Kapitel 9: Die Party

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„Ja, Frau Evers, das freut uns auch sehr und wie gesagt: Die Termine für weitere Gottesdienste im neuen Jahr habe ich mir notiert und wir werden Ihnen und Ihrem Team dafür natürlich auch weiterhin die Unterkünfte und Fahrtkosten bezahlen.", hörte ich Frau Wiegert durchs Telefon sagen. Sie war diejenige aus der Landeskirche, der ich von der Gottesdienst Tour erzählt hatte und die dann von der Landeskirche aus alles geregelt hatte. „Haben Sie vielen Dank, Frau Wiegert.", bedankte ich mich und grinste übers ganze Gesicht. „Selbstverständlich Frau Evers. Wir haben Ihnen zu danken, dass Sie auf so eine tolle Idee gekommen sind und alles in die Wege geleitet haben. Einigen KollegInnen und mir kam auch der Gedanke, dass wir am Ende der Tour für Sie und Ihr Team gerne eine Art Abschlussfeier veranstalten würden. Was halten Sie davon?", erzählte sie mir fröhlich. Vermutlich hätte ich so eine Feier auch organisiert, aber eher im kleinen Kreis. Dennoch war ich erstaunt, wie viel Interesse und Unterstützung seitens der Kirche kam. „Das klingt super! Haben Sie da schon einen bestimmten Termin vor Augen?", fragte ich sie gespannt. „Nein, da wollte ich Sie fragen, wann es Ihnen passt.", lachte Frau Wiegert ins Telefon. „Also solange es an einem Wochenende stattfindet, bin ich da flexibel.", antwortete ich jetzt ebenso lachend. „Na, wenn das so ist. Dann spreche ich mit meinen KollegInnen und wir melden uns noch mal bei Ihnen. Frau Evers, ich wünsche Ihnen morgen einen schönen und gesegneten Gottesdienst in Frankfurt. Wir hören voneinander. Auf Wiedersehen.", verabschiedete sie sich freundlich. „Vielen lieben Dank, ich freue mich, wieder von Ihnen zu hören. Tschüss.", beendete ich das Telefonat und legte auf.

Ich stand auf dem Platz vor der Kirche und starrte auf die Straße

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Ich stand auf dem Platz vor der Kirche und starrte auf die Straße. Also entweder stand Helena im Stau, oder sie war, wie so üblich für sie, zu spät zuhause losgefahren. Dabei konnte ich es kaum erwarten, sie endlich wieder zu sehen. Helena und ich wohnten jetzt bereits seit 3 Jahren zusammen in einer 2er WG, nachdem ich vorher ein Jahr alleine gewohnt hatte. Im zweiten Semester war ich auf den Geburtstag einer Uni Freundin eingeladen, bei dem auch Helena war. Irgendwann nachts um zwei Uhr, nachdem schon einiges an Alkohol bei dem ein oder anderen geflossen war, schlug jemand vor, dass wir doch eine Runde 'Activity' spielen könnten. Durch ein Losverfahren wurden schließlich Helena und ich zu einem Team. An sich mochte ich so Spiele, weil sie lustig waren, man kreativ sein konnte und musste und auch gleich die anderen Leute besser kennen lernte. Das war bei uns so ein Klassiker an Silvester. Meine beste Freundin, die ich seit der Grundschule kannte, und ich gewannen immer, wenn wir zusammen spielten, weil wir teilweise einfach wussten, was die andere dachte und es demnach nie schwierig war, zu erkennen, was man versuchte pantomimisch darzustellen oder zu erklären. Das einzige, woran selbst sie scheiterte, waren meine Zeichen Versuche. Diesbezüglich war ich die untalentierteste Person, die es vermutlich weltweit gab. Egal, was ich versuchte zu malen, niemand wusste so recht, was es darstellen sollte. Ich erinnerte mich daran, als ich in der achten Klasse mein Schulpraktikum im Kindergarten gemacht hatte und eine der Erzieherinnen zu mir meinte, dass ich, wenn ich den Beruf wirklich anstrebte, vielleicht vorher einen Malkurs besuchen sollte. Ich weiß noch genau, wie völlig schockiert ich war, als sie mir das gesagt hatte. Dass ich mit den Kinder richtig gut zurecht kam und sie mich ebenso mochten, schien ihr wohl nicht so wichtig zu sein, als dass ich gut Pferde und Raketen malen konnte, die die Kinder dann ausmalten. Demnach warnte ich Helena auch vorab schon mal vor und erzählte ihr von meinen unterirdischen Zeichenkünsten. Nach einigen Minuten schlug dann meine große Stunde und ich musste einen Begriff zeichnen. Die Sanduhr wurde herum gedreht, ich schaute auf meinen Begriff, der nicht bescheuerter hätte sein können und fing an zu 'malen'. Helena saß still neben mir und sah mir einfach nur zu. „Dunstabzugshaube!!!", schrie sie plötzlich und sah erwartungsvoll zu mir rüber. Ich schaute sie völlig fassungslos an und nickte schließlich. Das war quasi der Anfang unserer Freundschaft, obwohl ich zu dem Zeitpunkt gerade mal wusste, dass sie Helena heißt, ein Jahr älter ist als ich und Psychologie studiert. Aber ich spürte irgendwie eine besondere Verbindung zwischen uns und sie offensichtlich auch, weswegen wir ja auch schließlich ein paar Monate später eine WG gegründeten.

A Blessing In DisguiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt