Kapitel 11

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"Wer bist du?", fragte ich und öffnete langsam meine Augen.
Meine türkisen Augen blickten in seine grasgrünen Augen.
"Lev und du?", kam es von ihm, während er sich grinsend die Stirn rieb.
"Hanakuro", war meine knappe Antwort.
"Hanakuro, hast du denn keinen Nachnamen?"
"Das fragt ja der Richtige, er war es doch, der mir seinen nicht genannt hat", dachte ich genervt.
"Das ist mein Nachnamen."
"Dann hast du also keinen Vornamen?"
"Du hast mir doch auch nur einen Teil deines Namens genannt, oder gehörst du zu diesen Teenie-Tussen, die einen Vornamen dafür aber keinen Nachnamen besitzen?", gab gleichgültig von mir und schaute in den Himmel.
"Was für ein kratzbürstiges Kätzchen, aber du hast Recht. Ich bin Lev. Lev Haiba und du?"
"Ich bin keine Katze!"
"Kaori Hanakuro."
"Der Duft der schwarzen Blume, ein passender Name für so ein süßes Kätzchen", sagte er lächelnd.
Ich seufzte.
"Wieso nennst du mich Kätzchen?"
"Na, du sahst genauso aus wie eine Katze, als du geschlafen hast", gab er mit einem Lächeln von sich.
Ich frage mich, wie lange er mich wohl beobachtet hatte.

Kann er nicht endlich gehen, das wird mir hier langsam zu blöd. Er muss doch bestimmt bald nach Hause, immerhin geht die Sonne schon unter.
"Lev! Hier steckst du also", kam es aufeinmal von einem Schwarzhaarigen, der vermutlich nur wenige Zentimeter größer war als ich.
"Meine Rettung", dachte ich erfreut.
"Was machst du hier und dann auch noch in der Begleitung eines Mädchens?"
"Na ja, ich habe sie zufällig gesehen, als sie auf der Wiese geschlafen hat und sie sah aus wie ein Kätzchen. Da konnte ich nicht widerstehen."
"Ich hoffe, er hat dich nicht allzu sehr genervt", wandte sich der Junge mit dem Schlafzimmerblick an mich.
"Er hat sogar sehr genervt, aber ich konnte es aushalten."
"Sei doch nicht so kaltherzig, Kaori."
"Freut mich dich kennenzulernen, Kaori. Ich bin Kuroo und entschuldige die Unannehmlichkeiten", sagte er und kratzte sich dabei am Hinterkopf.
"Freut mich ebenfalls, aber ich muss jetzt gehen", sagte ich schnell, bevor er mich auch noch belästigen konnte.
"Macht nichts, wir müssen auch gehen, aber wir sehen uns bestimmt bald wieder", kam es von Kuroo, welcher ein breites Grinsen aufgesetzt hatte.
"Wir sehen uns, Kätzchen", verabschiedete sich nun auch Lev, allerdings bekam er einen Schlag auf den Hinterkopf.
Zu gerne hätte ich das gemacht, aber Kuroo war schneller. Ich musste mich echt zusammenreißen, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.

Die Beiden gingen und ich war wieder allein auf der Wiese. Die Jungs müssten auch bald von ihrer Runde zurückkehren, wenn sie es nicht schon sind. Denn um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung, wie viel Zeit seit ihrem Aufbruch vergangen war. Deshalb entschloss ich mich Kiyoko suchen zugehen. Sie war gerade dabei das Abendessen vorzubereiten. Ich half ihr dabei. Sie wunderte sich wo ich so lange war. Ich antwortete ganz gelassen, dass ich auf der Wiese neben der Sporthalle geschlafen habe. Shimizu war erstaunt, da ich so gut wie überall schlafen kann, außer es ist zu laut.

Als wir gerade fertig geworden sind, kamen die Jungs wieder.
"Kiyoko-chan, hast du etwa für uns gekocht?", fragten Nishinoya und Tanaka gleichzeitig.
Sie nickte: "Ja, Hanakuro-san hat mir dabei geholfen", gab sie lächelnd zurück.
"Uhh, riecht das gut. Ich hab Kohldampf!", kam es von Hinata und ließ den Beiden keine Zeit etwas zu erwidern.
"Ihr benehmt euch wie Kleinkinder", waren meine Gedanken zu diesem Thema.
Wir deckten zu fünf den Tisch und danach kamen die restlichen Jungs, sowie Takeda-sensei und Trainer Ukai. Kageyama und Hinata hauten beim Abendessen richtig rein. Ich frage mich wie sie nur so viel essen können. Nachdem Essen ging Shimizu Nachhause. Das war ja nicht weiter schlimm, da sie in der Nähe wohnte. Nur musste ich mir mit zwölf Jungs und zwei Erwachsenen ein Badezimmer teilen. Und im Zimmer der Zweitklässler schlafen, ich hoffe die schnarchen nicht. Die Aufteilung der Badezimmernutzung war wie folgt: Zuerst jeweils die Beiden Männer, dann die Drittklässler, die Zweitklässler und zum Schluss die Erstklässler.

Als ich im Schlafanzug, bestehend aus einem Oversize-T-Shirt und einer Dreiviertel-Hose, aus dem Badezimmer kam, starrten mich vor allem Noya und Ryu mit weit aufgerissenen Augen an. Haben die denn noch nie ein Mädchen im Schlafanzug gesehen? Soweit ich weiß hat Tanaka eine ältere Schwester, also müsste er den Anblick gewohnt sein und dennoch tropft aus seiner Nase ein wenig Blut. Ich ließ die Jungs stehen und ging in das für die Zweitklässler vorgesehene Zimmer. Nach etwa einer Stunde waren die fünf Volleyballspieler auch ins Zimmer gekommen. Sie redeten noch über die morgigen Trainingsspiele, während ich versuchte vor ihnen einzuschlafen, um ihr geschnarche nicht hören zu müssen. Anfangs klappte es auch ganz gut, bis alle fünf anfingen synchron zu schnarchen, was mich aus meinem Schlaf riß. Ich stand auf und verließ den Raum. Aus den anderen Zimmern drangen die selben Geräusche nach draußen. Furchtbar, dass sie sich nicht gegenseitig wecken grenzt an ein Wunder.

Ich verließ das Gebäude und blickte in den Sternenhimmel. Irgendwie war es gut, dass ich damals den Unfall hatte, ohne ihn hätte ich diese verrückte Bande vielleicht niemals kennengelernt. Anderseits wird Yumi es mir nie verzeihen, dass sie eine ganz Weile aussetzen musste. Ich weiß nicht mal, ob sie danach noch weitergespielt hat, oder nicht. Sie gibt mir ganz sicher die Schuld dafür. Zu gerne hätte ich mich mit ihr ausgesprochen und mich bei ihr entschuldigt. Doch ich habe keine Ahnung, auf welche Schule sie nun geht und ich hätte wahrscheinlich auch nicht den Mut dazu. Wie ich es hasse, diese feige Art von mir. Mich einfach zu verkriechen bis alles vorbei ist und nicht mal den Mut zu haben dazu zu stehen. Ich bin das Letzte! Nicht nur durch meine Selbstzweifel, sondern auch durch die kühle Nachtluft lief mir ein kalter Schauer den Rücken hinab. Ich beschloss wieder reinzugehen und meine Probleme zu vergessen. Ich betrat die Küche und machte mir einen Tee, einschlafen konnte ich nach diesen Gedanken mit Sicherheit nicht mehr. Also blieb ich auf dem Stuhl sitzen und wartete dass es Morgen wurde, ich hatte ja sowieso schon genug geschlafen.

Volleyball war ihr Leben, doch jetzt nicht mehr //Wingaward2019\\Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt