POV JungkookIch war froh, dass Baekhyun endlich bei mir war, anders hätte ich es vermutlich auch nicht geschafft. Ich wusste nicht mal genau warum ich so weinte, wahrscheinlich weil alles aus den letzen 5 Jahren auf mich einprasselte. Die Erinnerungen, einfach alles. "Warum Baekhyun, warum tut er das?", fragte ich ihn leise, aber laut genug damit er es hören konnte. "Ich weiß es nicht Jungkookie, ich weiß es wirklich nicht. Er hat nicht auf mich gehört." Ich konnte nichts dazu sagen und zog stattdessen den Älteren nochmal wortlos in eine kurze Umarmung. "Baek, ich glaube, dass ich dir was erzählen muss." Ich merkte, dass er mich leicht von sich weg schob und mich besorgt ansah. "Was ist los?"
Wir trennten uns voneinander, ich setze mich aufs Fensterbrett, Baekhyun gegenüber von mir auf einen der Tische. Ich wusste nicht recht, wie ich das Ganze anfangen sollte. Sein Blick war auf mich gerichtet. "Also...", begann ich. "Wir beide hatten ja eine Weile lang keinen Kontakt mehr, weil ich nicht sicher war ob du noch mit mir befreundet sein willst. Und anfangs war ich alleine, hatte keine Freunde, wurde gemobbt, ausgelacht, ignoriert, weißt du ja." Mein Gegenüber nickte immer wieder, aber er schien zu merken, dass es mir äußerst schwer fiel darüber zu reden und setzte sich jetzt neben mich. Ich atmete dann nochmal ein und begann wieder zu erzählen.
"Und dann, etwa ein Jahr später kam Yoongi an die Schule, er konnte es nicht sehen, dass ich weiter gemobbt werde und so hat er sich nach ein paar Wochen als mein fester Freund ausgegeben. Am Anfang war das auch alles in Ordnung, wir wurden in Ruhe gelassen, meistens. Doch dann kam es dazu, dass wir systematisch voneinander getrennt wurden, wann immer es die Gelegenheit gab. Ihm haben sie nie was angetan, weil er immer zu gefährlich auf sie wirkte. Doch mich haben sie regelmäßig verprügelt. Meistens nur blaue Augen, manchmal in die Magengrube, selten auch mal so stark, dass ich tatsächlich geblutet habe." Ich pausierte kurz, da ich merkte, dass mir wieder die Tränen kamen. Baekhyun zog mich zu sich und legte seinen Arm um meine Schulter. "Alles gut Jungkookie, ich bin hier."
Ich nickte zitternd. "Jedenfalls hat sich Yoongi immer sehr schuldig deswegen gefühlt, weil es immer nur mich traf und nie ihn. Irgendwie kam eins zum anderen: Er wurde abhängig von Medikamenten, sowie ich dann später auch, einfach weil ich den täglichen Schmerz nicht anders ausgehalten habe. Das zog sich dann über ein halbes Jahr in dem ich fast tagtäglich geschlagen wurde, ich kam damit klar, bis ich eines Tages mitbekam, dass diese Menschen, die mir psychische und physische Schmerzen zubereitet haben, Freunde von Taehyung waren. Er wusste davon, die ganze Zeit. Und auch wenn ich die Freundschaft damals beendet hatte, ich hatte wenigstens erwartet, dass er sich dagegen aussprach, aber das tat er nicht. Und zu dem Zeitpunkt entwickelten sich auch diese starken Aggressionsprobleme, die ich bis heute habe." Mittlerweile waren seine sonst so weichen, freundlichen Gesichtszüge sehr stark verzogen, er war sehr sauer.
"Zum Glück haben aber dann irgendwann Jin, Hoseok und Namjoon mitbekommen, dass und vor allem in welchem Ausmaß ich verprügelt wurde. Sie haben uns, also mir und Yoongi geholfen aus der Sache mit den Medikamenten rauszukommen und uns beschützt. Was sie allerdings bis heute nicht raus bekommen haben ist, dass wir ab und zu noch rauchen, aber nicht regelmäßig. Bei mir war das um einiges leichter als bei Yoongi, er hatte bereits zu lange zu starke Medikamente genommen, es war nicht einfach. Wir haben manchmal zusammen Nächte lang weinend nebeneinander verbracht, weil für ihn der Entzug so unglaublich schwer war und ich mich so schuldig fühlte. Wir waren zu dem Zeitpunkt ja auch beide erst 14 und 16, wir waren so jung und mussten uns bereits mit einem Entzug rumschlagen.
Doch eines Tages änderte sich alles, nämlich als Jimin in unser Leben trat. Er ist von Anfang an offen damit umgegangen, dass er auf Männer steht. Er konnte nur nicht wissen, dass das an unserer Schule ein Todesurteil ist. Ich habe sofort mitbekommen, dass sie ihm das Gleiche antun wollten wie mir und wir wollten nicht, dass ihm etwas passiert. Also liefen wir ihnen eines Tages hinterher und sahen, dass sie Jimin gerade schlagen wollte, da schubste mein bester Freund alle zur Seite. Und nun stand ich da, vor all den Menschen, die mich jedes Mal fast krankenhausreif geschlagen hatten. Sie dachten, dass sie mir das wieder antun könnten.
Sie wussten allerdings nicht, dass ich ihretwegen angefangen hatte zu trainieren und zusätzlich meine starken Aggressionen noch mit rein spielten. Und dann hab ich einen, den Größten dieser Gruppe sehr stark verprügelt, seine Nase war gebrochen, sein Kiefer war ausgeklinkt, mehrere rote oder auch blaue Flecken zierten sein Gesicht. Und ab da haben sie mir nie wieder etwas angetan. Und dann war alles wie jetzt, Jimin und Yoongi kamen zusammen, wir freundeten uns alle mit Namjoon, Jin und Hobi an, ich hab mich wieder getraut mit dir befreundet zu sein."
Nach meinem Redeschwall traute ich mich wieder meinem langjährigen Freund ins Gesicht zu schauen. Er sah so aus als wäre ihm jegliche Emotion aus dem Gesicht gefallen, er schien nicht zu merken, dass ich ihn anschaute. Ich flüsterte seinen Namen und dann schien es so als wäre er wieder aus seiner Starre erwacht und er begann im Raum herumzulaufen, er war wütend, wirklich wütend. Und dann sah er mich wieder an, er sah wirklich traurig aus. "Jungkook ich-", fing er an. "Jungkook, das wusste ich alles nicht. Es tut mir so Leid, dass ich so selten für dich da sein konnte. Oh man, warum hab ich nichts gemerkt? Was haben sie dir angetan?" Er sah ernsthaft erschüttert aus, sodass ich ihn erst einmal beruhigen musste.
Nachdem ich ihm also versichert hatte, dass es nicht seine Schuld war und das er nichts hätte machen können, verließen wir den Raum, bahnten uns den Weg durch die Menge auf den Fluren um dann die Schule zu verlassen. Und dann standen wir nebeneinander an der Bushaltestelle, stiegen dann nach einigen Minuten in den Bus, fuhren zu mir nach Hause. Wir kamen bei meiner Haustür an, wo dann eine kurze Pause zwischen uns entstand.
"Was wirst du jetzt machen, Kleiner?" Ich überlegte kurz. "Ich werde jetzt den Wagen meiner Mutter ausleihen und dann an den Ort fahren." Baekhyun nickte, er wusste was ich meinte, ich drehte mich zu meiner Haustür, fummelte meinen Schlüssel aus meiner Hosentasche und schloss auf. Bevor ich allerdings das Haus betrat drehte ich mich nochmal kurz um und murmelte ein leises, aber hörbares 'Danke Hyung'. Ich sah, dass er lächelte und das veranlasste mich dazu selbst zu lächeln. "Bis später, Kookie.", hörte ich noch, bevor ich die Tür schloss.
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🌻sunflowers🌻~ vkook
Fanfiction'Jungkook, I love you!' 'Fuck you, Kim!' Was machst du, wenn dein Feind dir plötzlich vor allen Leuten in der Schule seine Liebe gesteht? Jungkook weiß es auch nicht. Er weiß nur, dass seine Vergangenheit ihn wieder einholt. Und damit kann er so ga...