Kapitel 23

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Die Zeit war verflogen. Jeden Tag hatte ich mehrere Stunden trainiert, mich von den Göttern verprügeln lassen. Aber es hatte sich ausgezahlt - meine Reflexe waren noch schneller und präziser. Auch Yoshi's Training trug Früchte. Ich konnte mittlerweile den kleinsten Hauch Magie, der in der Luft lag, zu erspüren. Meine Sinne waren geschärft - sehr geschärft. Aber all das brachte auch Nachteile. Meine eigene Magie irritierte mich öfter als mir lieb war. Jeder kleinste Laut lies mich herum fahren. Schon mehrere Male hab ich meine Dolche auf Passanten geworfen, weil einer ihrer Schritte verdächtig klang. In den Nächten konnte ich nur noch selten schlafen, weil ich alles wahrnahm. Wirklich alles. Ich hatte eine harte Zeit, Sachen auszublenden. Wie soll das jemals wieder normal werden? Götter die mich umbringen wollen ....

Vor ein paar Stunden hatten wir uns auf dem Weg zum Treffpunkt gemacht. Alle waren nervös. Netos lief auf und ab, er konnte nicht stillsitzen. Seine Mutter hatte uns nur schweren Herzens gehen lassen - sie wollte das immer noch abblase. Vor allem, nachdem sie meine Augenringe gesehen hatte. Diese waren schon fast schwarz. Im Kontrast zu meiner hellen Haut stachen sie noch mehr heraus und ließen mich krank aussehen. Ich fühlte mich aber nicht so. Ich hatte viel zu viel Energie über. Mein Körper war darauf trainiert, von morgens bis abends auf dem Kampffeld herumzuspringen oder halt irgendwo studenlang zu meditieren.
Ein Schlag mit einem Holzstab auf meinen Rücken riss mich aus den Gedanken. "Du musst das schaffen.", gackerte meine Oma und watschelte dann zu Netos, um ihn bei seinen Runden zu stören. Noch ein paar Runden und er würde sich langsam in den Boden eingraben. Ein Pfad hatte sich schon gebildet ....
Nun standen wir da. Auf einem offenen Gelände im Menschenreich - allerdings von magischen Wänden umgeben, damit die magie-losen Sterblichen nichts davon mitbekamen. Auch Marissa und Tyr waren da. Beide hatten es sich nicht nehmen lassen, hier zu fehlen. Auch die anderen standen am Rand und schauten besorgt auf die andere Seite. Sie alle wussten, wie Erebos das letzte Mal war - aggressiv und brutal. 
Einige Minuten später kam der Gott aus dem Schatten des Waldes. Er schaute misstrauisch auf die Gruppe hinter mir. 
"Keiner von denen wird sich einmischen." Meine Stimme erschallte laut auf dem Platz. Der Gott nickte nur und stellte sich mir gegenüber hin.

Ich wusste, nun ging es los. Ein letzter Blick zu meinem Gefährten, ein letztes Nicken und ich zig meine Waffen. Meine gesamte Aufmerksamkeit lieg nun auf dem Gott vor mir. Ein höhnisches, verachtendes Grinsen lag auf seinen Lippen. Seine Hände waren in den Hosentaschen. Allerdings flimmerte die Luft um ihn herum. Er setzte schon am Anfang des Kampfes eine geringe Menge Magie ein - ich konnte nicht einschätzen, ob dies gut oder schlecht war. Wollte er mich provozieren, testen oder nutzt er die Magie, weil er denkt, er bräuchte sie so schnell gegen mich?
Nun standen wir da, starrten uns an und warteten darauf, dass der andere einen Muskel bewegte. Spannung baute sich auf. Auch hinter mir - die anderen warteten gespannt, wer den ersten Move machte. Ich wollte den "Überraschungsmoment" - der völlig unerwartet kam - nutzen, aber Erebos kam mir zuvor.

Der Gott schoss auf mich zu und nur dank meiner Reflexe konnte ich seinen Schlag blocken. Dennoch war der Gott unendlich stark - eine Überraschung bei seiner Größe und seinen Muskeln. Aber das, was der übergewichtige Brocken an Kraft mehr hatte, konnte ich mit Beweglichkeit und Schnelligkeit ausgleichen. Ein Schlag nach dem nächsten prasselte auf mich ein. Ich wich geschickt aus und versuchte immer, hinter den Gott zu kommen. Aber leider ließ sich der Gott auch nicht von meinen verzauberten Klingen treffen. Verdammter Bastard. Dazu kam, dass die Luft nur so vor sich hin knisterte. Jeden Moment konnte hier alles explodieren, da ich und mein Gegner Magie freisetzten, um den anderen zu Boden zu drücken. Meine Sicht war komplett auf meinen Gegner fokussiert. Kein Atemzug der Anderen konnte mich ablenken. Ich wollte jede Bewegung meines Gegenüber kennen. Ich analysierte jede Bewegung, jeden Schlag, jeden Hauch von Magie. Ich musste wissen, ob der Gott einem Muster folgte. Wenn er ein bestimmten Schlagmuster hatte, war dieses verdammt komplex.

(Not) DIEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt