Sind wir allein,
und sagt, wie kann das sein?
Von Menschen umgeben
sind wir einsam.
Aneinander vorbei leben
ist so einfach.
Wir gehen zu weit,
denn da ist nichts, was uns hält.
Zeit ist Geld,
während Zeit
das Einzige ist, das wir nicht ausgeben.
Wir streben,
wollen so so viel,
sind stets in Eile und kommen doch nie ans Ziel.
Wir sind kalt obwohl wir strahlen
und bemerken nicht, welchen Preis wir zahen.
Auf euer Ich-Phone starrend müsst ihr kein Du sehen.
Also werde ich einfach wieder gehen.Wer ich bin?
Ich bin der Moment, in dem dir die alte Frau ihr schönstes Lächeln schenkte.
Ich bin der Moment, in dem du dich endlich getraut hättest sie anzusprechen.
Ich bin der Moment, in dem du entdeckt hättest,
der Kiffer an der Ecke ist ein verlorener Philosoph
und der Junge aus der letzten Reihe ein stiller Poet.
Der Moment, in dem die Frau mit dem Kopftuch spricht ein Gebet
für ihre jüdische Freundin, die verstarb,
letzte Woche dem Krebs erlag.
Der Moment, in dem das stille Kind dir zuwinkte
und der Kerl in der Bikerjacke leise summte.
Ich bin der Moment, in dem die Welt verstummte.Aber du hast nicht hingehört.
Du hast mich einfach verpasst.
Wie viele musst du noch verpassen wie mich,
bis du bemerkst, du verpasst dich?Zeit ist Geld?
Aber all das, was wirklich zählt,
das kann man nicht zählen.
Alles was wir sehen,
ist nur das, was wir darin sehen.
Wir sind für Wunder blind geworden.
Und es kann schon sein,
dass man die größten Schritte nicht mal merkt.
Aber wir brauchen kein Ziel um zu bemerken,
dass uns irgendwas bewegt.Wir haben die Wahl.
Das Wort Einzelschicksal
ist bloß eine Illusion,
nur illusorische Korrelation.
Wenn wir uns trauen
anstatt auf unsere Smartphones einander in die Augen zu schauen,
werden wir sehen,
und vielleicht verstehen,
was dahinter ist
und dass du nicht allein bist.Guckt mal nach oben, vielleicht werden wir dann begreifen,
dass wir Nacht für Nacht den selben Mond anstarren,
in Ehrfurcht verharren
vor der Vergänglichkeit des Seins.
Und in einem Moment sind wir eins.
Kein Licht ist verloren.
Jeder Tag wird dunkel geboren.
In einer Welt so laut
ist Wind bloß Himmel, der sich Hautkontakt traut.Sind wir allein,
und sagt, wie kann das sein?
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Mind of April
PoetryPoesiesammlung: Poetry-Slam-Texte und Gedichte "Menschen sind wie Bücher, von innen größer als von außen."