Kapitel 19 ~ Einblick

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Alessias Sicht

Stillschweigend laufen wir aus dem Krankenhaus.
Mein Vater ist noch drin geblieben, um etwas mit den Ärzten zu klären.
Milo hat immer noch ein Arm um mich gelegt.

"Danke..."

Bringe ich flüsternd hervor und sehe zu meinem Begleiter hoch.
Er sieht auf mich runter und lächelt leicht.

Es ist kein mitleidiger Blick.
Es ist ein freundlicher und ehrlicher Blick.

Sagen tut er aber nichts.
Wofür ich ihm unendlich dankbar bin.
Allgemein das er mich hier unterstützt, obwohl er mich noch nicht mal richtig kennt und ich ihn am Anfang immer blöd angemacht habe.

"Soll ich dich nach Hause fahren?"

Fragt er unsicher, doch ich schüttele nur den Kopf.

"Lass uns wieder zu dir."

Murmele ich und sehe ihn mit glasigen Augen an.
Er nickt stumm und führt mich zu seinem Motorrad.

"Livi? Wann kommst du wieder nach Hause?"

Fragt eine kleine Stimme hinter uns.
Ich drehe mich mit Milo um und sehe in die braunen Augen von Marcel.

"Ich komme bald wieder nach Hause. Ich verspreche es, aber jetzt..."

Ich versuche nach Worten zu suchen, doch mir fallen keine passenden ein.
Milo legt eine Hand auf meine Schulter und lächelt meinen kleinen Bruder an.

"Jetzt kann sie erstmal nicht nach Hause. Das wirst du verstehen, wenn du groß bist, Kleiner."

Marcel sieht ihn mit großen Augen an.
Dann nickt er nur und rennt zu Levi.
Beide steigen in ein Auto und scheinen auf jemanden zu warten.

Mein Vater kommt aus dem Krankenhaus raus und sieht mich an.

Sein Blick sagt einiges aus.
Er will das ich nach Hause komme.

"Wo gehst du hin?"

Fragt er.
Wir beide wissen aber, dass er ganz genau weiß wo ich hin gehe.

"Zu mir."

Mischt sich Milo ein.
Mein Vater kneift seine Augen zu Schlitzen zusammen und fixiert Milo aufdringlich.
Ich nehme Milos Hand und drücke fest zu.

"Ich komme Montag wieder. Ich brauche erstmal Zeit für mich."

Gestehe ich ihm und setze mich stur auf die Maschine von Milo.
Milo nimmt sich seinen Helm und setzt ihn mir vorsichtig auf.
Dann steigt er selber rauf und startet den Motor.
Bevor mein Vater noch etwas erwidern kann, sind wir schon los gefahren.

.................

"Emma, bring mir ein Bier!"

Schreit jemand in der Wohnung rum und ich sehe kurz erschrocken zu Milo.
Er sieht beschämt weg und öffnet die Haustür.
Bevor wir die Wohnung aber betreten können, wird uns eine Flasche entgegen geworfen.
Milo reagiert schnell und stellt sich schützend vor mich.
Er fängt die Flasche mit Leichtigkeit auf und stellt sie auf die weiße Kommode im Flur.

"Emma!"

Brüllt erneut die tiefe Stimme und ein Mann, Mitte 40 mit einem dicken Bierbauch, kommt in den Flur gestürmt, ehe er eine Tür aufreißt und kurz danach jemanden herauszerrt.
Ein Mädchen mit kurzen, blonden Haaren wurde an den Haaren gezogen.
Sie verzieht schmerzvoll das Gesicht und versucht sich aus den Griff des Mannes zu befreien.

"Dad!"

Jammert sie und kneift die Augen zu, um nicht los zu weinen.

"Ich hab gesagt, du sollst mir ein Bier bringen!"

AlessiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt