Kapitel 20 ~ Für ne Weile weg

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Ich stehe vor meinem Haus und beiße mir auf die Unterlippe.
Im Haus höre ich Marcel laut weinen und männliches Gezanke.

Mein Bruder und mein Vater streiten sich anscheinend.

Langsam gehe ich auf das Haus zu und schließe die Tür auf.
Es ist Montag Vormittag.
Ich schwänze wie immer die Schule, weil ich kein Bock habe.
Und da Milo zur Schule gegangen ist und ich nicht alleine in seiner Wohnung hocken wollte, habe ich mich dazu entschieden nach Hause zu gehen.
Aber auch nur so lange, bis Milo wieder zu Hause ist.

"Du kannst uns doch nicht alleine lassen! Marcel und besonders Chiara brauchen dich jetzt! Denkst du denn nur an deine Scheiß Arbeit und dein Geld?"

Brüllt mein Vater wutentbrannt und wirft einen Teller nach Levi.
Mein Bruder weicht aus und sieht unseren Vater entsetzt an.
Marcel sitzt auf der Treppe und hält sich laut weinend die Ohren zu.
Seine Augen sind zugekniffen.

"Ich gehe arbeiten, damit ich die beiden verpflegen kann! Ob ich nun paar Meilen weg bin oder nicht, sie werden wenigstens verpflegt! Wurden sie schon immer, auch als Mom noch lebte und arbeiten ging! Erzähl mir DU bloß nichts von Marcel und Liv! Du warst Gott weiß wie viele Jahre nicht für die Beiden da!"

Schreit Levi zurück und nimmt sich eine Vase.
Sie scheinen gar nicht mitzubekommen, das ich in der offenen Haustür stehe und den beiden zusehe.
Aber als ich sehe, welche Vase Levi in der Hand hat und ansetzt sie zu werfen, stockt mir der Atem.

Es ist die Vase, die ich Mom zum 35. Geburtstag geschenkt habe.

"Levi Stopp!"

Schreie ich, doch es ist zu spät.
Sie fliegt bereits und beide sehe mich geschockt an.
Ich renne und versuche die Vase zu fangen, doch sie gleitet mir aus der Hand.
Sie zerspringt auf den Küchenfliesen in tausenden Stücken.
Ich komme auf den Boden auf und fasse genau in Scherben rein.
Doch der Schmerz kommt nicht, sondern nur blanke Wut auf Levi.

"Spinnst du?!"

Schreie ich ihn wütend an und bin schnell wieder auf den Beinen.
Natürlich springe ich genau auf die nächsten Scherben.
Ich unterdrücke ein Fluchen und gehe mit schnellen Schritten auf Levi zu.

"Das war Moms Lieblings Vase, die sie von mir zum 35. Geburtstag bekommen hat!"

Schreie ich weiter und mir kommen die Tränen.

Mom hatte sich damals so darüber gefreut.
Ihr sind sogar Tränen gekommen.
Das war das schönste Gefühl, was ich jemals hatte.
Meine Mom glücklich gemacht zu haben.
Ich hatte sogar ein halbes Jahr lang dafür gespart.

Levi sieht mich entschuldigend an und sucht nach Worten.
Doch bevor er was sagen kann stoppe ich ihn.

"Verkneif dir deine Wörter, ich will sie nicht hören!"

Zische ich außer mir vor Wut und renne die Treppe hoch.
Marcel folgt mir schnell mit in meine Zimmer und verschließt die Tür.

"Livi!"

Schluchzt mein kleiner Bruder und wirft sich in meine Arme.
Ich nehme ihn fest in meine Arme und schließe meine Augen.
Beide weinten wir leise vor uns hin und umarmten uns.

"Chiara? Marcel?"

Ertönt die Stimme von meinem Vater und danach folgt ein lautes Klopfen an meiner Tür.
Ich halte Marcel die Ohren zu und sehe auf.

"Verpiss' dich! Ich will dich hier nicht sehen!"

Schreie ich.
Alles ruhig.

............

AlessiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt