9 - Willkommen in Fajro!

129 17 2
                                    

An der anderen Seite des Portals angekommen, standen die drei in einem großen Saal, der mit aufwendigen Wandmalereien, viel offenem Feuer und Gold verziert war. Hudarim stellte James wieder auf den Boden, Sophia hielt er im Arm. James hatte eingesehen, dass er Hudarim deutlich unterlegen war, also zügelte er seine Gefühle etwas und bat Hudarim mit ruhiger Stimme, ob er vielleicht Sophia tragen dürfte. Hudarim sah hier drin kein großes Problem und überreichte Sophia an James. „Wir bringen sie gleich zu unseren Heilern und danach gehen wir beide zu König Alkatar.", sprach Hudarim und lief zu einer großen, offenen Tür, die den Saal mit einem langen Flur verband.

„Wo sind wir hier eigentlich?", fragte James und musste schon fast nebenher joggen, um Hudarim hinterher zu kommen, da seine Schritte deutlich größer waren, als die von James. „Wir sind in Ang Nasud im Schloss der Fajro.", erklärte Hudarim und deutete auf die Flammen-Symbole, die im Fußboden aus Marmor zu sehen waren. James konnte das alles nicht glauben, wurde aber immer neugieriger und aufgeregter. Im Flur kamen ihnen viele Menschen entgegen, die zum Teil so aussahen, als würden sie gerade arbeiten, manche erweckten aber auch den Eindruck, nur spazieren zu gehen.

„Hier rechts können wir deine Freundin abgeben, die kümmern sich dann um sie.", meinte Hudarim und lief in den Raum rein. Sofort liefen zwei junge Damen James entgegen, die ein Liege vor sich her rollten. „Was ist mit ihr passiert?", fragte eine der beiden Krankenschwestern. „Sie ist nur ohnmächtig geworden, als sie mich gesehen hat.", antwortete Hudarim und musste lachen. „Natürlich, was denn auch sonst?", antwortete die Krankenschwester lachend. „Hey, ich bin übrigens Jane!", sagte sie dann zu James und hielt ihm die Hand hin. James legte Sophia auf die Liege und reichte Jane die Hand. „Freut mich, ich bin James!".

Eigentlich sah im Schloss alles ziemlich genau so aus, wie auf der Erde. Es erweckte nur den Eindruck, als sei die Zeit hier vor einigen Jahrhunderten stehengeblieben, da alles für James sehr mittelalterlich und allgemein alt wirkte. „Sie ist in spätestens einer Stunde wieder fit!", sagte Jane abschließend und schob zusammen mit ihrer Kollegin Sophia hinfort. „Keine Sorge, sie werden Sophia gut behandeln.", meinte Hudarim zu James, als er merkte, dass dieser etwas nervös wirkte. Hudarim lief wieder aus der Krankenstation heraus und James hoppelte ihm hinterher.

„Wieso muss ich denn jetzt zum König?", fragte James, da seine Kniee langsam schon etwas weicher wurden. „Keine Sorge.", antwortete Hudarim und wollte James beruhigen. „König Alkatar will dich nur kennenlernen, wie jede andere Figur auch.", fuhr er fort und lief auf eine Treppe zu. James folgte Hudarim einfach, ohne weitere Fragen zu stellen und sah nur um sich herum. Der Flur war bei der Treppe viel breiter und größer, vor ihnen, oben an der Treppe, war ein großes Tor. Ihnen kam langsam immer heißer werdende Luft entgegen, umso näher sie dem Tor kamen.

„Das hier ist der Thronsaal von König Alkatar.", sagte Hudarim und lief durch das Tor. Der Saal war gigantisch groß, weit hinten war ein großer Thron zu erkennen, hinter dem die Lava eines Vulkans floss. „Hallo, Hudarim!", rief eine tiefe Stimme vom Thron aus. Der König stand auf und lief den beiden langsam auf einem roten Teppich entgegen. Der König trug eine goldene, verzierte Rüstung, einen feuerroten Umhang und sein Haupt wurde mit einer prächtigen Krone, auf der eine goldene Königsfigur befestigt war, beschmückt.

Ehrfürchtig verneigte James sich vor dem König und versuchte, ihn am Besten gar nicht anzugucken. „Du bist also James?", sprach König Alkatar und brachte damit James dazu, ihn wieder anzusehen. „Ja, das stimmt.", antwortete James mit vor Nervosität schon kratzig gewordener Stimme. „Du kannst dich hier komplett entspannen, dir wird hier schon nichts passieren.", meinte Alkatar und drehte sich wieder zu seinem Thron. „Willkommen in Fajro!", sagte er mit erhobener Stimme, lief zu seinem Thron und nahm wieder Platz.

James bedankte sich dafür, willkommen geheißen zu sein und fragte den König, was dies nun alles zu bedeuten hatte, wieso die Schachfigur in ihm war und was er jetzt machen musste. Der König erklärte, wie Hudarim vorhin bereits angedeutet hatte, dass die vier Völker in einen Konflikt geraten waren und man hier in Ang Nasud nicht mit Armeen, sondern mit Schach einen Kampf austrug. Da James nun den rechten Turm der Fajro in sich beherbergte, musste auch er mitkämpfen.

„Der Turm verleiht dir viel Kraft und Ausdauer, sowie eine enorme Resistenz beziehungsweise Rüstung.", erklärte Alkatar langsam und ruhig, sodass James gelassen zuhören konnte. „Wir werden dich trainieren und dir deine Fähigkeiten bewusst machen.", verkündete Alkatar und zeigte mit einem Finger auf Hudarim. „Du wirst James ausbilden!", sagte er zu Hudarim, der sich dem Willen seines Königs sofort fügte. „Nach altbekannten Methoden.", schob Alkatar hinterher und räusperte sich kurz. „Soll ich jetzt gleich damit anfangen?", hakte Hudarim nach, der König stimmte zu.

Hudarim und James liefen wieder aus dem Thronsaal heraus und wollten nun Sophia abholen. Als die beiden in den Eingangsbereich der Krankenstation hereinliefen, saß Sophia dort auf einem Stuhl und unterhielt sich mit einer der Krankenschwestern, die sich neben sie gesetzt hatte. Sobald sie James bemerkt hatte, sprang sie sofort auf und rannte zu ihm, umarmte ihn und gab ihm einen Kuss. „Hey, schön, dass es dir wieder gut geht!", begrüßte James sie und gab ihr einen Kuss zurück.

Hudarim erinnerte James daran, dass sie jetzt gleich mit dem Training anfangen wollten. Sophia wurde neugierig und wollte wissen, wofür James ein Training brauchte, da er ja schließlich schon einen recht trainierten Körper hatte. Hudarim erklärte, dass es sich nicht um ein normales Training handelte, sondern darum, dass James seine Fähigkeiten kennenlernen konnte. Sophia wurde neugierig und fragte Hudarim, ob sie bei James' Training dabei sein könnte. „Kein Problem! Vielleicht ist das sogar umso besser.", antwortete Hudarim und schenkte Sophia ein Lächeln.

Hudarim öffnete ein Portal und sagte James und Sophia, sie sollen hindurchgehen. Nach ihnen stieg auch Hudarim noch kurz durch das Portal, sie waren alle in einem Wald. „Wenn du dich auf die Figur in dir konzentrierst, dann wirst du ihre Kräfte nutzen können. Die Figur sucht sich selbst einen Ort, an dem sie sich festsetzt. Sie wird also wahrscheinlich nicht mehr an der Stelle sein, wo sie in deinen Körper gedrungen ist.", erklärte Hudarim an James, der ihm verständnisvoll zunickte. Sophia konnte dem Ganzen ebenfalls folgen, da die Krankenschwester sie ein wenig über das Schachspiel informiert hatte.

„Zuerst wirst du lernen müssen, mithilfe deiner Kräfte überleben zu können.", sagte Hudarim abschließend und öffnete ein Portal. „Ich habe ein wachendes Auge über dich und werde einschreiten, wenn es notwendig ist.", waren seine letzten Worte, bevor er durch das Portal lief, welches sich, wie gewohnt, direkt hinter ihm schloss.

Nun standen die beiden allein in einem Wald, in einer ihnen unbekannten Welt, mit unbekannten Gefahren. Sie sahen sich kurz ratlos an und waren beide mal wieder komplett überrumpelt. „Wie sind wir hier nur gelandet?!", sage Sophia panisch und lief gestresst im Kreis. „Ich weiß es auch nicht, aber wir schaffen das schon.", meinte James und wollte sie etwas beruhigen. „Und was ist, wenn Hudarim gerade nicht aufpasst und wir dann irgendwie sterben, oder so?!", rief Sophia hysterisch und schlug die Hände vors Gesicht. „Das wird nicht passieren.", antwortete James mit beruhigender Stimme und nahm Sophia in die Arme, obwohl auch er genau diese Angst verspürte. Verloren?

Schach der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt