Lexy war ein sehr selbstbewusstes und freches Mädchen. Doch manchmal wusste sie auch nicht weiter.
Besonders bei ihm nicht.
Gerade als sie dachte, die alte Schachtel von nebenan war ausgezogen, kamen schon die Nächsten.
Sie hatte sich definitiv meh...
Ich hockte also nun schon wieder im Flieger und niemand hatte eine Ahnung davon. Zumindest wusste es Milas Mom, welche uns sofort Geld gab und uns zum Flughafen brachte.
Ich hatte ihr gesagt, dass meine Familie schon Bescheid wusste. Milas Mom war für die Liebe geboren. Sie hatte sich schon immer auf den Tag gefreut, an dem ihr Tochter, den Richtigen gefunden hatte. Und für Mila war das eben Carter.
"Ich glaub es einfach nicht, dass ich schon wieder in diesem scheiß Ding hocke", murrte ich belustigt. "Sorry, aber ich lasse das nicht auf mir hocken. Ich will meinen Kuss!"
Belustigt sah ich sie an und rief:"Schnapp ihn dir, Tiger!"
Sie fing auch an zu lachen und schüttelte dann grinsend den Kopf. "Sag ja nichts peinliches zu Carter." Gespielt verletzt legte ich meine Hand auf mein Herz und meinte:"Was denkst du bitte von mir? Außerdem wirst ja wohl du diejenige sein, die etwas peinliches zu ihm sagen wird."
Wir fingen beide an zu lachen und fuhren dann mit dem Bus zum Strandhaus. Da wir ja keinen Schlüssel hatten, war mein Klettertalent wohl angesagt. Wir liefen auf die Terasse und ich nahm mir einen Gartenstuhl. Ich stellte ihn vor dem Balkon ab und räkelte mich nach oben. Ich fiel auf den Balkon und bemerkte, dass kein Fenster offen war.
"Verdammt!", zischte ich.
Ich kletterte wieder runter und suchte das Haus nach einem anderen Fenster auf. Als ich eines entdeckte, machte ich mit Mila eine Räuberleiter und öffnete schnell das Fenster. Denn Mila war keine besonders starke Person.
Mit Alec war das alles immer wesentlich leichter. Was dachte ich denn jetzt an den Vollidioten?
Kopfschüttelnd landete ich in Alec's Zimmer und nahm mir einen Moment. Mila wartete zwar jetzt unten vor der Haustüre, aber ich war extra für sie wieder in dieses Flugzeug gestiegen, jetzt durfte ich mir auch ein paar Minuten nehmen.
Ich setzte mich auf Alec's Bett und starrte auf das Loch in der Wand. Als ich einen Blick auf den Nachttisch warf, bemerkte ich ein zerissenes Bild. Verwirrt griff ich danach und betrachtete es.
Das waren wir.
Zerissen.
Er hatte mir zum ersten Mal den Strand gezeigt, wir hatten uns endlich wieder vertragen und er machte ein Foto, als wir uns am Strand küssten. Es war wunderschön. Aber kaputt, zerissen und Vergangenheit.
Ich nahm es mit und stopfte es in meine Hosentasche. Danach rannte ich runter und öffnete einer ungeduldigen Mila die Haustür. "Wirst ja schon wie die alte Schachtel", murrte Mila und schleppte unsere zwei Handtaschen mit. Für Koffer packen, hatten wir keine Zeit mehr gehabt.
Laut Mila.
Ich hätte ja in Portland jetzt alle Zeit der Welt. Aber nein, wir mussten ja wieder nach Miami zurück, weil die beiden Vollidioten sich nicht eher geküsst hatten.
Seufzend ließen wir uns auf die Couch fallen und Mila fragte:"Weisst du was ein riesen Problem ist?"
Wollte ich es überhaupt wissen?
"Hau raus!" "Keiner von uns hat Carters Nummer. Geschweige denn seinen Snapchat Namen. Ich weiss auch nicht wo er wohnt." "Wieso habt ihr nicht Nummern ausgetauscht?" "Keine Ahnung. Vergessen? Ich hätte in Portland ja einfach Alec danach fragen können. Es war nicht so wichtig, beim Abschied."
"Ruf ihn an!" "Wen?", fragte ich doof.
"Na Alec, du Dussel." Ich stöhnte genervt auf und suchte nach seinem Kontakt. Ich war wenigstens nicht so blöd und hab mir seine Nummer geklärt.
Nach kurzer Zeit nahm er schon ab und fragte:"Was zur Hölle machst du in Miami?" "Woher weisst du denn das?", rief ich geschockt.
"Ich sehe dich auf Snapchat, du Dummerchen." "Scheiße!", dabei klatschte ich mir auf die Stirn.
"Also? Warum? Und warum rufst du an?' "Mhm naja, also Mila und Carter hatten da noch was zu klären", nuschelte ich. "Nicht deren Ernst. Der Anruf? Falls du jetzt auch was bei uns klären willst, vergiss es", knurrte er. Sofort wurde ich stocksauer.
"Mit dir will ich gar nichts klären, du Arschloch! Gib mir einfach Carters Nummer", zischte ich.
Mila schlug mir auf den Oberarm und sagte leise:"Sei nett zu ihm, sonst kriegen wir doch nie die Nummer." Ich schnaubte und wartete auf seine Antwort.
"Ich verzichte. Mich zuerst als Arschloch beleidigen und dann was von mir wollen. Wieso sollte ich dir den Gefallen tun?" "Du tust nicht mir den Gefallen, sondern Mila und deinem besten Freund."
"Wenn sie auch so falsch ist, wie du?" Er wusste er provozierte mich dadurch. Was auch ausgesprochen gut funktionierte. Denn ich sprang wütend von der Couch auf und schrie:"Ich bin nicht falsch, du scheiß verficktes Arschloch. Das einzige was falsch war, war, dass ich mich in dich Idioten verliebt habe!"
Ich war so sauer.
Geschockt rissen Mila und ich meine Augen auf. Was hatte ich da gerade gesagt!?
Ich legte sofort auf und kurz darauf bekam ich eine Nummer geschickt. Erschöpft ließ ich mich auf die Couch fallen.
"Hier hast du deine Nummer", stöhnte ich. "Ich wollte nicht, dass das passiert", murmelte sie entschuldigend. "Schon okay. Er hasst mich und ich werde ihn auch wieder hassen können, es bleibt alles beim Alten. Also na los, ruf ihn endlich an", lächelte ich.
Grinsend entriss sie mir mein Handy, während ich aufstand. Ich stolperte auf die Terasse zu und lehnte mich an der Hausmauer draußen an.
Augenblicklich duckte ich mich und kroch ins Haus, als ich Carter am Strand spazieren gesehen hatte. "Nicht anrufen!", rief ich und schlug ihr das Handy aus der Hand. "Bist du behindert!?"
"Er ist am Strand. Jetzt gerade eben! Überrasch ihn."
Sie weitete ihre Augen und versuchte ihre Haare schön zu machen. Allerdings machte sie alles nur noch schlimmer. Lachend stand ich vom Boden auf und fuhr mit meinen Fingern, durch ihre Haare. Ich klatschte ihr mit meinen Handflächen auf ihre Wangen und sagte:"Jetzt renn und küss ihn!!"
"Wenn ich doch wieder zögere?" Ich packte sie am Kragen und sagte:"Du wirst nicht zögern, kapiert!? Ich bin hier nicht umsonst her geflogen. Er ist auch in dich verliebt, dass sieht jeder Blinde, nur du Maulwurf natürlich wieder nicht. Jetzt geh endlich oder ich tick aus!"
Sofort nickte sie und rannte raus. Ich rannte mit und nahm mir davor noch mein Handy für den Kuss mit. 10 Meter vor Carter blieb ich stehen und am liebsten hätte Mila mit mir Händchen gehalten, während sie ihn küsste.
Daraus wurde wohl nichts.
"Mila? Lexy? Was macht ihr hier?", fragte Carter als wir rannten.
Ohne noch etwas darauf zu antworten, kam Mila vor ihm zum Stehen und drückte ihre Lippen auf seine. Erschrocken stolperte er mit ihr etwas zurück, umgriff aber dann ihre Taille und zog sie noch näher an sich.
Meine Kamera explodierte gleich, genauso wie mein Speicherplatz mal wieder.
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