Alessia

Kapitel 17 ~ (Wieder) Freunde

Alessias Sicht

Langsam öffne ich meine Augen und schaue in das schlafende Gesicht von Milo.
Ihm hängen einzelne dunkelbraune Haarsträhnen im Gesicht.
Ich strich sie weg und lege meine Hand auf seine Wange.
Seine Augen fangen an zu zucken und ich ziehe meine Hand schnell weg.

Verdammt, Lessi, was machst du da?

Milo atmet tief ein, dreht sich auf den Rücken und streckt sich ausgiebig, ehe er seine Augenlieder aufschlägt.

Gott, sieht das süß aus!
Himmel, was denk ich da?

"Guten Morgen."

Murmelt er müde vor sich hin und sieht mich verschlafen an.
Ich muss anfangen zu lächeln und setze mich auf.

"Morgen, Schlafmütze."

Erwidere ich.
Er setzt sich ebenfalls auf und sieht mich seltsam an.

"Du bist doch selber erst jetzt aufgewacht!"

Nörgelt er und steht auf.
Ich ziehe die Decke enger an mich und rieche an ihr.

Sein Geruch ist so einzigartig.

"Rieche ich gut?"

Reißt er mich aus meiner Starre und ich schrecke auf.
Rot lasse ich die Decke sinken und stehe ebenfalls auf.

"Nö, ich habe nur die Wärme etwas länger genossen!"

Lüge ich schlecht und nehme mir meine Sachen, um ins Bad zu gehen.

"Falls du duschen willst, Handtücher sind im untersten Regal! Und Zahnbürste liegt für dich im weißen Becher!"

Ruft mir Milo nach.
Ich sage nichts dazu, sondern schließe das Bad ab.

Gestern Abend hat mich Milo noch geweckt und mir ein Tanktop und eine Jogginghose zum schlafen gegeben.
Ich hab ihn zwar genervt angeguckt, weil ich aufgeweckt wurde.
Er hat das aber mit einem Grinsen entgegengenommen.

Ich entledige mich den Sachen und hüpfe unter die Dusche.
Das warme Wasser entspannt meine Muskeln und weckt mich etwas mehr auf.

Heute ist Freitag und zum Glück haben wir die ersten beiden Stunden Ausfall.
Wir konnten also in Ruhe ausschlafen, ohne Fehlstunden zu bekommen.
Auch wenn es mich wenig juckt.
Ebenso wenig wie Milo.

"Lessi?"

Ruft Milo von draußen.
Ich stelle das Wasser ab und rufe ein 'Ja'.
Er klopft an die Tür und ich verdrehe genervt die Augen.
Vorsichtig, damit ich nicht ausrutsche, steige ich aus der Dusche und wickle mir das Handtuch um den Körper.
Damit gehe ich zur Tür und öffne diese.

"Darf ich kurz auf's Klo?"

Fragt er etwas verlegen.
Ich nicke nur, trete beiseite und gehe zum Waschbecken.
Milo kommt rein und geht auf Klo.
Ich fange an mir die Zähne zu putzen und ignoriere das Geräusch von Milo.
Im Spiegel kann ich sein Rücken erkennen, der muskulös aufgebaut ist.
Eine Narbe zwischen seinem Schulterblatt erhascht meine Aufmerksamkeit.

Sie ist groß und sieht aus wie ein Herz.

"Milo?"

Frage ich mit vollem Mund.
Er zieht sein Reißverschluss hoch und dreht sich zu mir um.
Fragend sieht er mich an und macht sein Gürtel zu.
Dabei spannen sich ab und zu seine Armmuskeln an, die ich wie hypnotisiert anstarre.

"Ja?"

Fragt Milo lachend und ich komme wieder zu mir.
Verlegen spucke ich den Schaum aus den Mund und sehe ihn von der Seite an, als er neben mir auftaucht und seine Zahnbürste holt.

"Von was hast du die Narbe am Schulterblatt?"

Er verstummt und hält in seiner Bewegung inne.
Sein Blick schweift zu mir und gleitet wieder zurück zum Spiegel.
Dann macht er wie normal weiter und fährt sich durch die Haare.
Er zuckt mit den Schultern.

Er verschweigt was.
Aber was?

Ich belasse es dabei und zucke auch mit den Schultern.

"Na gut. Ist ja auch egal, ich mach essen ja?"

Ohne das er was von sich gibt, gehe ich in die Küche und öffne den Kühlschrank.
Er war so gut wie leer.

Bisschen Leberwurst, Käse, Milchschnitten, Marmelade, Milch und Eier.

Ich schließe den Kühlschrank wieder und durchforste alles andere in der Küche nach etwas essbaren.

Nudeln, Reis, Dosenpfirsiche, Glastomaten, Gewürzgurken, Saft und Cornflakes.

Bei den Cornflakes bleibe ich stehen und schnappe sie mir.
Die Milch hole ich auch gleich und gebe alles in zwei Schalen.

"Essen ist fertig!"

Rufe ich schmunzelnd.
Milo schlurft in die Küche und setzt sich.
Langsam und bisschen müde isst er sein Essen.

"Wow, hast du super gekocht!"

Gibt er ironisch von sich.
Ich grinse amüsiert und esse weiter.

"Ich übertreffe mich manchmal sehr gerne bei Essen."

Sage ich stolz und muss dann lachen.
Milo schüttelt nur lächelnd den Kopf und wartet bis ich auch aufgegessen habe.

................

"Wir müssen heute wieder den Schulhof sauber machen."

Erwähnt Milo in die Runde und Methan und ich sehen uns gleichzeitig an.
Schnell sehe ich wieder weg und seufze um abzulenken.

"Ich mach zuerst den Theatersaal!"

Bestimme ich gleich und Theresa stimmt mir zu.

Gut, dann muss ich wenigstens nicht mit Methan arbeiten.
Letztes mal war schon echt nervig.

"Gut dann machen wir den Schulhof."

Seufzt Milo und sieht Methan an.
Der andere nickt nur und verschwindet im Schulgebäude, da es zur nächsten Stunde geklingelt hat.

"Was haben wir jetzt?"

Fragt Milo und sieht mich an.
Ich zucke mit den Schultern und sehe zu Theresa.
Sie schüttelt nur den Kopf und holt ihr Heft raus.

"Also ich hab jetzt Ausfall. Unser Englischlehrer ist krank."

Sagt sie grinsend.

"Ich glaube ich habe jetzt Mathe."

Mischt sich Milo ein, der sein Heft auch rausgeholt hat.
Ich hole meine auch langsam raus und gucke auf den Stundenplan.

"Englisch. Ausfall!"

Erwidere ich und sehe zu Theresa, die mich freudig anspringt.
Ich lache nur und erwidere ihre Umarmung.

Ja, ich glaube ich kann mit ihr wieder befreundet sein.
Sie ist mir irgendwie wieder ans Herz gewachsen.
Ebenso wie Milo.
Er ist voll in Ordnung.
Und Methan...er gehört einfach dazu.

"Dann verabschiede ich mich. Bis dann Mädels!"

Ruft uns Milo nach und verschwindet auch im Gebäude.

"Und, was wollen wir jetzt machen?"

Frage ich an Theresa gewannt.
Sie überlegt kurz.

"Starbucks! Lass uns da hinsetzen und über irgendwas reden."

Schlägt sie vor.
Das erinnert mich an früher.

Wir sind tagtäglich in der Pause zum Starbucks gegangen.
Sie ein Frappuchino mit Caramel und ich ein Cappuccino mit einem Schoko Muffin.
Ob sie das immer noch gerne trinkt?

Ich nicke grinsend und gehe mit ihr los.

"Ich hoffe, es stört dich nicht das ich eine rauche?"

Frage ich, doch sie schüttelt mit den Kopf.