21 - Zurück zur Erde

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Der Morgen graute und die Sonne kitzelte James und Sophia langsam aus dem Schlaf. "Guten Morgen!", sagte James leise und wälzte sich noch ein wenig im Bett umher. "Hey, gut geschlafen?", fragte Sophia und streckte sich kurz. "Ja, dieses Bett ist herrlich!", antwortete James und schloss seine Augen noch für einen kurzen Moment. "Heute können wir zurück nach High Breeze, oder?", antwortete Sophia und drehte sich auf die Seite, sodass sie James angucken konnte. "Ja, ich meine schon.", antwortete James und überlegte kurz. "Komm, lass uns erst einmal aufstehen.", sagte James und schlug die Decke zur Seite auf, um aus dem Bett zu steigen.

Er lief die Wendeltreppe herunter, direkt ins Bad und wusch sich zuerst das Gesicht, Sophia putzte zuerst ihre Zähne. Alle Schränke im Haus waren gefüllt und dies sogar mit passenden Kleidergrößen. "Ich frage mich, wie sie das hier so schnell eingerichtet und überhaupt besorgt haben.", meinte James, der sich ein schwarzes Hemd aus dem Schrank nahm. "Ja, das ist tatsächlich schon erstaunlich.", antwortete Sophia, die sich für ein bauchfreies Oberteil mit Rock entschied. Es ging eine Etage weiter nach unten, wo die beiden sich gemütlich aufs Sofa setzten, ein bisschen miteinander redeten und überlegten, wie sie das hier weiterführen wollten.

Ein Tag in Ang Nasud war ziemlich genau eine Minute auf der Erde. Wenn sie also, während es auf der Erde Nacht ist, nach Ang Nasud gehen würden, könnten sie hier bis zu zwei Jahre am Stück bleiben. Auf der Erde würden zwei Jahre etwa zwölf Stunden sein, also könnte man von 10 Uhr am Abend bis 10 Uhr am nächsten Morgen in Ang Nasud sein, ohne hierbei als vermisst zu gelten, oder sonstiges Aufsehen zu erregen. Nachdem sie etwa eine halbe Stunde auf dem Sofa gesessen haben und überlegt haben, wie es weitergehen soll, machte sich der Hunger bemerkbar. Es ging also eine weitere Etage nach unten, in die Küche.

Der Kühlschrank war komplett eingeräumt, es lag frisches Brot im Brotkorb, nur der Tisch war noch nicht gedeckt. Dies hatten James und Sophia aber innerhalb von wenigen Minuten erledigt und konnten nun anfangen, die erste Mahlzeit des Tages zu genießen. James schmierte sich wie gewohnt Erdbeermarmelade aufs Brot, wohingegen Sophia sich bei ihrem ersten Toast für den Honig entschied. Dazu gab es frischen Orangensaft, der aus eigenem Anbau der Fajro stammte. James aß zum Frühstück stolze 9 Toast, Sophia konnte da mit ihren 2 Toasts nicht mithalten. "Vielfraß!", kommentierte sie, als James sich noch schnell eine Banane schnappte, bevor sie aus dem Turm heraus liefen. Jetzt mussten die beiden nur irgendwie Hudarim finden, doch wie gewohnt fand Hudarim die beiden zuerst.

Das Portal öffnete sich, Hudarim kam heraus und das Portal war wieder verschwunden. So war es mittlerweile Gang und Gebe geworden. "Ist das nicht total entspannt, wenn du mal irgendwo sein musst und dafür nur die paar Schritte laufen musst?", fragte James, der sich schon vor Augen geführt hatte, wie er so deutlich schneller von Manhattan nach High Breeze fahren konnte. "Ja, es ist tatsächlich sehr angenehm.", antwortete Hudarim und lächelte zufrieden. "Von mir aus kann ich euch aber mal nach High Breeze verfrachten.", bot Hudarim an und hielt seine Hand bereit, um das Portal zu öffnen. "Ja, gerne!", antwortete Sophia, die ihre Familie mittlerweile schon etwas vermisste.

"James, du kannst mich jederzeit rufen, ich bin schließlich ein Bote!", sagte Hudarim und öffnete das Portal für die beiden. "Sag einfach meinen Namen und ich bin sofort da.", sagte er noch schnell, bevor die beiden durch das Portal liefen. "Auf der Erde ist es zeitlich außerdem genau umgekehrt.", erklärte Hudarim noch schnell, bevor er die beiden gehen lassen konnte. "Dort ist ebenfalls jeder Tag nur eine Minute in Ang Nasud. Ich kann es mir auch nicht erklären, also wirst du es so hinnehmen müssen.", sagte Hudarim und verabschiedete sich danach von James und Sophia.

James und Sophia kamen in James' Wohnzimmer wieder aus dem Portal heraus und sahen sich kurz in die Augen. War das alles wirklich passiert? War James ein Turm geworden, der ein antikes Volk verteidigen sollte? War überhaupt das von vergangener Nacht echt gewesen? James konzentrierte sich kurz und ließ seine Hand entfachen, es war kein Traum. "Was wollen wir denn jetzt machen?", fragte James und runzelte seine Stirn. Wirklich Lust auf seine Arbeit hatte er nicht mehr. "Wir können spazieren gehen, wenn du willst.", schlug James vor und legte einen Arm um Sophias Hüfte.

"Ich will erst mal kurz meine Familie sehen, dann können wir spazieren.", antwortete Sophia und streichelte ihm über seinen Arm. Während Sophia also kurz bei ihrer Familie war, schrieb James eine Email an die Bank, dass es ihm nicht wirklich gut ginge und er daher heute und morgen nicht mehr wirklich viel arbeiten würde. Da James sonst immer sehr gute Leistungen zeigte, war dies kein Problem und er wurde einfach für die zwei Tage als krank gemeldet.

Nach etwa einer Viertelstunde, also kurz nachdem James seine Bestätigungsemail zur Krankschreibung erhalten hatte, klingelte es an der Tür und Sophia war wieder da. James hoppelte voller Freude zur Tür, öffnete diese und ließ Sophia rein. "Wenn Papa fragt, wo ich diese Klamotten her habe, dann sagst du bitte, dass du sie mir aus New York mitgebracht hast, okay?", sagte sie direkt und gab James danach einen schnellen Kuss. "Jo, kein Problem, mache ich!", antwortete er. James hätte da selber vermutlich gar nicht dran gedacht. "Wollen wir dann jetzt spazieren gehen?", fragte Sophia fröhlich und lächelte James dabei fröhlich an. "Ja, lass uns gehen!", antwortete er und lief zusammen mit Sophia aus der Gartentür heraus in den Wald hinein.

"Was hast du eigentlich alles gemacht, während ich die Prüfung bei dem Schloss hatte?", fragte James Sophia und sah sie neugierig an. "Hudarim hat mir einiges über die aktuelle Aufstellung des Schachspiels erzählt und hat mich ein bisschen im Schloss herumgeführt.", antwortete Sophia, es erschien ihr surreal. "Und wie sieht diese Aufstellung denn aus?", fragte James, der eigentlich von einem normalen Schachspiel ausgegangen war. "Es fehlen nach dir nur noch ein Bauer und die Dame.", erklärte Sophia stapfte durch das Laub. "Wir sind in Ang Nasud so viel barfuß gelaufen, dass es sich irgendwie wieder komisch anfühlt, Schuhe an den Füßen zu haben.", meinte Sophia und sah auf ihre weißen Turnschuhe. "Ja, irgendwie schon.", meinte James und schlug vor, die Schuhe einfach auszuziehen.

Sophia zog sofort ihre Schuhe aus, James ebenfalls. Sie trugen diese einfach in der Hand mit sich und liefen währenddessen fröhlich durch das warme Laub des sommerlichen Waldes. Das Laub lag hier noch vom letzten Jahr, die obere Schicht des Laubes war sogar noch in einem guten Zustand. Weiter unten war bereits vieles zersetzt worden, wie die Natur es nun eben so macht. James erkannte den großen, breiten Baum wieder, an dem er sich vor mehreren Tagen, oder eigentlich nur wenigen Stunden, noch orientiert hatte. Sophia machte einen weiteren Schritt nach vorne, ihr bloßer Fuß drückte sich ins Laub. "Aua!", rief Sophia,als sie ein brennendes Gefühl an ihrem Fuß spürte. Vorherbestimmt?

Schach der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt