Kapitel 4

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*Emily*

„Emily!“, hörte ich Marie entsetzt aufschreien. Ich hätte es wissen müssen! Ausgerechnet mit dieser Tusse aus dem Kino! Wie konnte ich auch nur einen Moment denken, dass aus uns Freunde werden könnten? Oder mehr als Freunde? Er sieht gut aus, er kann gut singen, er spielt in einer Band. Die Mädchen müssen doch bei ihm Schlange stehen! Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. Marie. „Hey, was ist denn los? Oh mein Gott!“ Marie sah Johannes wie er dieser Ziege hinterherstarrte und kombinierte blitzschnell was passiert sein musste. Als ich mich umdrehte sah ich die verdutzten Gesichter der Jungs, die natürlich nicht verstanden was los war. Marie ergriff das Wort: „Ich glaube wir gehen dann mal. Emily fühlt sich nicht so gut. Wir wollen ja nicht, dass sie umkippt!“ Ich hatte echt die beste Freundin auf der ganzen Welt. „Geht ihr schon mal vor, ich wische das noch auf“ entgegnete Paul und zeigte auf die Scherben der Colaflasche und die Cola die überall auf dem Boden verteilt war. Dankbar lächelte ich ihn an! „Nein, geht nur! Ich mach das!“, meldete sich nun Kris zu Wort. Ich bedankte mich. Nach schnellem Verabschieden verlies ich zusammen mit Marie und Paul den Proberaum der Band. Draußen hakte sich Marie links und Paul an meiner rechten Seite ein. Auf dem Weg nach Hause erzählte Marie Paul was passiert war. Er versicherte mir, dass das bestimmt nur ein Missverständnis war und dass sich das bestimmt alles aufklären würde. Ich war da anderer Meinung, aber es war so lieb wie er sich um mich kümmerte, dass ich einfach nur nickte. Die beiden setzten mich zu Hause ab und ich nahm mir erstmal eine Tafel Schokolade und ging hoch in mein Zimmer. Dort legte ich meine Lieblings-CD in meine Anlage, legte mich auf mein Bett und futterte traurig meine Schokolade. Ich hatte nur ein Bild im Kopf: Johannes, eng umschlungen mit dieser Arschkuh!

*Johannes*

(nachdem Jennifer gegangen war)

Noch einige Minuten stand ich da, dann setzte ich mich in Bewegung. Als ich in den Proberaum kam, begrüßte ich alle mit einem „Hey Leute“. Kris war gerade dabei irgendwelche Scherben aufzufegen. Alle anderen schauten ziemlich verwirrt aus der Wäsche. „Was ist passiert?“ fragte ich in die Runde. Jakob klärte mich auf: „Emily, du weißt schon, die auf deren Geburtstagsparty wir gespielt haben, war zusammen mit ihrer besten Freundin und Paul da.“ Emily war da? Wieso? „Wir unterhielten uns. Emily schaute die ganze Zeit nur aus dem Fenster und plötzlich lies sie ihre Colaflasche einfach fallen. Anscheinend fühlte Emily sich nicht gut und daraufhin sind sie gegangen. Paul hat angeboten die Scherben weg zu machen aber Kris hat das dann freiwillig übernommen.“ Oho! Das klingt nicht gut. „Oh nein, bestimmt hat sie uns gesehen und sich weiß ich was zusammengereimt“, murmelte ich vor mich hin. Die Jungs schauten mich verwirrt an. Ich erzählte ihnen wie ich mit Emily im Kino war und dass wir dort Jennifer getroffen hatten. Als ich das ausgesprochen hatte, erntete ich mitleidige Blicke der anderen. Sie kannten Jennifer und auch ihre Drohung! Schnell erläuterte ich auch noch was vor dem Probekeller passiert war. „Scheiße gelaufen“, meldete sich Niels zu Wort. „Ja, was soll ich denn jetzt machen?“, fragte ich verzweifelt in die Runde. „Ich mag Emily und deswegen habe ich den Kontakt abgebrochen, weil ich Angst um sie hatte. Ihr wisst genauso gut wie ich zu was Jennifer fähig ist. Aber ich will auch nicht dass Emily denkt dass ich den Kontakt abgebrochen habe, weil ich sie nicht mag! Und … ach scheiße ich weiß auch nicht! Ich, ich ich..“ „Ruf sie an!“, schlug Kris vor. „Soll ich?“ Als Antwort bekam ich ein einstimmiges Nicken. Ich zog mein Handy aus der Tasche und wählte Emilys Nummer. Keine Antwort. Ich probierte es nochmal, wieder keine Antwort. Verzweifelt steckte ich mein Handy wieder ein. Ich bemühte mich um ein Lächeln, als ich sagte: „Lasst uns proben, dafür sind wir doch hier! Das lenkt mich zumindest ab!“ Es war eine komische Probe. Dauernd verpasste ich meinen Einsatz und war vollkommen unkonzentriert. Nach einer Stunde meinte Jakob etwas entnervt: „Das kann man ja nicht mit anschauen. Ich fahr dich jetzt zu Paul, der kann dir bestimmt sagen wo sie wohnt und dann erklärst du ihr alles. Bei deiner Stimmung fangen ja die Spinnen in der Ecke an zu weinen. Also hopp! Nimm deine Jacke, wir proben wann anders weiter. So macht das ja keinen Sinn.“ Mit diesen Worten stand er von seinem Schlagzeug auf und lief zur Tür. Dort schaute er mich erwartungsvoll an. „Kommst du jetzt? Heute Nacht um 12 lässt sie dich glaube ich nicht mehr rein.“ Niels kam auf mich zu, klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und nickte Richtung Tür. „Tu was du tun musst.“ „sagte er. Also setzte ich mich in Bewegung und folgte Jakob. Wir liefen zu seinem Auto und so fuhren wir zu Paul. Als wir klingelten schaute er erst mal komisch aus der Wäsche. Hübsche Wäsche übrigens, der Junge hat echt Stil. Aber darum gings ja nicht. Wahrscheinlich hatte Emily ihm erzählt was passiert war. Er bat uns herein und so setzten wir uns im Wohnzimmer auf die Couch. Alles war sehr hell eingerichtet und man wurde von dem vielen weiß fast geblendet. Er bat uns etwas zu trinken an, aber wir lehnten ab. So setzte er sich zu uns und fragte: „Was gibt’s?“ Mit einem Seitenblick auf mich stellte Jakob fest, dass es wohl besser wäre wenn er das Reden übernahm also erklärte er Paul die ganze Situation. Mit Jennifer und so. Als er fertig war, fragte Paul: „OK, das ist ja alles schön und gut aber wie soll ich euch da jetzt helfen?“ Jakob ergriff wieder das Wort: „Du sollst uns die Adresse von Emily geben, damit ich Johannes hinfahren kann und er ihr das alles erklären kann. Bekräftigend nickte ich. Paul schaute uns an, stand auf, stöhnte und lief aus dem Wohnzimmer. Mein Kumpel neben mir und ich wechselten einen  irritierten Blick. Kurz darauf kam Paul mit einem Zettel in der Hand wieder. „Hier die Adresse. Mach was drauß, Kumpel! Emily ist sehr sensibel. Sei ehrlich zu ihr! Sie ist schwierig zu erobern, ich spreche aus Erfahrung!“ Mit diesen Worten drückte er mir den Zettel in die Hand. Verwirrt starrte ich auf den Zettel. Steht er etwa auf Emily? Und weiß sie davon? Fragen über Fragen! Plötzlich stupste mich jemand an. Jakob. „Heute noch. Also los.“ Wir verabschiedeten uns von Paul und stiegen in das Auto. Ein BMW, übrigens. Aber das interessiert wahrscheinlich eh keinen.

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