6 - Nein, das ist kein Date!

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Es klingelte und James lief aus der Küche heraus zur Tür. Er machte sich schnell die Hände mit einem Küchentuch sauber, sodass er Sophia, die tatsächlich vorher noch nie in James' Haus war, auch angemessen ins Haus einführen konnte. „Komm rein!", sagte er und öffnete einladend die Tür. „Wow, das ist hier ja noch krasser, als Papa immer meinte...", rutschte es aus Sophia direkt heraus. James lachte leicht beschämt, eigentlich fühlte er sich manchmal etwas schlecht gegenüber der anderen, weil sein Haus in diesem Dorf komplett aus der Reihe tanzte. Die anderen Häuser waren alles hauptsächlich normal große Einfamilienhäuser, seins jedoch eine richtige, kleine Villa. Er bezeichnete es dennoch lieber als 'Haus' und nicht als 'Villa', da er nicht den Eindruck vermitteln wollte, sich besser zu fühlen, als der Rest.

Sophia war mit ihren 19 Jahren ziemlich genau 5 Jahre jünger, als James. Er hatte am 12.07 Geburtstag, Sophia am 14.07, jedoch haben sie noch nie zusammen ihren Geburtstag gefeiert. Das liegt auch daran, dass James erst ein wenig mehr als ein Jahr in High Breeze wohnte. Sophia war 1.67m groß und wirkte daher neben James, wie nahezu jeder andere auch, eher klein. Sie hatte lange, blonde Haare, die knapp über der Hüfte endeten, ein hübsches, symmetrisches Gesicht und war allgemein nahezu immer gut gelaunt. In ihrer Freizeit spielte sie gerne Volleyball, schwamm gerne und machte allgemein viel draußen. Viele ihrer Freunde und Freundinnen waren nach dem Abschluss jedoch umgezogen, daher hatte sie nur noch eine begrenzte Auswahl an Menschen, mit denen sie etwas unternehmen konnte.

„Du kannst deine Schuhe einfach dort drüben ins Regal stellen.", sagte James und zeigte auf das Schuhregal, welches in der Ecke des Eingangsbereiches stand. Sophia zog sich ihre Schuhe aus und stellte sie vorsichtig in das Regal. „Fühl dich wie zuhause!", meinte James, der Sophias etwas unsicheres Verhalten bemerkte. „Man bringe mir meine Krone!", sagte Sophia daraufhin mit verstellter Stimme und brachte damit sich selbst und James zum Lachen. James verschwand in der Küche, holte ein Nudelsieb und stülpte es Sophia über den Kopf. „Bitte, eure Hoheit!", sagte er und musste laut lachen, weil Sophia eine ziemlich mürrische Miene zog. „Dankeschön, mein treuer Diener!", antwortete sie und lief ein paar Meter durchs Haus, als wäre sie auf dem Catwalk. „Komm, lass uns kochen!", sagte James anschließend und leitete Sophia mitsamt Nudelsieb auf dem Kopf zur Küche.

„Die ist ja fast dreimal so groß, wie unsere Küche!", meinte Sophia voller Staunen und sah sich erst einmal genauer in der Küche um. James war dies nach wie vor etwas unangenehm, aber er musste sich damit abfinden. Schließlich war es nun mal so, dass er im Dorf das größte Haus hatte und damit eben auch einen gewissen Grad an Aufmerksamkeit und Anerkennung, zum Teil auch Neid auf sich zog. „Hier ist generell alles dreimal so groß...", murmelte Sophia vor sich hin und stellte sich an das Gartenfenster. Die Küche war über eine große Glasfront mit dem Garten verbunden, sodass man im Sommer alle Rolltüren zum Garten öffnen konnte und so einen freien Durchgang zwischen Garten und Haus erstellte.

„Willst du dir den Garten ansehen?", fragte James. „Ja, gerne!", antwortete Sophia und öffnete eine der Rolltüren. Die Rolltüren bestanden aus mehreren Elementen, sodass sie komplett ausgefahren eine ganze Glaswand bildeten und komplett eingefahren nicht viel mehr Platz einnahmen, als eine normale Tür. Die frische Waldluft wehte den beiden durch die Haare, als James Sophia durch den Garten führte. „Noah hält hier immer alles perfekt im Griff, wenn ich nicht zuhause bin.", erzählte James und nahm den frisch gemähten Rasen oder die blühenden Blumen als Beispiele. „Ja, das hat er mir schon mal erzählt.", stimmte Sophia zu und legte sich auf eine der Gartenliegen, die unter einem Sonnenschirm auf der Terrasse standen. „Herrlich...", murmelte sie und schloss kurz die Augen.

„Wollten wir nicht eigentlich kochen?", fragte James und musste beim Anblick der tiefenentspannten Sophia schmunzeln. „Oh ja, stimmt!", meinte Sophia und stand sofort auf. James lief, gefolgt von Sophia, wieder ins Haus rein und öffnete den Kühlschrank. Er griff nach einem eingewickelten Stück Fleisch, legte dieses auf die Arbeitsplatte und öffnete eine Schranktür, um eine Pfanne herauszuholen. Sophia stand etwas ahnungslos daneben, schließlich kannte sie sich im Haus noch kein Stück aus. Sie sah James aufmerksam bei der Arbeit zu und half ihm, sobald er sie um etwas bat. „Holst du mal bitte die Butter aus dem Kühlschrank?", fragte James, als er das Steak auspackte. Sophia öffnete den Kühlschrank, suchte eine Weile und nahm dann die Butter heraus.

„Messer sind in der Schublade da rechts. Hole mal eins raus und lege ein bisschen Butter in die Pfanne.", sagte James und Sophia kramte ein Messer aus der Schublade hervor. Die Pfanne war schon warm bis heiß, also schmolz die Butter auch recht schnell und das Steak konnte in die Pfanne. Gewürzt war das Fleisch bereits, also mussten sie es nur noch braten. „. Mit schön viel Butter wurde das Steak noch saftiger, den beiden lief bereits das Wasser im Mund zusammen. „Soll ich schon mal den Tisch decken?", fragte Sophia, kurz bevor das Steak fertig war. „Das kannst du machen!", antwortete James und zeigte ihr, wo das Service stand. Sophia fing an, den Tisch für zwei Personen zu decken und musste plötzlich leicht kichern.

„Was ist los?", fragte James neugierig, der Sophia gehört hatte. „Ach, nichts...", murmelte Sophia und musste schmunzeln, als sie das Besteck neben die Teller legte. „Sag doch einfach!", meine James und musste nun auch leicht lachen. „Das ist vollkommen lächerlich.", antwortete Sophia und wollte das Thema begraben. James holte einen Teller aus dem Schrank und legte das fertige Steak drauf. „Sag es doch einfach...", meinte James erneut und war nun echt neugierig.

„Naja... Zu zweit ein Steak essen.", meinte Sophia und wurde leicht rot im Gesicht. James grinste, er hatte sie verstanden. „Wenn du willst, dass das hier ein Date wird, dann hole ich noch schnell den Wein aus dem Keller!", lachte James und stellte das Steak auf dem Tisch ab. „Nein!", meinte Sophia sofort, die Röte in ihrem Gesicht nahm zu. „Naawww, du wirst ja ganz rot! Dazu würde Rotwein farblich doch passen.", stichelte James und setzte sich an den Tisch. „Boar, lass mich mal!", antwortete Sophia nun doch etwas genervter. James entschuldigte sich bei Sophia und schnitt das Steak in der Mitte durch.

Sophia schnitt sich ein Stück ihrer Hälfte ab und führte die Gabel vorsichtig und gespannt zum Mund. Laut ihrem Vater sei dieses Fleisch fantastisch und nun durfte sie selbst einmal kosten. Kaum hatte sie die Gabel in ihrem Mund, verteilten sich die zahlreichen, himmlischen Aromen in ihrem Mund. Ein strahlendes Lächeln zog sich über ihre Lippen und James sah sie schmunzelnd an. „Schmeckts?", fragte er, als wüsste er nicht, was sie antworten würde. „Oh ja!", antwortete Sophia und konzentrierte sich voll und ganz auf ihr Steak. Köstlich!

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