12 - Eine Nacht im Wald

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James versuchte weiterhin verzweifelt, das Holz irgendwie anzuzünden, vergebens. Langsam stieg im Wald die nächtliche Kälte hervor, welche Sophia schnell zum Frösteln brachte. James meinte zu ihr, sie solle sich an ihn klammern, um etwas von seiner Körperwärme aufnehmen zu können. Dies tat sie und so klammerte sich Sophia an James' Rücken. Ihr Shirt war vom Sammeln des Holzes dreckig, die Hose nun auch mit kleinen und größeren Rissen versehen, Schmutz an den Fingern und verwuschelte Haare. James sah nicht viel besser aus, seine Haare waren vom Fischen noch ein wenig feucht.

James schluchzte leise: „Es tut mir leid, dass du jetzt wegen mir hier bist.". Langsam ging ihm die Kraft aus, den Ast weiterhin zwischen seinen Händen zu drehen. Sophia legte ihren Kopf auf seine Schulter und flüsterte ihm ins Ohr, dass das hier eher ein Geschenk für sie sei, da sie so viel Zeit mit James verbringen konnte. Wenn sie noch in High Breeze wären, säße James nun sicherlich allein in seinem Haus und würde arbeiten. James tat alles dennoch schrecklich leid und eine Träne rollte ihm über die Wange. Sophia, die ihre Arme von hinten um James' Brustkorb herum gelegt hatte, spürte eine plötzliche Wärme in James aufkommen.

James Brustkorb glühte rot auf und pulsierte, wie das Mal zuvor, Sophia war auf einen Sicherheitsabstand von einem Meter gerückt. Bei jedem Puls bahnte sich die Rotfärbung weiter durch James Körper, sodass auch nach und nach die Schultern, Oberarme, Unterarme und zuletzt auch die Hände glühten. Die Färbung war noch nicht in James' Beine oder Kopf gedrungen. Intuitiv hielt James seine Hände aneinander und zwischen ihnen entstanden kleine Flammen. Er konzentrierte sich vollkommen auf seine Hände, die er mitsamt Flammen langsam auf das Holz zubewegte. Das Holz fing an zu qualmen und schon bald loderten die ersten Flammen.

Die Rotfärbung nahm schlagartig wieder ab und James fiel erschöpft nach hinten, sodass er mit seinem Kopf auf Sophias Schoß landete. Sie streichelte ihm durchs Haar und flüsterte leise: „Das hast du gut gemacht.". James kam schnell wieder zu Kräften und fing an, den ersten Fisch möglichst stabil auf einen dünnen Zweig aufzuspießen, sodass er ihn braten konnte. „Was meinst du, wie lange das ungefähr muss?", fragte Sophia, die mit ihrem Kopf gegen James' Schulter lehnte. „In der Regel um die 25 Minuten auf Umluft. Wie lange das bei offenem Feuer dauert, weiß ich nicht.", antwortete James und bewegte den Fisch über dem Feuer hin und her.

Nach einer geschätzten Viertelstunde nahm James den Fisch aus dem Feuer, welcher nun knusprig gebraten war. An manchen Stellen etwas schwarz, aber noch durchaus genießbar. „Deckst du den Tisch?", fragte James Sophia und grinste sie dabei an. „Natürlich, hol du dann mal den Wein!", antwortete sie und musste lachen. Sie sahen sich beide etwas ahnungslos an, da keiner genau wusste, wie sie den Fisch nun essen konnten. James wagte den Sprung ins kalte Wasser und biss einfach rein. „Wow, das geht sogar voll klar!", meinte James nach kurzem Kauen und zog sich ein paar Gräten aus dem Mund.

Er hielt Sophia den Fisch hin, sie nahm diesen mit einem Nicken entgegen und biss ein kleines Stück des Fisches ab. Auch sie stellte fest, dass der Fisch durchaus gut schmeckte und lächelte vor Glück. Endlich gab es Essen! James zog den Ast aus dem Fisch heraus und spießte damit den nächsten Fisch auf, welchen er ebenfalls zum Braten übers Feuer hielt. „Wenn wir das so machen, dann brauchen wir noch Ewigkeiten, bis alle Fische gebraten sind.", meinte Sophia, stand mit dem Fisch in der Hand auf, biss nochmals ab und suchte daraufhin nach weiteren, dünnen und langen Ästen.

Nach wenigen Augenblicken kam sie mit einer Handvoll Äste zurück, die sie zu James ans Feuer legte. James steckte erst den Ast, welchen er noch in der Hand hielt, in den Waldboden und wartete kurz ab, ob der Ast auch stabil im Boden verankert war. Danach nahm er einen der Äste, die Sophia geholt hatte, spießte dort den nächsten Fisch dran auf und hing diesen Fisch neben den anderen übers Feuer, indem er auch den zweiten Ast in den Waldboden schob. Hiernach folgte der dritte Ast mitsamt Fisch.

Während die anderen Fische noch über dem Feuer hingen, teilten sich Sophia und James den ersten Fisch. Da der Hunger groß war, hatten sie diesen schnell aufgegessen und kuschelten sich danach vor dem Feuer zusammen, sahen in das flackernde Licht der Flammen, in die dunkle Tiefe des Waldes und in die glitzernde Ewigkeit der Sterne. Sophia drehte ihren Kopf leicht zur Seite und gab James einen sanften Kuss auf die Lippen, welchen er erwiderte. Nach ein paar Minuten waren dann auch die weiteren Fische bereit, gegessen zu werden. James zog nach und nach die Äste aus dem Boden und legte die Fische auf den großen, flachen Stein. Sophia und James nahmen sich beide einen der drei Fische und aßen genüsslich weiter.

„Es ist irgendwie total entspannend, obwohl es sehr anstrengend ist.", meinte Sophia und warf ein weiteres Stück Holz ins Feuer. „Ich kann mir vorstellen, dass manche das hier als Urlaub machen.", meinte James und wanderte mit seinem Blick in den Sternenhimmel. „Die haben dann nur vermutlich noch lauter Werkzeug und Gadgets dabei.", antwortete Sophia mit einem leicht herablassenden Unterton. „Klar, die können sich auf sowas ja vorbereiten.", erklärte James und biss ein Stück seines Fisches ab. Mittlerweile schluckten beide die Gräten einfach mit herunter, da es zu mühsam war, jede einzelne Gräte aus dem Mund zu ziehen.

James und Sophia unterhielten sich noch eine Weile über Hobbys, James' Beruf, Ang Nasud und viele weitere Themen. Als sie beide ihren Fisch aufgegessen hatten, teilten sie sich den letzten, übrigen Fisch und kuschelten sich beim Essen vor dem Feuer zusammen. Zwischendurch flogen kleine Schwärme an Glühwürmchen an ihnen vorbei, was dem nächtlichen Wald einen magischen Anblick verlieh. Nun, wo sie gegessen und getrunken hatten, konnten sie alles wieder deutlich positiver sehen.

Nachdem sich die beiden ein paar Meter vom Feuer entfernt zum Schlafen hinlegten, wurden die Flammen langsam schwächer und erloschen nach einiger Zeit komplett. Arm in Arm sanken die beiden langsam immer tiefer in einen festen, entspannenden Schlaf. Alles war ruhig und friedlich, nur leichtes Plätschern des Sees, aus der Ferne die Rufe eines Uhus. Überlebt.

Schach der ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt