Kapitel 18

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Vor mir stand ein besorgter Sugawara.
"Hanakuro-san, was machst du hier draußen, wir haben dich überall gesucht?"
Koshi kam einige Schritte auf mich zu und betrachtete mich genauer.
"Hast du geweint, war es wegen Matsukuro?", stellte er fest, nachdem er meine geröteten Augen gesehen hatte.
Ich erstarrte, woher wusste er von Yumi?
"Wie… woher weißt du das?", fragte ich aufgelöst.
"In der Zeitschrift, die du uns gegeben hattest, war auf der letzten Seite ein Foto von ihr. Und da sie sich kaum verändert hatte, habe ich sie wiedererkannt. Ich konnte mir denken, dass du dich mit ihr aussprechen wolltest. Wie es aussieht, lief es nicht so gut", erklärte er.
Ich konnte nur nicken und versuchte nicht wieder zu weinen. Sugawara nahm mich wortlos in den Arm.
"Du kannst es mir ruhig erzählen, wenn du magst. Wir alle stehen hinter dir", flüsterte er mir ins Ohr.
"Ein anderes Mal", wisperte ich zurück.
Ich schmiegte mich leicht an ihn und unterdrückte ein Schluchzen. Eine Weile standen wir noch so da, bis Koshi meinte, dass wir langsam zu den Anderen gehen sollten. Ich stimmte ihm zu und gemeinsam gingen wir zum Bus, wo die Anderen schon auf uns warteten.

"Da seit ihr ja endlich! Kaori-chan, wo warst du denn?", platzte es aus Tanaka, als er uns sah.
"Ich habe nur ein wenig frische Luft geschnappt und dabei die Zeit vergessen", log ich.
Die Jungs schienen es zu glauben, zumindest fragten sie nicht weiter, sondern stiegen in den Bus. Es dauerte nicht lange, da waren alle Volleyballspieler eingeschlafen. Lustlos starrte ich aus dem Fenster und ließ den heutigen Tag Revue passieren. Egal, wie oft ich es auch drehe und wende, ich hätte nicht verhindern können, dass Yumi aus dem Team geworfen wurde. Es lag zwar an mir, dass sie verletzt wurde, aber für die Entscheidung des Teams kann ich nichts. Und dennoch war sie mir böse. Es brachte nichts, mir weiter darüber Gedanken zu machen.

Vor der Schule angekommen rief uns ein Lehrer ins Lehrerzimmer, da ein Bericht über das Interhigh gezeigt wurde. Hinata, Tanaka und Nishinoya rannten sofort zu ihm und beschlagnahmten den Fernseher. Vielleicht würde ich ja jetzt erfahren, wer unser nächster Gegner sein wird.
Allerdings war der Bericht nicht sehr aufschlussreich, zumal Karasuno nur einmal namentlich erwähnt wurde. Wenigstens erfuhr ich so, dass wir als nächstes gegen Aoba Johsai antreten. Ich schloss die Augen und stieß einen genervten Seufzer aus, als dieser Oikawa ein Interview hielt. Ich hörte dem Interview, im Gegensatz zu den Anderen, nicht zu, da er uns wahrscheinlich eh bloß provozieren wollte. Ich spürte, wie ein Finger gegen meine Stirn geschnippst wurde und der Libero etwas wie "Nicht schlafen" sagte. Ich unterdrückte den drang mein Knie hochzuziehen, um ihm damit zwischen den Beinen zutreffen. Grummelnd öffnete ich meine Augen und sah den Kleineren feindselig an. Als ob ich andauernd schlafen würde! Trainer Ukai rief die Jungs zusammen, um in der Sporthalle die morgige Strategie zu besprechen. Anscheinend hatte er meine wachsende Wut mitbekommen und wollte einen Wutausbruch meinerseits verhindern. Ich ging Nachhause, um wenigstens ein wenig zu schlafen.

Es war ungefähr 20 Minuten nach 11, als ich eine Nachricht, von einer unbekannten Nummer, erhielt.
"Hi Hanakuro-san, ich wollte nur fragen, ob es dir besser geht. Sugawara", stand in der Nachricht.
Woher hatte er meine Nummer, ich hatte sie keinem aus dem Team gegeben? Vielleicht war es Sora, aber wann hatte sie es getan?
"Ja, es geht mir besser. Aber woher hast du meine Nummer?, fragte ich und hoffte insgeheim, dass die Anderen sie nicht auch hatten.
"Das ist schön. Futakuchi kam, bevor wir dich gesucht haben, zu mir und hat mich sozusagen damit beauftragt auf dich aufzupassen. Und ihm und Aone über deinen Gemütszustand am laufenden zu halten, deshalb hat er mir seine, deine und Aone's Nummer gegeben. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich zugestimmt habe, da ich mich ebenfalls um dich sorge."
Futakuchi also, eigentlich hätte ich es wissen müssen.
"Ich bin dir nicht böse, aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen, mir geht es gut, wirklich", schrieb ich zurück.
"Vielleicht glaubt er es mir ja, zumindest klappt das bei meiner Mutter auch, meistens."

"Hanakuro-san, spiel mir nichts vor! Ich habe gesehen, wie aufgewühlt du nachdem Gespräch mit Matsukuro warst. Wenn du darüber reden willst, habe ich immer ein offenes Ohr für dich, egal wann."
Irgendwie war seine Sorge um mich süß, aber gleichzeitig überflüssig. Ich werde darüber hinwegkommen und das ohne die Anderen mit hinein zuziehen. Das ist eine Sache zwischen Yumi und mir. Es reicht schon, dass sie überhaupt etwas davon mitbekommen haben. Und  Futakuchi's Bitte an Sugawara macht es nicht gerade besser.
"Okay, danke. Ich werde dein Angebot irgendwann annehmen, aber nicht jetzt. Außerdem solltest du langsam schlafen, damit du Morgen fit für das Spiel bist. Und das du Ersatzspieler bist ist keine Ausrede, um länger wach zu bleiben! Ich habe irgendwie im Gefühl, als müsstest du morgen  einspringen. Gute Nacht", schrieb ich noch, bevor ich mich schlafen legte.

Am nächsten Morgen waren alle sehr motiviert und konnten es kaum erwarten gegen Aoba Johsai anzutreten. Nur Kageyama schien ein wenig angespannt zu sein. Allerdings sprach ihn keiner darauf an, weshalb ich es auch ließ. Wahrscheinlich lag es daran, dass er und Oikawa auf die gleiche Mittelschule gingen.
Schon beim Aufwärmtrainig ging mir Oikawa's Fangruppe auf die Nerven und er schien das alles auch noch zu genießen. Das Spiel begann, Tsukishima hatte den Einwurf, welcher allerdings von den Gegnern angenommen wurde. Oikawa schlug den Ball direkt auf die andere Seite. Alle waren geschockt über diesen Spielzug. Aoba Johsai hatte den Aufschlag, Sawamura nahm diesen an. Ich war gespannt, zu wem Kageyama spielen würde, oder ob er den Spielzug von Oikawa imitieren würde. Letztendlich spielte er zu Hinata, doch auch dieser Angriff wurde angenommen. Shoyo und Tanaka rechneten damit, dass Oikawa wieder direkt übers Netz spielen würde, jedoch war das nur Ablenkung. Den nächsten Aufschlag nahm Noya an, alle drei Angreifer machten sich bereit, doch Kageyama benutzte sie alle als Lockvogel und spielte den Ball direkt rüber. Unser erster Punkt, damit stand es 1:2 für uns.

Volleyball war ihr Leben, doch jetzt nicht mehr //Wingaward2019\\Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt