Kapitel 8

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Der Wecker klingelte, ich stöhnte genervt auf, stellte ihn ab und stand auf. Ich machte mich fertig für die Schule, zog mir meine Uniform an und machte jeweils ein Bento für Sora und eins für mich, da sie bestimmt heute keine Lust dazu hat. Auf einmal erklang die Klingel an der Haustür. Diesmal haben sie sich also dafür entschieden zu klingeln, statt einfach so reinzukommen. Ich packte die Bentos in meine Schultasche, ehe ich die Tür öffnete. Davor stand Daichi, welcher den Ersatzschlüssel in der Hand hielt, anscheinend wollte er gerade aufschließen. Er schaute mich verwundert an, da er damit nicht gerechnet hatte.
"Guten Morgen, Hanakuro", begrüßte er mich und der Rest tat es ihm gleich.
"Morgen", nuschelte ich noch etwas verschlafen.
"Wollen wir dann los?", fragte Sugawara.
Die Jungs nickten einstimmig.
"Wartet, ich muss noch Sora wecken!"
"Wieso das denn?", kam es von einem genervten Tsukishima.
Was Sora bloß an ihm findet, ist mir ein Rätsel.
"Sie wollte sich unbedingt das Spiel ansehen", gab ich zurück und lief schon voraus.
Im Grunde war es mir egal, ob sie mitkommen würden, aber so müsste ich mich wenigstens nicht mit ihr über Jungs unterhalten. Sie brauchte für solche Sachen echt eine andere Freundin. Die Jungs folgten, wobei Tsukishima sich beschwerte, dass er genau aus dieser Richtung gekommen sei. Ich überhörte dies gekonnt und Schritt unbeirrt weiter. Er hätte ja warten, oder schon vorgehen können. Aber nein, er musste ja mitkommen. Vielleicht machte er es auch mit Absicht, um den Rest von uns zu nerven. Bei mir hatte er sein Ziel leider erreicht, ich bin zwar gut darin Leute zu ignorieren, aber miserabel dabei ruhig zubleiben.

Bei ihr Zuhause angekommen klingelte ich, ihre Mutter öffnete mir die Tür. Sie war etwas überrascht, dass ich so früh komme und dann auch in Begleitung von einer Horde Jungs.
"Frau Yamasaki, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn Sora heute etwas früher zur Schule geht?", fragte ich höflich, denn ihre Mutter konnte manchmal ein richtiger Drache sein.
"Nein, das ist schon in Ordnung, aber wer sind denn die jungen Herrschaften hinter dir?", antwortete sie leicht verwirrt.
"Ach, das sind nur Freunde aus dem Volleyballclub."
"Ich wusste gar nicht, dass Sora Freunde im Volleyballclub hat", meinte sie überrascht.
"Das hat sich vor kurzem ergeben", sagte ich nur.
"Verstehe, soll ich Sora wecken?"
"Nein, schon in Ordnung. Ich mache das."
Mit den Worten "Viel Glück" ließ sie uns rein, während die Jungs unten warteten machte ich mich auf in die Höhle des Löwens. Innerlich hatte ich damit abgeschlossen, dieses Haus vielleicht nie mehr, oder zumindest lebendig nicht mehr zu verlassen, wenn ich Sora geweckt habe. Ich versicherte mich erst, dass sie noch schläft, ehe ich meinen Plan in die Tat umsetzte. Ich ging in ihr Badezimmer und einen Waschlappen mit kalten Wasser nass und lief zurück in ihr Zimmer. Dort warf ich ihr den Lappen ins Gesicht. Ein Schrei kam von ihr und wenige Augenblicke später saß sie kerzengerade in ihrem Bett und starrte mich böse an.
"Das hast du doch gerade nicht wirklich gemacht?", fragte sie brummend.

"Doch und die Jungs warten unten, du wolltest doch das Spiel sehen", erinnerte ich sie.
Und schon glich ihr Gesicht dem einer Tomate. So schnell konnte ich gar nicht gucken, als sie aus dem Bett sprang ihre Uniform schnappte und ins Bad rannte. Weg war sie, ich sollte die Jungs öfter mal mitnehmen, dann geht das alles viel zügiger von statten.
Ich ging runter, um nicht noch einen bösen Blick zu ernten, oder noch besser sie rächt sich an mir.
"Wer hat da eben geschrien, Hanakuro-san?", fragte Sugawara, welcher gerade die Treppe hochgehen wollte.
"Das war nur Sora, sie hatte sich vor etwas erschrocken."
Koshi nickte verstehend. Es dauerte nicht lange, da rannte Sora in die Küche, wo wir alle auf sie warteten.
"Ich muss noch die Bentos machen", sagte sie mehr zu sich selbst.
"Hab ich schon gemacht", meinte ich und holte die Bento-Boxen hervor.
Sie sah mich verwundert an. Ja, es kam nicht oft vor, dass ich so was mache. Wir hatten ein halbes Jahr nach dem wir uns kennengelernt haben beschlossen, dass Sora besser kochen kann und sie deshalb für uns beide Bentos zubereitet. Dafür bin ich quasi ihr Bodyguard und rede für sie, auch wenn ich mich dadurch manchmal wie eine Sprechstundenhilfe fühle.

Na ja, auch egal. Wir machten uns nun endlich auf den Weg zur Schule. Die Jungs versuchten Sora öfter in ihre Gespräche einzubinden, aber diese nickte immer nur, wenn sie angesprochen wurde. In der Sporthalle, gingen die Jungs sich umziehen, während ich mich schon mal aufwärmte und einen geeigneten Ball suchte. Als die Volleyballspieler wiederkamen wurde ich gleich komisch angestarrt. Was denn, haben die noch nie ein Mädchen mit einem Volleyball in der Hand gesehen, oder was?
"Willst du wirklich in deiner Uniform spielen?"
"Das hatte ich nicht vor, ich hätte ja schlecht zu euch in die Umkleide gekonnt", meinte ich schlicht und fügte in Gedanken "Und außerdem wollte ich nicht extra zu der Mädchenumkleide laufen" hinzu, während ich mir meine schulterlangen Haare zusammenband.
Danach zog ich mir meinen Blazer aus und streifte mir den Rock über die Beine, zum Vorschein kamen meine Trainingsklamotten. Ich band mir noch schnell meine Turnschuhe fest und schaute zu den Jungs. Noya, Ryu, Asahi, Koshi und sogar Daichi schoss das Blut aus der Nase, selbst der Trainer ließ seinen Zigarettenstummel fallen. Was haben die denn, man kann doch gar nicht mehr sehen, als vorher, abgesehen davon, dass ich oben rum nur ein einfaches graues Shirt trug. Und damit steht fest, dass Jungs seltsam sind.

Der Trainer war der Erste, der sich wieder unter Kontrolle hatte. Er räusperte sich und begann zu sprechen.
"Ich habe eine Team Aufstellung für beide Teams vorbereitet."
Aha, deswegen hat er das Training also früher als sonst beendet, aber keiner der Jungs hatte sich beschwert. Vielleicht machen die das öfters.
"Schade ich wollte doch gegen Hanakuro spielen", meinte Hinata traurig.
"Wieso dürfen Noya und ich nicht mit ihr in ein Team?", fragte ein aufgebrachter Ryunosuke.
"Weil es meine Entscheidung ist und ich werde die Aufstellung nicht wegen euren Sonderwünschen abändern", kam es streng vom Trainer.
Die Aufstellung sah wie folgt aus:
Team 1: Asahi, Nishinoya, Sugawara, Tanaka, Tsukishima und Yamaguchi
Team 2: Ich, Daichi, Kageyama, Hinata, Narita und Kinoshita
Das kann ja lustig werden.

Wie seid ihr eigentlich auf meine Geschichte gestoßen? Das würde mich mal interessieren.

Volleyball war ihr Leben, doch jetzt nicht mehr //Wingaward2019\\Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt