Kapitel 10

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Kapitel  10           

*Emily*

Ich ließ mir Maries Version nochmal durch den Kopf gehen. Sie machte um einiges mehr Sinn als die, die ich für wahr hielt. Warum habe ich ihr nicht gleich zugehört? Außerdem, selbst wenn sie was miteinander gehabt hätten, hatte ich keinen Grund sauer zu sein. Johannes und ich waren schließlich kein Paar und er durfte tun was er wollte. Es wäre nicht so richtig von Marie gewesen wenn sie es getan hätten. Aber sie haben es nun mal nicht getan. Oh Mann. Eine Freundin von Marie und mir, Lucy, sagte manchmal: „Hätte hätte Fahrradkette“. Nie hatte diese Aussage für mich großen Sinn gemacht doch jetzt gerade passte sie perfekt. Ich musste unbedingt morgen mit Marie reden. Ich war so eine schlechte Freundin. Warum habe ich ihr einfach nicht glauben wollen? Dann kam mir wieder Johannes in den Sinn. Es war mir ein Rätsel wie ich ihm sowas nur zutrauen konnte. Langsam merkte ich dass ich mich bei der ganzen Sache irgendwie in etwas vollkommen Hirnloses rein gesteigert hatte. Auch mit ihm muss ich reden. Ich mag ihn echt, ich bin mir nur noch nicht so ganz darüber im Klaren wie sehr ich ihn mag.
Mein Blick fiel auf den grünen Wecker der auf meinem Nachttisch stand. Er zeigte Vier Uhr früh. Ich sollte wohl noch ein paar Stündchen schlafen. Erleichtert darüber, mir vorgenommen zu haben morgen, beziehungsweise heute, alles zu klären, schlief ich ein.

Als ich am Morgen aufwachte war es halb Zehn. Genau richtig um Aufzustehen. Schnell duschte ich und zog mir eine Jeans und mein Lieblingsoberteil an. Nach dem Frühstück schlüpfte ich in meine Schuhe, nahm meine Jacke von der Garderobe, warf mein Handy, meinen Geldbeutel und meinen MP3- Player in eine kleine Tasche, schnappte mir meinen Schlüssel und verließ das Haus. Ich steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und machte mich auf den Weg zum nächsten Supermarkt. Es war nicht weit und nach einem kurzen Fußmarsch kam ich am Laden an. Ich ging rein und lief schnurstracks zu den Süßigkeiten. Ich nahm zwei Packungen Gummibärchen, Maries Lieblingssorte und machte mich auf die Suche nach Schokolade. Dass sie diesen dummen Laden auch dauernd umräumen mussten. Ich lief durch die verschiedenen Gänge und nahm auf meiner Suche noch eine Tüte Chips, eine Packung Flips, eine Packung M&Ms, zwei verschiedene Sorten Kekse, eine Flasche Limonade und einen Film namens „Dan mitten im Leben“ mit, den ich zufällig entdeckt hatte und der echt witzig klang. Unterwegs hatte ich mir einen Korb besorgt weil es langsam schwer wurde das ganze Zeugs mit bloßen Händen zu tragen. Die Schokolade hatte ich aber noch immer nicht gefunden. Auf die Schokolade wollte ich aber nicht verzichten also entschloss ich mich einen Verkäufer zu fragen. Da stand ja schon einer. Schnell lief ich zu dem Verkäufer mit dem typisch blauen Oberteil, dass in diesem Laden alle Verkäufer trugen. Ich tippte dem Mann auf die Schulter. „Entschuldigung können sie mir sagen, wo ich die Schokolade…“ In diesem Moment drehte sich der Verkäufer um. „Emily?“. „Johannes?“ Scheiße, war der beim Friseur oder was? Bin ich jetzt echt so blöd. Ich hätte ihn doch erkennen müssen. Ich wollte zwar mit ihm reden aber so war das eigentlich nicht geplant. Erst mal wollte ich das mit Marie klären. Aber dann musste ich das wohl jetzt spontan machen. Ich öffnete den Mund und fing an mich zu entschuldigen.

*Johannes*

Sie schaute mich ganz verwirrt an. Ich glaube  nach der Sache mit Marie würde sie jeden lieber treffen wollen als mich. Warum hatte sie das nur alles so falsch verstanden. Gerade als ich den Mund aufmachen wollte um ihr alles zu erklären und ihr die wahre Geschichte zu erzählen, fing sie an zu reden. „Marie stand gestern vor meinem Haus und hat mir ihre Version der ganzen Sache erzählt. Ich habe nicht darauf reagiert, aber als ich mir später das Ganze noch einmal durch den Kopf gehen ließ, fiel mir auf, dass ich total dumm reagiert habe. Du bist wahrscheinlich der letzte Mensch den ich kenne, dem ich zutraue, dass er in dieser Situation mit Marie geschlafen hätte. Und statt dich anzumotzen hätte ich mich bei dir bedanken sollen, dass du sie von der Straße geholt hast. Außerdem hatte ich auch kein Recht dazu rumzumeckern, selbst wenn ihr miteinander geschlafen hättet, was ich ja jetzt weiß, dass ihr es nicht getan habt, hätte es mir egal sein müssen. Schließlich sind wir kein Paar. Und naja, es tut mir einfach Leid. Ich habe vollkommen überreagiert. Verzeihst du mir?“ Sie schaute mich verzweifelt an. Was war das für eine Frage? Sie hatte sich gerade echt süß entschuldigt und ich verstand sie einfach so gut. „OK“ antwortete ich auf ihre Frage und nahm sie in den Arm.  „OK?“, fragte sie unsicher. „Ja, OK. Es ist Vergangenheit. Ich kann dich verstehen und ich finde es echt süß wie du dich entschuldigt hast. Es ist vergessen.“, entgegnete ich.  Sie murmelte ein „Danke“ und ich drückte sie wieder von mir weg. „Du hast mich für einen Verkäufer gehalten, oder?“, ich schaute sie fragend an. Sie nickte. „Ja, echt peinlich, kannst du mir vielleicht auch ohne ein Verkäufer zu sein sagen wo ich hier die Schokolade finde.“ Ich schaute zu ihren Händen und mir viel auf, dass sie ziemlich viel Süßes kaufen wollte. „Das kann ich dir tatsächlich sagen, aber du musst mir vorher eine Frage beantworten: Bist du schwanger?“ Ihr Blick war echt zum Schreien. Ich fing an zu Lachen. Jetzt schaute sie komplett verwirrt. „Ehmm, nein. Zumindest nicht dass ich wüsste. Wieso fragst du? Und hör endlich auf so dumm zu lachen außer du willst, dass ich jetzt einfach gehe und einen echten Verkäufer nach der Schokolade frage.“ Schnell atmete ich tief durch um mich wieder zu beruhigen. Dann erklärte ich ihr in meinem sachlichsten Tonfall „Eine Studie hat bewiesen, dass Schwangere Leute oft einen Heißhunger auf Süßes haben können. Bei dieser Menge an Süßigkeiten die du da bei dir hast könnte man fast meinen du seist schwanger.“ Jetzt musste auch sie grinsen. „Spinner“, sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Wo ist denn jetzt die Schokolade?“ Ich ging einen Schritt zur Seite und machte den Blick auf das Schokoladenregal frei. „Danke“. Sie griff zielsicher nach den Sorten „Himbeer-Joghurt“ und „Kokos“. Wie kann man nur? „Also, tschüss dann Johannes.“ Sie drehte sich gerade um und wollte gehen als ich ihren Namen rief und sie sich sofort nochmal umdrehte. „Ja?“. „Ich wollte dich noch fragen ob wir vielleicht nochmal was zusammen machen können?“ Gespannt auf ihre Antwort schaute ich sie an. „Generell gerne, aber was ist mit Jennifer?“  „Sie wird es nicht erfahren. Wir fahren an einen Ort wo sie uns nicht finden wird. Ich habe da auch schon eine Idee. Wann hast du Zeit? Heute noch? Oder morgen? Oder übermorgen?“ Voller Vorfreude blicke ich in ihre wunderschönen Augen. „Morgen ist gut. Schreibst du mir alles Genauere? Ich bin nämlich eigentlich auf dem Weg zu Marie.“ Innerlich freu ich mich jetzt schon, wie ein kleines Kind auf Weihnachten, auf den morgigen Tag. Schnell antwortete ich ihr: „Klar, mach ich. Also bis Morgen.“ Schnell umarmte ich sie zur Verabschiedung. „Bis Morgen“, sagte sie lächelnd drehte sich um und lief in Richtung Kasse. Ich wendete mich wieder der Schokolade zu. Glücklich dass das mit Emily wieder geklärt war nahm ich gleich Zehn Tafeln von meiner Lieblingssorte. Dann fing ich gleich damit an alles einzukaufen was ich für den nächsten Tag brauchte. Es sollte ein wunderschöner Tag werden.

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