Kapitel 23 ~ Zu große Erwartungen

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"Ich bin wieder da!"
Rufe ich durch das Haus und bekomme keine Antwort.

Verwundert streife ich mir meine Schuhe und meine Jacke ab und werfe meine Tasche achtlos in eine Ecke.
Ein Getrampel ist von Oben zu hören und kurze Zeit später kommt ein strahlender Marcel die Treppe runter gerannt.
Ich gehe in die Hocke und breite meine Arme aus.

"Livi!"

Er springt mich an und ich komme wieder hoch.
Er lacht, als ich ihm einen Kuss auf die Wange gebe und ich fange an zu grinsen.

"Na mein Großer, wo ist denn Papa?"
Frage ich und lasse ihn wieder runter.

Er rennt in die Küche und setzt sich wie gewohnt auf sein Kinderstuhl.
Ich folge ihn und öffne den Kühlschrank.

"Weiß nicht."
Antwortet er und ich drehe mich verwirrt zu Marcel um.

Wieso weiß er nicht wo Dad ist?

Mir läuft es eiskalt den Rücken runter, als mir ein Geistesblitz kommt.
Wenn er wirklich wieder abgehauen ist und Marcel hier alleine gelassen hat, dann werde ich ihn aufspüren, egal wie, und ihn eigenhändig den Arsch aufreißen.

"Hat er nicht gesagt wo er hin will?"
Frage ich weiter und setze mich zu ihn an den Tisch.

Marcel schüttelt den Kopf und springt auf. Er kommt auf mich zu und streckt seine Arme aus. Ich setze ihn auf mein Schoß und wuschle durch seine Haare.

"Er ist einfach weg. Ich hab oben gespielt und bin dann runter weil ich Hunger bekommen habe. Aber er war nicht da."
Erzählt er und in mir fängt es an zu brodeln.

Was fällt ihn ein seinen jüngsten Sohn alleine zu Hause zu lassen und dann auch noch ohne ihn Bescheid zu geben?!
Wenn ich ihn in die Finger bekomme!

"Geht es Papa gut?"
Kommt es von Marcel und er hebt den Kopf.

Ich lächle gequält und nicke schnell.
Dabei streiche ich durch seine Haare.

"Ja, alles ist gut mit Papa."

...............

Marcels Kopf lehnt an meiner Schulter und ihn fallen immer mehr die Augen zu.
Wir sitzen auf dem Sofa und gucken sein Lieblingsfilm.
Bambi.

"Livi, ich hab Hunger."
Murmelt mein kleiner Bruder und hebt sein Kopf.

Ich schaue auf die Uhr und reiße meine Augen weiter auf.
Es ist schon Abendbrotzeit.
Um genau zu sein schon seit einer Stunde.

Man, ich werde definitiv eine schlechte Mutter.

Ich stehe auf und halte Marcel die Hand hin.

"Dann komm, essen wir Abendbrot."
Sage ich und gehe mit ihn in die Küche.

Er setzt sich schlaftrunken auf seinen Stuhl und lehnt sein Kopf auf einer Hand ab.
Normaler Weise darf er das nicht, aber er sieht ziemlich müde aus, weshalb ich ihn lasse.
Ich schneide Brot zurecht und lege es in den Brotkorb.
Bevor Marcel einschläft, stelle ich ihn ein Brett vor die Nase und ein Messer.
Darauf ein Brot.

"Kann ich Nutella haben?"
Fragt er und sieht mich jetzt etwas wacher an.

Ich muss grinsen, schüttele jedoch mein Kopf und stelle Aufschnitt und Butter auf den Tisch.

"Vergiss es. Sonst drehst du gleich noch durch und kannst nicht mehr schlafen."

Er verzieht das Gesicht und nimmt sich den Käse zur Hand.
Sein Messer taucht er in die Butter und schmiert sich, wie immer, literweise auf das Brot.

Wie kann man das nur mögen?
Bekommt man da nicht Bauchschmerzen?

Ich schmiere mir ebenfalls Eins und streue etwas Salz drauf.

AlessiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt