Chapter 52

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"Thats the thing about pain. It demands to be felt."

Während ich mich verwirrt in der Trainingshalle umschaute, schnappte ich nach Luft und versuchte mich selbst zu beruhigen. Einige Meter von mir entfernt vernahm ich ein leises Grummeln und beschloss, dass dort wohl Damian liegen würde. Noch immer sichtlich verwirrt lief ich auf das Geräusch zu und fand einen auf dem Boden liegenden Damian vor.

,,Das war...heftig?!" Er richtete sich stöhnend auf und rieb sich den Nacken. Ich bekam kein Wort heraus. Was war da gerade passiert? Vor meinem inneren Auge hatte sich eine komplett andere Situation mit anderen Personen abgespielt. ,,Ich hab doch gesagt, dass das funktionieren wird." Langsam richtete er sich auf und musterte mich. ,,Ist alles in Ordnung?" Mein Atem wurde langsamer und ich schien mich endlich zu beruhigen. ,,Ich...ich glaube schon", stotterte ich vor mich hin.

,,Wen auch immer du dir da vorgestellt hast, diese Person muss dir verdammt viel bedeuten, weil du hattest eine heftige Wut auf mich." Wenn er nur wüsste, dass er diese Person gewesen war. Verdammt. Ich hätte mich auf diese ganze Sache nicht einlassen sollen. Aber Damian musste ja nicht erfahren, dass er diese Person gewesen war.

,,Wen hast du dir denn vorgestellt?" War das sein Ernst? Dieser Kerl machte es mir wirklich nicht leicht. Ich schaltete mein Gehirn nochmals auf Hochtouren, um mir in Rekordzeit eine wichtige Person einfallen zu lassen. ,,Lily", schoss es wie aus einer Pistole aus meinem Mund. Vielleicht etwas zu schnell, denn Damian hob misstrauisch die Augenbrauen.

,,Lily?" Was war so falsch an ihr? Ich liebte sie. Schließlich war sie hier meine beste Freundin und unterstütze mich in jeder erdenklichen Situation. ,,Ja?! Sie bedeutet mir sehr viel", bestätigte ich Damians Frage. Er schien mir immer noch nicht zu glauben, aber nickte langsam mit dem Kopf. Anschließend zuckte er mit den Schultern und lief an mir vorbei. ,,Wenn du das sagst."

,,Ja, das sage ich. Hast du ein Problem damit?" Ich drehte mich um und starrte auf seinen breiten Rücken. Er war zum Stillstand bei meinen Worten gekommen, drehte sich jedoch nicht um. ,,Lass es einfach gut sein, Eve." Die Stimmung hatte sich in innerhalb von ein paar Minuten um das dreifache verschlechtert.

,,Was meinst du damit?", hakte ich nach. Ich verstand wirklich nicht, was schon wieder sein verdammtes Problem war. ,,Hör auf ständig in allem und in jedem den Streit zu suchen, wenn es um mich geht."

Wie bitte?!

In der Zwischenzeit hatte er sich umgedreht und starrte mir nun mit einem eiskalten Blick in die Augen. ,,Es ist einfach so passiert, okay? Wir haben uns geküsst, gut verstanden und dann habe ich dir gebeichtet, dass das alles eine Lüge war. Komm damit klar." Und dann hatten wir uns zufällig noch einmal geküsst. In der Dusche. Seine Worte trafen mich wie ein Dolch ins Herz und ich spürte bereits, wie sich mit Schmerz gefüllte Tränen auf den Weg machten.

,,Darum ging es doch gar nicht", erwiderte ich und starrte ihn noch immer sprachlos an. Hatte ich vielleicht doch etwas falsches gesagt? Oder mich in die ganze Sache zu sehr hineingesteigert?

Damian rieb sich angestrengt die Stirn und seufzte. ,,Du verstehst das einfach nicht, oder?" Er stellte mich dar, als wäre ich schwer von Begriff. ,,Dann erkläre es mir doch!" Erneut seufzte er fast schon theatralisch. ,,Ich habe es eben in deinem Blick gesehen, Eve." Langsam machte er wieder ein paar Schritte auf mich zu, aber blieb auf genügend Abstand. ,,Du hast mich in deiner Vorstellung gesehen, hab ich recht?"

Ich zog scharf die Luft ein. Das konnte er nicht wissen. Woher auch? ,,Weißt du noch, wie Mike erzählt hat, dass wir Varii die Gefühlslage von anderen spüren können?" Natürlich erinnerte ich mich daran. So lange war es schließlich noch nicht her. Also nickte ich verhalten.

,,Ich kenne deine Gefühle mir gegenüber auswendig, Eve. Während unserem ersten Kuss habe ich sie zum ersten Mal gespürt." Oh nein. Ach du heilige Scheiße. Das hieß nichts Gutes. Konnte er meine Gefühle immer noch spüren? ,,Danach immer häufiger und als alles vorbei war, konnte ich deine Wut spüren, gemischt mit Enttäuschung." Wenigstens konnte er spüren, wie dreckig es mir ging.

,,Vorhin habe ich wieder etwas von dir empfangen. Es war ähnlich, wie in der Zeit, als noch alles in Ordnung war. Das war für mich die Bestätigung, das du mich ausgesucht hast." Verdammt. Konnte ich einmal etwas tun, ohne dass jemand anderes es mitbekam?

,,Das war mein Unterbewusstsein", informierte ich ihn, obwohl es die Sache nicht besser machte. ,,Es ist egal was es war, aber ich darf es nicht mehr herausfordern. Das war meine Schuld", gab er schuldbewusst zu. Herausfordern? ,,Wie gesagt. Du musst mit der Sache klarkommen." Das sagte er so einfach. Wie sollte man mit so einer großen Lüge klarkommen? Er hatte mich verletzt und enttäuscht. Keine gute Mischung mit meiner jetzigen Situation in diesem Haus.

,,Und wie soll das gehen?!" Ich spielte nun mit offenen Karten. Schließlich konnte er meine Gefühle spüren oder sehen oder was auch immer. Lügen wäre zwecklos. ,,Mit der Wahrheit." Ich starrte ihn verwirrt an. Mit der Wahrheit? ,,So hart es klingt, aber ich muss es einmal richtig sagen." Langsam verstand ich, was er sagen wollte. Tatsächlich hatte ich keine Lust, das zu hören, aber die Tatsache, das ich bereits damit rechnete und es mir in den letzten Tagen bereits immer wieder gesagt hatte, machte das um einiges erträglicher.

,,Ich liebe dich nicht und werde es nie tun." Boom.

Perdition - VerderbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt