sollte, dass Phia Gefühle für Martin hatte, sollte ich es ihr lieber nicht erzählen. Deswegen schrieb ich ihr, dass ich schon einen Tag früher nach Marburg fahren würde, um mich mit einer Freundin aus der Schule zu treffen. So ganz gelogen war das ja nicht, bis auf, dass ich den 'wahren' Grund wegließ. Bei diesem Gedanken fiel mir auf, dass ich in den letzten Wochen soviel 'gelogen' und verheimlicht hatte, wie sonst noch nie in meinem Leben. Erst das mit Paddy, jetzt das mit Martin. Und obwohl ich doch gerade quasi die Zeit meines Lebens hatte, auf jeden Fall das Berufliche angehend, lief da irgendwas gewaltig falsch. Ich fragte mich, ob das nur an mir lag, oder ob einfach die Gegebenheiten mit dran Schuld waren.
Als der Zug in Marburg hielt und ich ausstieg, sah ich, dass Carina bereits am Gleis auf mich wartete. „Hey, es ist so schön dich endlich wieder zu sehen.", begrüßte sie mich und wir fielen uns in die Arme. „Ja, es ist einfach viel zu lange her, dass wir uns gesehen haben. Wurde echt mal Zeit jetzt.", entgegnete sie lächelnd. Auf dem Weg zu ihrer Wohnung, die sich nicht all zu weit vom Bahnhof befand, erzählte sie mir, dass ihr Freund, mit dem sie zusammen wohnte, gerade ein Praktikum bei einem Anwalt in Dortmund machte und sie deswegen ziemlich froh war, dass ich jetzt da war und sie somit nicht mehr alleine war...wenigstens für eine kurze Zeit. In ihrer Wohnung angekommen, bekam ich erst einmal eine Rundführung durch die gesamte Wohnung. Schließlich setzten wir uns mit einem Tee auf die Schlafcouch, auf der ich auch heute Nacht schlafen würde, und quatschten über Gott und die Welt. Ich erfuhr von ihr einige Sachen, über die Schule, auf die wir gingen, weil ihre kleine Schwester da momentan Abitur machte. Es war herrlich mit ihr über die alten Zeiten zu reden. Man merkte einfach, wie viel Zeit man doch miteinander verbracht hatte und dass es einen zusammengeschweißte, auch wenn man sich jetzt nicht mehr so oft sah.
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A Blessing In Disguise
FanfictionLiebe Frau Evers, Sie werden ihr Gemeindepraktikum, das vom 19.08. bis 15.09. 2019 stattfindet, in Gießen bei Herrn Pfarrer Neumann absolvieren. Alle wichtigen Informationen finden Sie anbei in der PDF-Datei. Wir wünschen Ihnen ein schönes und bere...