Die erste Person hat sich getraut und mir einen Leserbeitrag geschickt, den ich hier anonym mit euch teilen darf. Sie schreibt davon, wie sie herausgefunden hat, dass sie pansexuell ist. Viel Spaß beim lesen :)
Dann fange ich einfach mal an....
Als ich mich das erste mal damit beschäftigt habe, da war ich glaube so 14 oder 15 - also vor gut 3 Jahren. Wir haben im Bekanntenkreis ein lesbisches Pärchen, von daher bin ich eigentlich von klein auf auch schon immer mal wieder damit in Kontakt gekommen, wobei ich selbst eigentlich trotzdem nicht viel darüber nachgedacht hab. Und in der Anfangszeit von der Pubertät, als so die ersten Jungs in mein Leben kamen hab ich auch ab und zu immer mal wieder Crushes gehabt, die eigentlich nur Jungs waren. Ich hab allerdings nie meine ganzen Freundinnen so richtig verstehen können, die sich ständig nur um das Aussehen anderer Jungs kümmern, das war mir einfach egal. Ich wollte nur, dass er nett war und einfach sein Charakter zu mir passte. Als ich dann halt so mit 14/15 in einer kurzzeitig etwas depressiven und zweifelnden Phase war (hat ja glaub ich jeder in dem Alter mal) habe ich dann auch angefangen zu hinterfragen, woran das liegt und ob ich mir vielleicht nur einrede hetero zu sein, um es mir einfach zu machen. Dann ist knapp ein Jahr vergangen, in dem ich immer mal wieder darüber nachgedacht habe, aber einfach alles noch viel zu verwirrend und komisch für mich war, um da irgendwas mit Sicherheit zu wissen oder mir richtig bewusst darüber zu werden. Im Winter 2017 hab ich dann zufällig beim Feiern ein Mädchen kennengelernt. Ich hab mit ihr damals glaub ich mein Snapchat ausgetauscht und wir sind noch abends gemeinsam zum Bus gelaufen und haben uns halt mega gut verstanden. Noch bevor ich daheim war,haben wir dann angefangen zu schreiben, recht schnell Nummern getauscht und sie hat mich nach nicht einmal einem Tag nach einem Date gefragt. Zu dem Zeitpunkt wusste ich überhaupt nicht, dass sie homosexuell ist und war mir komplett unsicher. Ich hab das erste mal das Gefühl gehabt ein Mädchen kennengelernt zu haben, dass mich mehr als nur freundschaftlich versteht. Wir haben uns dann tatsächlich getroffen, ich hab ihr das alles erzählt und sie hat mich wirklich sehr dabei unterstützt mir darüber klar zu werden, dass ich wohl nicht nur auf Typen stehe. Mir war aber auch klar, dass ich nicht lesbisch bin, weil ich trotz allem ein gewisses Interesse auch an Jungs hatte. Ich fass die ganze Aktion mit diesem Mädchen jetzt mal recht kurz zusammen: sie war im Endeffekt doch nicht bereit für eine Beziehung, da sie erst kürzlich eine Trennung hinter sich hatte. Wir sind immer noch befreundet und ich kann sie in dem Bereich auch immer um Rat bitten, wofür ich ihr dankbar bin, trotzdem war ich ziemlich verletzt, als das ganze mit ihr dann doch recht kurzfristig endete. In den Wochen und Monaten danach habe ich dann angefangen mich mehr mit dem Thema auseinander zu setzen. Ich habe Artikel gelesen, mir unzählige Youtube Videos angeschaut und generell viel Zeit mit allen Themen rund um LGBTQ+ verbracht. Schlussendlich hab ich dann irgendwann gemerkt, dass es mir eigentlich wirklich egal ist, was für ein Geschlecht eine Person hat oder er sich zugeordnet fühlt. Mir ging es ja auch schon von klein auf eigentlich nur um den Menschen dahinter. Von mir selbst sage ich am liebsten, dass ich Menschen liebe, wenn mich jemand fragt was pansexuell bedeutet. Ich habe auch eigentlich kaum Probleme wegen dem Outing in dem Sinne gehabt. Ein paar Freunde haben es halt nebenbei erfahren, ein paar habe ich es persönlich erzählt. Jeder hat es an sich gut akzeptiert und nie groß ein Drama draus gemacht. Meine Eltern wissen es glaube ich nicht zu 100%. Meiner Mama habe ich damals als das mit dem Mädchen anfingen, irgendwann alles unter Tränen erzählt, allerdings dachte ich zu dem Zeitpunkt noch ich wäre Bi. Meinem Papa habe ich es nie direkt gesagt, aber meine Eltern haben sicherlich darüber geredet. Ihnen von meiner Sexualität zu erzählen ist mir aber eigentlich auch nicht wirklich wichtig. Ich weiß, dass sie kein Problem damit haben und ich find es generell etwas merkwürdig mit meinen Eltern darüber zu reden. Außerdem ist es immer etwas komisch es zu erklären, wenn man eben zu dem Zeitpunkt in einer Heterosexuellen Beziehung ist.________________
Danke nochmal für diesen schönen Beitrag, ich persönlich finde es super, dass immer mehr Menschen anfangen ihre Geschichten zu erzählen. Was ist besser, als von anderen Personen zu lesen, denen es genau so geht, wie einem selbst.
Falls ihr etwas teilen möchtet - ob es nun um eure Sexualität, euer Geschlecht oder euer Coming Out geht, ich bin mir sicher, jemand wird euren Text lesen und sich denken wow, mir geht es genauso. Und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, es fühlt sich unglaublich gut an seine Gedanken und Gefühle zu teilen, besonders wenn man noch an dem Punkt sein sollte, wo es niemanden sonst gibt, mit dem man persönlich und im real life darüber reden könnte.
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LGBTQ+ | Thoughts inside the closet
Não FicçãoDie Idee ist es, möglichst viel LGBTQ+ Wissen zu sammeln. Das ganze soll möglichst interaktiv sein, gemeinsam legen wir Listen zu LGBTQ Musik, Filmen und Büchern an. Ich lade Beiträge zu Begriffen, historischen Ereignissen, queeren Persönlichkeiten...